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Peter Henlein

Künstler? Erfinder der Taschenuhr? Totschläger? Nürnberger Ei? Es gibt viele Fragen bezüglich Peter Henleins (auch Hele oder Henle) die nicht eindeutig zu beantworten sind. So können Geburts- und Todestag nur annähernd genannt werden, bei einem Handwerker der ähnliche Berühmtheit erlangte wie Albrecht Dürer oder Veit Stoß. Selbst andere urkundliche Belege sind nur spärlich vorhanden. Bei Uhrmachern und Historikern ist die Person und das Werk Peter Henleins nicht unumstritten. 1979 kam es anlässlich des angeblich 500-jährigen Jubiläums seines Geburtstages zu kontroversen Diskussionen.


Peter Henlein wurde wahrscheinlich zwischen 1479 und 1485 als Sohn des Messerschmieds Hans Henlein in Nürnberg geboren. Über seine schulische Laufbahn ist nichts bekannt. Eine erste offizielle Erwähnung ist auf das Jahr 1504 datiert. Peter Henlein soll in eine Totschlagsaffäre verwickelt gewesen sein – eine Angelegenheit die damals in unruhigen Zeiten an der Tagesordnung war und nicht als kriminell (im heutigen Sinn) angesehen wurde. Er genoss Asyl im Barfüßerkloster und erhielt von dort aus 22 mal freies Geleit für die Verhandlungen. Auch anno dazumal schienen die Mühlen der Gerechtigkeit langsam zu mahlen. Erst 1508 wurde der Fall abgeschlossen und es konnte nicht festgestellt werden welcher der Beteiligten den tödlichen Schlag ausgeführt hatte. Die Strafe in Höhe von 21 Gulden wurde 1512 an die Familie des Opfers bezahlt.

Nachdem Peter Henlein Meister geworden war, heiratete er um 1509 seine erste Frau Kunigunde. Nach deren Tod, etwa zehn Jahre später, wird 1521 seine zweite Gattin Margarethe erwähnt, die ca. 1540 starb. Im gleichen Jahr vermählte er sich mit Walburga Schreyer. Henlein besaß ein Haus am Katharinengraben (etwa parallel der heutigen Peter-Vischer-Straße) und auch finanziell schien es ihm gut zu gehen. Sorge bereitete ihm nur sein Bruder Hermann, der nach einem schweren Verbrechen in Augsburg gefasst und hingerichtet wurde. Diese Tatsache erregte Peter Henlein so sehr, dass er einen Augsburger Messerschmied als Denunzianten bezeichnet und auf Rache sann. Nachdem man ihn zwang dies zu unterlassen, ließ er sich zu erneuten (verbalen) Angriffen hinreißen und wurde bestraft.

Henleins Ruhm begründet sich erst später, nach seinen "wilden Jahren". Zwischen 1521 und 1525 lieferte der Handwerker Uhren an den Nürnberger Rat, der diese an prominente Besucher verschenkte. Es waren, wie von Cochlaeus beschrieben, "selbstgehende" Uhren bzw. ein vergoldeter Bisamapfel mit einer Uhr. Bisamäpfel trug man in dieser Zeit gerne als Kugel für Duftstoffe. Henlein war aber auch über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Von Markgraf Albrecht IV. von Brandenburg erhielt er den Auftrag für eine komplizierte Planetenuhr. In Nürnberg fertigte er 1535 die Nürnberger Rathausuhr. Weiterhin wurde er 1541 mit der Anfertigung einer Turmuhr für die Nürnberger Exklave Lichtenau betraut. Neben Großuhren stellte er vermutlich auch dosenförmige Tischuhren her.

Einen wichtige Aussage über Peter Henlein findet man in der "Kurzen Beschreibung Deutschlands" (Brevis Germaniae descriptio) des Humanisten und Theologen Johannes Cochlaeus. Dieser schreibt im Jahr 1512 folgendes: "Petrus Hele macht Uhren, die selbst die gelehrtesten Mathematiker bewundern. Er fertigt nämlich aus wenig Eisen Werke mit sehr vielen (Zahn)rädern, die immer wie man sie kehrt und wendet, ohne jedes Gewicht 40 Stunden lang (die Zeit) zeigen und schlagen, auch wenn man sie an der Brust oder in der Gürteltasche trägt."

Hat Peter Henlein also jetzt die Taschenuhr erfunden oder nicht? Hier streiten sich die Gelehrten. Fakt ist: Er erfand weder den Federzugantrieb noch die Unruhe. Aber, er hat die Technik entwickelt Uhrwerke so klein und schwerkraftunabhängig zu machen, dass sie am Körper getragen werden konnten. Historiker sehen Henlein nicht als "Erfinder" der Taschenuhr als solchen, können aber seine Leistung in Hinsicht auf Miniaturisierung und Schwerkraftunabhängigkeit nicht abstreiten. Er gilt weiterhin als Tüftler und Feinmechaniker höchster Güte. Als Synonym für den Erfindungs- und Ideenreichtum der Nürnberger Kaufleute, Erfinder, Künstler und Handwerker, sowie deren innovatives Handeln, gilt seit dem späten Mittelalter der Begriff "Nürnberger Witz".

Peter Henlein starb irgendwann zwischen 4. Juni und 14. September 1542. Sein Leben wurde 1939 durch Veit Harlan mit "Das unsterbliche Herz" verfilmt. Durch diesen Film und Carl Spindlers Novelle "Der Nürnberger Sophokles" wird Henlein mit der Erfindung des "Nürnberger Ei´s" in Verbindung gebracht. Dies ist aber nicht korrekt, da das "Nürnberger Ei" erst ab Mitte des 16. Jh. gefertigt wurde. Zeitmesser die nachweislich von dem Taschenuhrenpionier hergestellt wurden sind nicht erhalten. In Nürnberg erinnern noch die Peter-Henlein-Straße, die Peter-Henlein-Realschule sowie der Peter-Henlein-Brunnen auf dem Hefnersplatz an ihn.


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Text: mw
Verwendete Literatur: BNN, SLN

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