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Schlachthof Nürnberg

Vom altehrwürdigen Schlachthof in Nürnberg ist heute nicht mehr viel übrig. Neuen EU-Hygiene-Richtlinien konnte der Betrieb 1997 nicht mehr entsprechen. Wirtschaftlich rentabel war der Schlachtbetrieb zu dieser Zeit auch nicht mehr. Seine Schließung erfolgte am 30. Juni 1997.


Sein Vorgänger an der Pegnitz, das Fleischhaus an der Fleischbrücke, entsprach den wachsenden Anforderungen in der zweiten Hälfte des 19. Jh. nicht mehr und so entschloss man sich für einen größeren Neubau außerhalb der Stadtmauern. Nach über 20-jähriger Planungsphase wurde der neue Schlacht- und Viehhof am 16. September 1891 eröffnet.

Das neue Areal zwischen Rothenburger- und Schwabacher Straße bot auch noch genügend Platz für spätere Erweiterungen, die auch schon kurz nach der Eröffnung notwendig wurden. Konrad Rogner, der damalige Direktor des Schlacht- und Viehhofs schrieb 1900: "Die rasche Zunahme der Bevölkerung in den größeren Städten drängt die Verwaltungen derselben unaufhaltsam zur Errichtung von Anstalten, welche die zuverlässige und ausreichende Versorgung der Einwohner mit den notwendigen Lebensmitteln ermöglicht."

Das ca. sieben Hektar große Gelände umfasste Stallungen, Waaghaus, Markthallen für Groß- und Kleinvieh, Schlachthallen sowie die Verwaltungsgebäude. Eine eigene Gaststätte war direkt neben dem Eingang errichtet worden. Für die anfallenden Massen an Blut hatte man zur Sammlung eigens ein "Bluthaus" eingerichtet. Die Kühlräume befanden sich in den Kellern der jeweiligen Schlachthäuser.

Eine Auflistung aus dem Jahr 1899 veranschaulicht den Fleischbedarf der industriell aufblühenden Frankenmetropole. Geschlachtet wurden:
129.812 Schweine
  34.422 Kälber
  23.921 Schafe und Lämmer
  16.471 Ochsen
    4.223 Kühe
    2.624 Stiere
    2.011 Rinder
       
613 Pferde
Der ständig wachsende Bedarf machte Erweiterungsbauten notwendig. So entstand 1925 die Großviehmarkthalle gefolgt von weiteren Bauten in den 1950/60er Jahren. Die ab 1959 entstandenen Hallen wurden als "Kiefsche Hallen" bezeichnet, benannt nach Architekt Theo Kief.

Wie eingangs erwähnt, kam das Aus für den Nürnberger Schlachthof 1997. Über eine zukünftige Nutzung des Areals wurde heftig diskutiert. Schließlich entschied man sich für eine Neubebauung als Wohngebiet. Dies bedeutete für große Teile der historischen Bausubstanz den Abbruch. Die schönen Backsteingebäude mit ihren Gusseisensäulen mussten den Abrissbaggern weichen.

Erhalten werden konnte die Gaststätte, ein Teil der "Kiefschen Hallen", sowie das Verwaltungsgebäude in dem heute der Kulturladen Rothenburger Straße (KuRo) beheimatet ist. Der angebaute Neubau, "Villa Leon" genannt, dient als Kultur- und Bürgerzentrum. In einem Kachelbau der fünfziger Jahre fand das Kinderkulturzentrum eine neue Heimat. Die Umgestaltung des Schlachthof-Areals ist derzeit (2008) noch nicht ganz abgeschlossen.

Apropos Umgestaltung! Mit dem Abriss wichtiger Zeugnisse Nürnberger Industrie-Architektur befindet sich der Schlachthof in "bester Gesellschaft" – Paketpostamt weg, Milchhof weg und vom Tafelwerk existiert auch nur noch ein kümmerlicher Rest. Wenigstens hat man beim Schlacht- und Viehhof nicht so radikal gehandelt wie beim ehemaligen Nürnberger Milchhof.

Für eine andere Ruine konnte die Stadt Nürnberg noch keine Lösung finden. Es handelt sich um das direkt gegenüber liegende Gelände mit seiner denkmalgeschützten Fabrikantenvilla, besser bekannt unter dem Namen "Zucker-Bär", dem ein eigenes Kapitel gewidmet ist.


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Text: mw
Fotos:
Verwendete Literatur: LUS, SLN

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