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Visionen: Verkehrszentrum City und Noris-Center

Fast hätte der 1906 eingeweihte Neubarockbau einer Vision der Stadtplaner weichen müssen. Die Rede ist vom Nürnberger Hauptbahnhof, der in den 1960er Jahren als veraltet galt. Heinz Schmeißner von der Bauverwaltung legte in dieser Zeit eine Planungsstudie vor, die eine Überbauung der Bahntrassen und des Bahnhofbereichs vorsah.


Die südliche Altstadt sollte mit der Südstadt funktional verbunden werden. Da die Bahnanlagen eine Abtrennung der Stadtteile darstellte, war in den Planungen eine vierspurige Schnellstraße über der Bahntrasse vorgesehen. Das Verkehrszentrum City sollte den Dreh- und Angelpunkt der Autobahn bilden. Angedacht war eine komplette Überbauung der Gleisanlagen südlich des Hauptbahnhofes. Eine Drehscheibe für den öffentlichen Nahverkehr sollte nach dem Willen der Planer als Verbindung von Süd- und Altstadt entstehen. Der Komplex sollte neben 2.000 Parkplätzen auch Einkaufsmöglichkeiten, Gaststätten sowie Hotel- und Büroräume bieten. Selbst ein Hubschrauberlandeplatz war für eine schnelle Verbindung zum Flughafen vorgesehen. Wirtschaftlich gesehen baute man auf die starke Frequentierung der Verkehrsdrehscheibe Hauptbahnhof.

Ein weiteres Gebäude war in der Südstadt, unweit des Verkehrszentrums City, direkt an der Schnellstraße geplant. Das sogenannte Noris-Center war für unterschiedlichste Nutzungen konzipiert. Die Unterbringung des Technischen Rathaus, des Europäischen Patentamtes waren ebenso im Gespräch wie die lntegration von Hotel- und Gaststättenbetrieben. Kulturelle Angebote wie Kino, Theater und Volkshochschule sollten den Gebäudekomplex ergänzen.

Das Vorhaben Verkehrszentrum City wurde über die Jahre immer wieder diskutiert, aber nie realisiert. Erst 1975 wurde der Plan nach nochmaligem, kurzzeitigem Aufgreifen endgültig aufgegeben.

Der Autor kann nicht beurteilen ob die Realisation dieser Vision aus heutiger Sicht negativ oder positiv zu bewerten wäre. Wahrscheinlich würde man es heute als Bausünde bezeichnen. Glücklicherweise wurde das Köma-Projekt, ein 430 m langer Bau auf 12.000 qm vis-à-vis des Bahnhofgebäudes, der vom Frauentorturm bis zur Norishalle reichen sollte ebenfalls nicht realisiert. Stellt man sich vor, dass die in unmittelbarer Nachbarschaft gelegenen Großprojekte in die Tat umgesetzt worden wären, würde das heutige Stadtbild im Bahnhofsbereich eher an eine Satellitenstadt erinnern – Metropolis lässt grüßen.

Der Hauptbahnhof ist uns also erhalten geblieben, obwohl er in den 1960er Jahren als veraltet galt. Altmodisch ist er heutzutage aber nicht. Die Deutsche Bahn AG hat ihn zwischen 1999 und 2002 aufwändig restauriert. Neben den bahnbezogenen Serviceleistungen findet man dort Gastronomiebetriebe und Einkaufsmöglichkeiten aller Art. Anstatt der Schnellstraße wurde in deren Teilbereich der Südstadtpark verwirklicht. Die Angebote des geplanten Noris-Center wurden in die vorhandene Stadtteilstruktur integriert.


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Text: mw
Fotos:
Verwendete Literatur: DNA, SLN

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