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Fritz Neumeyer (Zündapp)

Fritz Neumeyer war einer der führenden Industriepioniere Nürnbergs Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts. Sein bekanntestes Unternehmen wurde 1921 in Nürnberg gegründet: Die Zündapp-Werke, einst führender Motorradhersteller Deutschlands und heute noch Mythos bei Liebhabern alter Krafträder.


Fritz Neumeyer wurde als Sohn eines Försters am 10. Sep. 1875 in Egloffstein (Lkr. Forchheim) geboren. Seine schulische Ausbildung absolvierte er auf einer Handels- und Realschule in Nürnberg. 1890 begann Neumeyer eine kaufmännisch-technische Ausbildung bei der Armaturenfabrik Amag-Hilpert. Da er dort positiv auffiel, übertrug man ihm die Vertretung der Züricher Filiale, der er von 1894-96 vorstand. Doch die Abhängigkeit von einem Arbeitgeber schien ihm nicht zu liegen. Deshalb gründete Neumeyer 1897 in Zürich eine Firma für den Bau von Wasserreinigungsanlagen.

Zurück in der Noris erfolgte unter der Nummer 346 am 1. Oktober 1903 die Eintragung der Firma "Fritz Neumeyer, Nürnberg" ins Handelregister. Was anfangs wie eine weitere Spielzeugfabrik aussah, sollte sich rasch entwickeln. Neumeyer erwarb die Spiel- und Metallwarenfabrik Köllisch und produzierte vorerst klassische Produkte wie Spielzeugdampfmaschinen und -eisenbahnen. Doch die Produktpalette änderte sich, da der Unternehmer sich auf Gegenstände des technischen Bedarfs umorientierte. Als sein Mitarbeiter, Dr. Fritz Singer, ein Verfahren des Rohrpressens für nahtlose Messingrohre entwickelt hatte, spezialisierte man sich auf die Automobilindustrie. Hergestellt wurden Kühlerröhrchen für Autokühler und letztendliche stellte man diese auch selbst her. Später fertigte Neumeyer auch Kühler für Flugzeuge und Ballastwasser-Gewinner für Luftschiffe.

Da man an den bisherigen Standorten Gibitzenhof- und Haslerstraße an Kapazitätsgrenzen stieß, wurde die Fertigung in ein neues Werk im Stadtteil Herrnhütte verlagert. Neumeyer gründete am 17. September 1917 zusammen mit der Friedrich Krupp AG (Essen) und der Firma Gebr. Thiel (Ruhla) auch die "Zünder und Apparatebau GmbH". Das Unternehmen in der Lobsingerstraße 8 stellte mit 1.800 Arbeitern Artilleriezünder für die Rüstungsindustrie her. Nachdem das Werk bereits 1918 wieder stillgelegt wurde, führte es Fritz Neumeyer ab 1919, nach dem Ausscheiden der Partner, als Alleininhaber weiter.

Nach dem Ersten Weltkrieg erfolgten weitere Expansionen. Auf dem Areal in Herrnhütte gründete der umtriebige Unternehmer die "Kabelwerk Nürnberg AG", die er 1922 mit der Fritz Neumeyer AG zur "Kabel- und Metallwerke Neumeyer AG" vereinigte. Eine ebenfalls in den Nachkriegsjahren gegründete Tochtergesellschaft, die Fenag, ein Betrieb für Kraftfahrzeugzubehör, ging einige Jahre später mit allen Patenten an die "Noris-Zünd-Licht". Diese wiederum wurde nachfolgend Teil der Bosch AG.

Fritz Neumeyer handelte visionär. Da seiner Einschätzung nach ein großer Bedarf beim Ausbau der bayerischen Wasserkraft bestehen würde, gründete er 1922 in München-Freimann eine Turbinenfabrik, die zunächst erfolgreich arbeitete, 1925 aber wieder aufgegeben wurde.

Sein bekanntestes Unternehmen entstand in bereits erwähnter Fabrik in der Lobsingerstraße: Die Zündapp-Werke. Dort produzierte man anfangs verschiedenste Dinge wie beispielsweise Schreibmaschinen, Schrauben und Muttern, oder Lichtmaschinen für Kraftfahrzeuge. Nach einem Besuch der Berliner Automobil- und Motorradausstellung 1921, stieß Neumeyer auf eine Marktlücke. Seiner Erkenntnis nach mangelte es in Deutschland an einem preisgünstigen Gebrauchsmotorrad. Kurzerhand gründete er die "Zündapp Gesellschaft für den Bau von Special-Maschinen mbH". (Den Zündapp-Werken und seiner Geschichte ist ein eigener Artikel gewidmet.)

Ein weiteres, neues Verarbeitungsverfahren kam ebenfalls aus dem Neumeyerschen Betrieb. 1935 erfand der Mitarbeiter Adolf Liebergeld das Kaltfließpressen von Hohlkörpern aus Stahl. Bis 1945 arbeiteten 62 Firmen als Lizenznehmer nach dieser Methode.

Fritz Neumeyer war aber nicht nur Unternehmer, er bekleidete auch viele Ämter. Neben den Aufsichtsratsvorsitzen in den eigenen Betrieben, fungierte er in selber Position bei der Hackethal Draht- und Kabelwerke AG in Hannover. Ferner war er Präsident im Aufsichtsrat der Bayerischen Handwerkskammer München und der Bayerischen Vereinsbank. Darüber hinaus war er Mitglied im Aufsichtsrat der MAN, der Amag-Hilpert und der Tiergarten AG in Nürnberg (Alter Tiergarten).

Auch kulturelle Ehrenämter bekleidete der Industriepionier. So war er Mitglied im Verwaltungsrat des Germanischen Nationalmuseums, saß im Finanzausschuss der LGA, im Ausschuss der Nürnberger Industrie und Handelskammer, sowie der Cnopfschen Kinderklinik. Er war Schatzmeister des Sonderfonds der Universität Erlangen, den er mit 300.000 Mark fundierte.

Sein umfangreiches Engagement wurde auch honoriert. Die TU München verlieh Neumeyer die Ehrendoktorwürde, von der Staatsregierung kam der Titel des Geheimen Landesbaurats und die Universität Erlangen würdigte ihn mit dem Ehrenbürgerrecht.

Die Produktion der zweihunderttausendsten Zündapp-Maschiene (1938) erlebte der erfolgreiche Unternehmer nicht mehr mit. Dr. h. c. Fritz Neumeyer verstarb am 10. September 1935. Eine Straße in Nürnberg erinnert noch an ihn.


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Text: mw
Verwendete Literatur: BNN; SLN

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