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Lothar Faber legte den Grundstein für ein Unternehmen mit Weltruf: Faber-Castell

Caspar Faber begann 1761 in Stein bei Nürnberg mit der Bleistiftproduktion. Sein Sohn Anton Wilhelm übernahm 1784 den Betrieb und nannte ihn fortan "Bleistiftfabrik A. W. Faber". Lothar Faber, der spätere Bleistiftpionier, wurde am 12. Juni 1817 als Sohn des Stiftmachers Georg Leonhardt und Enkel des Anton Wilhelm in Stein geboren.

Von "Fabrik" nach heutigen Maßstäben konnte aber noch keine Rede sein. Ab- und Umsatz waren eher bescheiden. Der Vertrieb beschränkte sich auf den lokalen Markt und die Produkte konnten noch in einem Weidenkorb zu den Abnehmern geliefert werden. Die Barschaft der Familie betrug 1786 lediglich 59 Gulden. Erst im 19. Jahrhundert sollte der Familienbetrieb unter Leitung von Lothar und Johann Faber seine Blütezeit haben.


Lothar hatte einen anderen Bildungshintergrund als sein Vater und all seine Anverwandten. Sein Erzeuger Georg Leonhardt schickte den Neunzehnjährigen 1836 für drei Jahre zur Weiterbildung nach Paris und ein halbes Jahr nach London. In Paris eignete er sich die Grundkenntnisse des Conté´schen Verfahrens an und in London begegnete er den führenden Bleistiftfabrikanten der das Vorkommen des Cumberland-Graphits unter sich hatte. Lothar Faber sammelte wertvolle Erfahrungen die dem späteren Bleistift-König noch von Nutzen sein sollten.

Als Lothar Faber 1839 nach dem Tod seines Vaters die kleine Fabrik übernahm, stand das Unternehmen am Rande des Ruins. Der Geschäftsmann stellte das Produktionsverfahren um und verbesserte das von Conté entwickelte Mischverfahren für Ton und Graphit. Maschinen wurden angeschafft und Bruder Johann als Teilhaber in die Firma aufgenommen. Den jüngsten Bruder Eberhard betraute man 1849 mit der Leitung der ersten Auslandsfiliale in New York. Lothar Faber selbst übernahm den Vertrieb im Ausland und bereiste mit seiner Musterkollektion zahlreiche Länder.

Die Firma A. W. Faber expandierte. Bereits 1850 waren in Stein 200 Beschäftigte tätig die 36.000 Gros Stifte (über 5 Mio.) herstellten. Die weltweite Vermarktung wurde kontinuierlich ausgebaut. Auf den Weltausstellungen in London (1851), New York (1853) und Paris (1855) erhielten die Faberschen Produkte Auszeichnungen.

Ein Meilenstein in der Firmengeschichte war der Kauf eines großen Graphitlagers, dass 1856 durch den Geologen Albert in Sibirien entdeckt wurde. Eine hochwertige Rohstoffversorgung über Jahrzehnte war somit gesichert. Das "schwarze Gold" aus Sibirien war von feinster Qualität, sodass man die Konkurrenz in England überflügeln konnte. Bisher bezog man Graphit aus Böhmen, das Zedernholz kam aus Übersee.

Die Fabersche Fabrik mauserte sich zum größten Bleistifthersteller in Nürnberg und Umgebung. Mit 500 Beschäftigten fertigte man 1866/67 über 15 Millionen Bleistifte – eine Stückzahl die fast an die gesamte Produktion aller Nürnberger Konkurrenten heranreichte. Der Jahresumsatz belief sich auf 300.000 Gulden und konnte bis 1872/73 auf über eine Million Gulden gesteigert werden.

Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts mit seinen technischen Errungenschaften, ermöglichten Lothar Faber einen kontinuierlichen Ausbau der Produktionsstätten. Zwei Dampfmaschinen, zehn Pressen, zwei Wasserräder und mehr als 20 andere Hilfsmaschinen revolutionierten den Produktionsablauf. Eine endgültige Vormachtstellung brachte Faber die Erfindung seines Kopierstiftes (Polygrades-Stift) im Jahr 1874. Großen Erfolg hatte auch der erstmals sechseckig produzierte Markenbleistift aus dem Hause A. W. Faber. Dieser Stift war zwar teurer als die Konkurrenzprodukte, überzeugte aber aufgrund hocher Qualität. Für solchen Erfindungs- und Ideenreichtum der Nürnberger Handwerker steht seit dem Mittelalter das Synonym "Nürnberger Witz".

Das Sortiment beschränkte sich nun nicht mehr ausschließlich auf Bleistifte unterschiedlicher Art und Härte, sondern man war inzwischen Vollsortimenter. Neben Büroartikeln, Farb- und Patentstiften sowie Tinte gehörten jetzt auch Farben für die Öl- und Aquarellmalerei zum Warenangebot.

Lothar Faber war ein äußerst sozial eingestellter Unternehmer. Bereits 1844 richtete er eine Betriebskrankenkasse ein. Für Mitarbeiter die länger als 25 Jahre bei ihm gearbeitet haben schuf er einen Fonds. Kindergarten, Arbeiterbäder und die Fabrikbibliothek rundeten sein Engagement ab. Auch die Gemeinde Stein partizipierte am Erfolg des Unternehmers. Faber war maßgeblich am Bau einer Kirche beteiligt, sowie auch an der Errichtung von 20 Arbeiterwohnhäusern. An der Gründung einer Gewerbeanstalt in Nürnberg beteiligte er sich 1869 mit 50.000 Gulden. Die von Faber und seiner Frau ins Leben gerufenen Stiftungen verfügten über ein Kapital von vier Millionen Gulden.

Solche Leistungen blieben nicht unbeachtet. Zeitgleich mit dem 100-jährigen Firmenjubiläum 1861, erhielt Lothar Faber die Ehrenbürgerwürde der Stadt Nürnberg, gefolgt vom Zivildienstorden der Bayerischen Krone (1863) durch König Max II. König Ludwig II. ernannte Lothar Faber 1865 zum lebenslangen Mitglied im bayerischen Reichsrat. 1867 wurde ihm der Orden der französischen Ehrenlegion verliehen. König Ludwig II. erhob den erfolgreichen Unternehmer schließlich 1881 in den Freiherrnstand. Als Zeichen seines Erfolgs ließ Lothar von Faber in der Nähe seiner Fabrik ein Schloss mit ausgedehntem Park bauen.

Ein Schicksalsschlag für Lothar von Faber war der Ausstieg seines Bruders Johann aus der Firma (1878). Johann Faber gründete seinen eigenen Betrieb mit vorerst 50 Arbeitern. Durch innovatives Handeln wurde diese Firma zum ernsthaften Konkurrenten seines Bruders in Stein. Der Kauf der Nürnberger Nägeleinsmühle im Jahr 1887 ermöglichte das eigene, unabhängige Mahlen von Graphit, Ton und Farben. Moderne Graphit- und Holzverarbeitungsverfahren trugen wesentlich zum Erfolg des neuen Unternehmens bei. Vertretungen in London, Paris und Mailand wurden nach dem Vorbild seines Bruders eröffnet und Handelsreisende deckten neben Deutschland auch die Märkte in Kleinasien, dem Balkan und den französischen Kolonien ab.

In der Fabrik Johann Fabers in der Schanzäckerstraße waren um 1900 eintausend Arbeiter, 80 kaufmännische und technische Angestellte beschäftigt. 200 Heimarbeiter unterstützten die Produktion.

Weitere Schicksalsschläge für Lothar von Faber waren der Tod seines Sohnes Wilhelm, der seit 1873 im Unternehmen tätig war, und das Ableben seiner beiden Enkelsöhne. Nach Wilhelms Lebensende musste Lothar von Faber, bis zu seinem eigenen Tod, wieder die Leitung des Betriebs übernehmen. Ferner kam es zu einem Zerwürfnis mit seinem jüngeren Bruder Eberhard in New York.

Lothar Freiherr von Faber starb am 26. Juli 1896 in Stein. Die Firma ging in die Hände seiner Enkelin Sophie Ottilie über, die den Grafen Alexander zu Castell-Rüdenhausen heiratete, woraus sich der Firmenname A. W. Faber-Castell begründete und zugleich der Markenname Faber-Castell hervor ging. Im Todesjahr des Freiherrn beschäftigte das Unternehmen über 1.000 Mitarbeiter die einen Jahresumsatz von drei Millionen Mark erwirtschafteten. Die Firmen von Lothar und Johann Faber wurden erst 1932 unter dem Dach der Firma Faber-Castell wieder vereinigt. Der Betrieb von Eberhard Faber in Neumarkt/Opf. wurde 1978 von der Staedtler Mars GmbH & Co übernommen.



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Text: mw
Verwendete Literatur: DNA, NWM, BNN

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