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Die Fleischbrücke in Nürnberg

An der engsten Stelle des Pegnitzdurchflusses in Nürnberg, mit den stärksten Fließkräften der Pegnitz innerhalb der Stadtmauern, entstanden mehrere Vorgänger der heutigen Fleischbrücke. Erst war es eine einfache, hölzerne Brücke die 1418 abbrannte. Der Nachfolgebau, ebenfalls aus Holz, wurde 1432 von einem Pegnitzhochwasser mitgerissen. Die 1487 errichtete zweibogige Steinbrücke mit einem Mittelpfeiler fiel dem verheerenden Hochwasser von 1595 zum Opfer.


Der Rat der Reichsstadt Nürnberg beschloss für diese wichtige Verbindung zwischen der beiden Nürnberger Stadthälften einen Neubau. Unter Anleitung von Wolf-Jacob Stromer (in Zusammenarbeit mit den Zimmermeistern Mathes Herdegen und Peter Carl sowie Baumeister Jacob Wolff d.Ä.) entstand 1596-98 auf einem Fundament von über 2000 Holzpfählen an den Ufern, die einbogige Fleischbrücke. Sie wurde nach dem Vorbild der Ponte di Rialto in Venedig erbaut, war aber, da sie befahrbar sein musste, statisch viel stabiler als die nur für Fußgänger konzipierte Rialtobrücke. Als bedeutsamster Brückenbau Europas in dieser Zeit, hielt sie selbst den Bombentreffern des Zweiten Weltkriegs stand.

Ihren Namen trägt sie, weil sie auf der Sebalder Stadtseite direkt am (ehemaligen) Fleischhaus an das Ufer mündet. In den Jahren 2004/05 wurde sie aufwändig saniert

[Nachtag, 16.06.2011]
Die Fleischbrücke hat in diesem Monat eine bedeutende Auszeichnung erhalten. Die Bundesingenieurkammer Berlin und die Bayerische Ingenieurkammer-Bau haben das altehrwürdige Bauwerk mit dem Titel "Historisches Wahrzeichen der Ingenieurkunst in Deutschland" ausgezeichnet.

Das die einbogige Fleischbrücke das Durchflussprofil der Pegnitz an dieser engen, sumpfigen Stelle nicht verringern sollte und die Ufer mit überkragenden Häusern dicht bebaut waren, stellte für die Baumeister nur eine der Herausforderungen dar. In der Würdigung der Bundesingenieurkammer heißt es hierzu:

"... Als Antwort auf diese Herausforderungen haben die Schöpfer der Fleischbrücke ein Hochtechnologie-Bauwerk entwickelt. Seine besonderen Kennzeichen sind:
  • ein schräg geschnittener, sich zu den Widerlagern hin aufweitender Brückenkörper,
  • eine innovative Pfahlgründung mit über 2.100 vertikalen und schrägen Rammpfählen,
  • der sehr flache Bogen, der mit seiner Spannweite von 27 Metern sämtliche vergleichbare Bauten im deutschsprachigen Raum weit übertraf.

Entstanden im Zeichen der noch unwissenschaftlichen europäischen Bautechnik des ausgehenden 16. Jahrhunderts, hat sich dieses Ingenieurbauwerk als Lehrstück robusten und nachhaltigen Konstruierens erwiesen. Seit mehr als vier Jahrhunderten trotzt die Fleischbrücke allen Beanspruchungen und behielt selbst dann Bestand, als die Bombardements des Zweiten Weltkriegs die umgebende Nürnberger Altstadt in eine Ruinenlandschaft verwandelten. Noch immer weitgehend im Original erhalten und seit 1974 unter Denkmalschutz, bildet die Brücke heute ein Wahrzeichen mutiger Ingenieurbaukunst."

In der Würdigung wird die Fleischbrücke als "bedeutendste Steinbogenbrücke der Spätrenaissance in Deutschland" bezeichnet. Am 10. Juni 2011 enthüllten Bürgermeister Horst Förther und Dr.-Ing. Jens Karstedt, Präsident der Bundesingenieurkammer, eine Ehrentafel an der Südseite des Bauwerks.


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Fleischbrücke
Fleischbrücke, Westseite
Fleischbrücke
Fleischbrücke, Ostseite
Fleischbrücke
... von der Liebesinsel aus
Ochsenportal
Ochsenportal
Fleischbrücke
Ochs´auf der Fleischbrücke

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Text: mw
Fotos: mw; Uli Kowatsch
Verwendete Literatur: SLN; Pressemitteilung (Nr. 558) der Stadt Nürnberg v. 10.06.2011

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