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Volksbad Nürnberg

Schon seit 1994 liegt eine Nürnberger Jugendstilperle im Dornröschenschlaf: Das Volksbad. Bis heute (Juni 2008) konnte keiner der Pläne für eine Sanierung und Neunutzung umgesetzt werden, bzw. ein geeigneter Investor gefunden werden.


Bereits 1874 hatte man in Nürnberg Pläne für ein Volksbad. Der damalige Bürgermeister von Stromer hatte eigens ein Komitee zur Errichtung einer städtischen Badeanstalt am Maxfeld ins Leben gerufen. Da Johann Christoph Bromig, der Besitzer des Wildbades, eine Modernisierung seiner Einrichtung in Aussicht stellte und die Kosten für das neue Projekt relativ hoch waren, scheiterte dieses Vorhaben. Ein weiterer Versuch für eine städtische Badeanstalt neben dem Katharinenkloster im Jahr 1895 unter Federführung des Bürgermeisters von Schuh, stieß auf den Widerstand des Kollegiums der Gemeindebevollmächtigten.

Relativ spät entschloss man sich, auch in Nürnberg ein Volksbad zu errichten. Nachdem sich die Kollegien einig waren, beauftragte man 1900 den Ingenieur Friedrich Küfner mit der Planung einer solchen Einrichtung. Als Bauplatz war das Gelände des alten Gaswerks an der Rothenburger Straße vorgesehen. Dass das Gebäude erst 1913 fertig gestellt wurde, ist auf Probleme beim Abriss der Industrieruine, sowie Schwierigkeiten hinsichtlich der Warmwasserversorgung zurückzuführen.

Nachdem Stuttgart seit 1889, München (1901) und Augsburg (1903) bereits eine städtische Badeanstalt besaßen, konnte am 2. Januar 1914 auch in Nürnberg ein Volksbad eröffnet werden. Der Jugendstilbau wurde mit zwei Schwimmhallen für Männer und Frauen, 66 Wannenbädern, 14 Duschen, einem Dampfbad sowie Frisier- und Erfrischungsräumen ausgestattet. Ein Hundebad war ebenfalls integriert.

Nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wurde das Jugendstilbad bis 1959 wieder aufgebaut und war in den 1960er Jahren bei der Bevölkerung sehr beliebt. Doch das Volksbad bekam in den 1970er Jahren Konkurrenz durch andere, modernere Hallenbäder (Südbad 1970, Katzwang 1974/75, Nordostbad 1978). Nürnbergs erstes Hallenbad war nun etwas in die Jahre gekommen, hatte aber immer noch eine, wenn auch etwas kleinere, treue Anhängerschar. Trotz der Sanierungsarbeiten im Jahr 1988 wurde die Badeanstalt 1994 wegen Unrentabilität geschlossen. Den Zweitguss einer Reiterfigur des Neptunbrunnens die sich seit 1914 im Volksbad befand, übersiedelte man an den Wöhrder Talübergang, wo sie in Sommermonaten einen mächtigen Wasserstrahl in den Wöhrder See pustet.

Das Volksbad neben dem Planetarium wartet jetzt auf einen Investor der es aus dem Dornröschenschlaf wachküsst. Einige Pläne wurden der Stadt in den letzten Jahren vorgelegt, doch irgendwie konnte man sich mit den Geldgebern nicht einigen. Das der Badetempel wieder einmal eine nostalgische Badeanstalt wird, glauben die wenigsten. Außer auf ein paar Einzelveranstaltungen wie eine Erotikmesse, Künstlerlesung oder Techno-Veranstaltung hat der ehrwürdige Bau keine Besucher mehr gesehen. Ein schlüssiges Konzept samt finanzkräftigem Investor ist heute noch nicht in Sicht (Stand: Juni 2008). Bleibt zu hoffen, dass die Jugendstilperle nicht allzu viel Zugeständnisse an den Investor machen muss. Die Grenzen zwischen Denkmalschutz und Kapital können manchmal sehr verschwommen sein, wie uns der Verfall bzw. die unsachgemäße Behandlung des ehemaligen Milchhofs gezeigt hat. Er existiert nicht mehr – er wurde "kaputt gerettet".

Nachtrag, 26.10.2009

Retter für das Volksbad?

Wie den "Nürnberger Nachrichten" vom 21.10.09 zu entnehmen war gab es letztes Jahr Investoren (das war dem Verfasser bis dato nicht bekannt), die sich um das Volksbad beworben hatten. Für einen Bewerber soll sich die Stadt bereits entschieden haben. Der will aus der brachliegenden Jugendstilperle einen Wellnesstempel machen wie es in dem Artikel heißt.

Doch der kann das Projekt aufgrund der Banken- und Wirtschaftskrise momentan nicht stemmen. OB Ulrich Maly gegenüber den NN: "Der Investor hat uns mitgeteilt, dass er derzeit von den Banken kein Geld bekommt." Die Stadt würde das Engagement mit einem zinsvergünstigtem Darlehn in Höhe von fünf Millionen Euro unterstützen, die momentan eingespart werden können. Wird es also in naher oder ferner Zukunft doch wieder Badebetrieb im Volksbad geben? Man darf gespannt sein.

Nachtrag, 01.12.2009

Kein städtisches Darlehn mehr für das Volksbad

Eines der Lieblingsprojekte von OB Maly ist jetzt offiziell auf Eis gelegt worden. In einer Stadtratsitzung am 19.11.09 wurde beschlossen, dass das Darlehn in Höhe von fünf Millionen Euro für einen möglichen Volksbad-Investor bis auf Weiteres nicht zur Verfügung steht. Im Stadthaushalt für 2010 ist diese Summe nicht mehr enthalten. Zwar wird weiterhin eine Nassnutzung für das Volksbad favorisiert, aber ob dies in Zukunft umsetzbar ist bleibt fraglich.

Der schweizerischen Kannewischer-Gruppe, die Zeitungsberichten zufolge weiter an dem Objekt interessiert ist, fehlt aufgrund der Wirtschaftskrise die Unterstützung der Banken. Bei einem Investitionsvolumen von geschätzten 25 bis 30 Millionen Euro, hatte sich die Stadt mit der Darlehnszusage eine rasche Sanierung der Jugendstilperle erhofft. Momentan kann sich niemand vorstellen, dass ohne finanzielle Unterstützung Bewegung in die Sache kommt. Somit wird das altehrwürdige Volksbad die nächsten ein, zwei ... Jahre weiterhin im Dornröschenschlaf liegen. Eventuell muss man nach dieser Zeit völlig neu planen. Wäre schade, wenn eine Nassnutzung (Wellness-Bad) aufgegeben werden müsste.

Nachtrag, 20.10.2010

"OB Maly: Volksbad bleibt für immer trocken"

Diese Überschrift war in der heutigen Ausgabe der "Nürnberger Nachrichten" zu lesen. Nürnbergs derzeitiger Oberbürgermeister, Dr. Ulrich Maly, hat seinen Plan, das Volksbad wieder als Badeanstalt aufleben zu lassen offenbar aufgegeben. Laut dem Artikel hat er auf einer Bürgerversammlung in Gostenhof geäußert: "Mein Optimismus ist geschwunden." Nachdem Maly seit 2005 dafür kämpfte, die Jugendstilperle wieder mit einer Nassnutzung zu reaktivieren, tendiert diese Hoffnung jetzt gegen null.

In dem Zeitungsbericht war auch zu lesen, dass der NN-Redaktion Informationen vorliegen nach denen es Interessenten gibt, die im Volksbad ein arabisches Museum einrichten möchten. Angeblich will ein Scheich einen zweistelligen Millionenbetrag investieren.

Mögliche Investoren, die in den vergangen Jahren eine Umnutzung mit Gastronomie, Wellness und Shopping realisieren wollten sind längst abgesprungen. Auch die Schweizer Kannewischer-Gruppe sitzt nicht mehr mit im Boot. Das Darlehn der Stadt über fünf Millionen Euro steht auch nicht mehr zur Verfügung (s. oben). Jetzt dürfte es außerordentlich schwierig werden, einen Kapitalanleger zu finden der 20 oder 30 Millionen Euro in das brachliegende Schmuckstück investiert. Ob sich Interessenten aus den Vorjahren reaktivieren lassen bleibt fraglich.

Die CSU-Fraktion, die dem Bestreben Malys von Anfang an kritisch gegenüber stand (und immer noch steht), meint der OB habe zu lange an dieser "unrealistischen Idee" festgehalten. CSU-Fraktionschef Sebastian Brehm gegenüber den NN: "... schließlich haben wir städtische Bäder erst für insgesamt 30 Millionen Euro saniert." Über die Gründe warum das Stadtoberhaupt seine Meinung geändert hat, kann man nur mutmaßen. Grünen-Fraktionschefin Brigitte Wellhöfer gegenüber der Zeitung: "Es wäre nett, wenn wir von Oberbürgermeister Maly die Gründe für seine Entscheidung, das Volksbad als Schwimmbad aufzugeben, erfahren würden."

Neben dem OB waren auch die Initiative "Rettet das Volksbad" und viele Bürger dafür, das Jugendstiljuwel als Badetempel wieder aufleben zu lassen. Diese, durchaus populäre, Vision gilt nun als mehr als unwahrscheinlich. Leider!

Nachtrag, 21.07.2011

Ein Hauch von Hoffnung weht über das Volksbad

Am 12.07.11 war das Volksbad wieder einmal Thema in den "Nürnberger Nachrichten". Auch die Meinung von Immobilienexperten war gefragt. So äußerte sich Michael Peter, Eigentümer des Projektentwicklers P & P, gegenüber den NN leicht zuversichtlich: "Es gibt zwar leichtere Immobilien, aber ich glaube nicht, dass das Volksbad verloren ist."

Ein nicht genannter Experte aus der Verwaltung schließt eine zukünftige Nassnutzung aus: "Es ist völlig weltfremd und abseitig zu glauben, man könnte die Schwimmhallen wieder öffnen," da die gesamte Haustechnik äußerst kostspielig erneuert werden müsste. Ähnlich sieht es auch Volker Koch von der Firma KochInvest, der einen Luxus-Badetempel in der Noris für ausgeschlossen hält. "Was in Paris möglich ist, geht in Nürnberg nicht." Und was meint Immobilienenprofi Gerd Schmelzer, der ja schon andere schwierige Objekte entwickelt hat? "Das Volksbad darf nicht abgerissen und durch einen gesichtslosen Zweckbau ersetzt werden. Es muss ein Retter kommen, aber ich bin es sicherlich nicht. Ich habe zu viel zu tun."

Auch OB Ulrich Maly hat die brachliegende Jugendstilperle noch nicht ganz aufgegeben. Der OB gegenüber den NN: "Das drängt mich. In meinem Hirn ist neben den vielen aktuellen Aufgaben immer auch ein kleiner Speicherplatz für das Volksbad." Der Badetempel ist also immer noch Chefsache? Der Oberbürgermeister hält einen Mix aus 20% Nass- und 80% Trockennutzung für vorstellbar. Und wenn daraus nichts wird? "... auch Chefsachen können scheitern, aber ich gebe nicht auf."

Auch der Förderverein "Erhaltet das Volksbad" strebt die Flutung eines Beckens, anlässlich des 100-jährigen Bestehens des Jugenstiltempels im Jahr 2014 an. Ein eigenes Logo, eine weiße, abstrahierte Version des Eingangstores des Schwimmbads auf blauem Grund, soll zukünftig Tassen, Postkarten, Taschen oder Büroartikel zieren. Martin Linek, der neue Vorsitzende des Vereins, ist überzeugt, dass in einem halben Jahr 98% der Bürger das neue Symbol erkennen. Den Förderern schwebt eine "Wohlfühloase" mit Sauna samt Gastronomiebereich vor. Wie das Vorhaben der Förderinitiative finanziert werden soll, bleibt derzeit noch ein Geheimnis. Erst soll OB Maly informiert werden, danach die Öffentlichkeit. Auch der SPD-Ortsverein Gostenhof zieht am Strang "Volksbad-Wiederbelebung". Pessimisten halten dies alles nur für einen medialen Sturm im Wasserglas.

Wie dem auch sei, schon jetzt herrscht zeitweise wieder Leben im Volksbad. Der "Hemdendienst", kurz HD, hat nach drei Jahren Pause wieder ein neues Zuhause gefunden. Der kultige (Sub)Kulturverein ist vor ein paar Tagen ins ehemalige Fundbüro des Volksbades eingezogen und hat momentan einen befristeten Mietvertrag. In den nächsten Monaten dient ein Teil des ehemaligen Badetempels als Kneipe, Musikclub, Kunstraum, Galerie, oder was den Machern des Vereins sonst noch so einfällt.

Weitere Details über das Volksbad Nürnberg können Sie in einem Beitrag von Oliver Schmidtgen nachlesen. Er hat die Geschichte des Jugendstilbads umfangreich dokumentiert. Nachzulesen bei geschichtsspuren.de

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Volksbad

Volksbad Nürnberg

Eingangshalle, Foyer
Volksbad Nürnberg

Foyer

Eingangshalle

Volksbad Nürnberg

Uhr im Foyer

Volksbad

Jugendstil


Jugendstil

Jugendstil

Jugendstil

Jugendstil

Jugendstil

Ornamente im Volksbad

Volksbad

Ornamente im Volksbad

Kasse im Volksbad

Eingangshalle

Eingangshalle


Volksbad Nürnberg


Schwimmhalle I
Volksbad Schwimmhalle 1

Volksbad Schwimmhalle 1

Volksbad Schwimmhalle 1

Volksbad Nürnberg

Thermometer

Gänge

Aufgang zur Umkleide

Volksbad

Schaltzentrale


Spinte


Schwimmhalle II
Volksbad Schwimmhalle 2

Volksbad Schwimmhalle 2

Volksbad Schwimmhalle 2

Volksbad Schwimmhalle 2

Wasserspeier

Jugendstildekor

Duschen

Gang hinter der Umkleide

Umkleideraum


Schlüsselbrett


Schwimmhalle III
Volksbad Nürnberg

Volksbad Nürnberg

Volksbad Nürnberg

Schwimmhalle 3, Volksbad

Schwimmhalle 3, Volksbad

Schwimmhalle 3

Schwimmhalle 3

Schwimmhalle 3

Schwimmhalle 3

Schwimmhalle 3

Volksbad Maler

Volksbad Nürnberg

Zwischen den Hallen
Nicht rauchen

Cafeteria

Haartrockner

Abort


Telefonzentrale

Außenansicht
Außenansicht

Außenansicht

Außenansicht


Außenansicht




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