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Tugendbrunnen

Da Nürnberg im Mittelalter noch keine zentrale Wasserversorgung hatte, musste die Bevölkerung mit Brauchwasser aus Brunnen versorgt werden. Diese Wasserspender wurden meist durch eigens angelegte Rohrleitungen oder Grundwasserquellen gespeist. Für den Tugendbrunnen wurde sogar ein eigenes Wasserwerk gebaut – das Blausternwerk.


Vorher stand an der Stelle des Tugendbrunnens ein einfaches Bauwerk zur Wasserentnahme. Es muss sich um eine Art Säule gehandelt haben, die vor 1583 als "eine steinerne säul" erwähnt wurde. Erschaffen wurde das Spätrenaissance-Kunstwerk zwischen 1584 und 1589 von Benedikt Wurzelbauer. Aufgestellt wurde der Brunnen am damaligen Friedhof der Lorenzkirche, dem heutigen Lorenzer Platz.

Das achteckige Brunnenbecken neben der Nordfassade der Lorenzkirche steht auf einem zweistufigen Postament. Aus dem Brunnentrog ragt in der Mitte eine runde, bronzene, dreigeschossige Brunnensäule die mit den Sinnbildern der Tugenden reich verziert ist. Der Schaft der Säule ist geschmückt mit Girlanden, Engelsköpfen, Muscheln und Masken. Darüber befindet sich eine Schale mit weiblichen Allegorien der sechs Haupttugenden: Glaube mit Kreuz und Kelch, Hoffnung mit dem Anker, Liebe mit zwei Kindern, Tapferkeit mit Löwe, Mäßigung mit einem Krug und Geduld mit einem Lamm.

Darüber befindet sich eine weitere Schale mit sechs wappenhaltenden, posauneblasenden Knaben. Auf der Spitze der Säule thront die Verkörperung der siebten Tugend: Die Gerechtigkeit. Diese Figur wird mit ihren typischen Attributen dargestellt – den verbundenen Augen, dem Schwert, der Waage und dem Kranich.

Aus den Gefäßen der Tugendverkörperungen, den Rohren im Sockel, den Posaunen der Knaben, den Brüsten der jungfräulichen Figuren, sowie dem Schnabel des Kranichs ergießen sich feine Wasserstrahlen, die das Kunstwerk wie einen Vorhang umschließen.

Damals wie heute ist der Tugendbrunnen eine Zierde auf dem Lorenzer Platz, der diesen zur Königstraße hin begrenzt. In Zeiten als das Bauwerk noch zur Wasserentnahme diente, wurde es von zwei Brunnenhäuschen flankiert. Bis 1867 wurde der Brunnen durch ein Wasserwerk am heutigen Sterntor versorgt.

Über diese "Wassermaschine" schrieb Christian Gottlieb Müller 1793 in "Kurze Beschreibung der Reichsstadt Nürnberg" folgendes:
"In andere (Brunnen) fällt das Quellwasser von einer Höhe herab, wohin es mittelst Wasserräder, welche die Pegnitz oder der Fischbach treibt, in Bewegung gesetzte künstliche Maschinen hervorgebracht wird; wie z. B. in den Springbrunnen in dem Rathhaus, auf dem neuen Bau, und bey St. Lorenz. Zu dem letzteren (Tugendbrunnen) kommt es von einem etlich und 60 Schuhe hohen Thurm, der unweit des Frauenthors an der Stadtmauer über dem Einfluß des Fischbachs stehet, und schon im Jahr 1483 mit dieser künstlichen Wassermaschine erbauet worden ist, die vor anderen gesehen zu werden verdient."

Wenn Sie mehr über das "Blausternwerk" wissen wollen und warum es eher zufällig entstand, lesen Sie hier weiter.




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Text: mw
Fotos: mw
Verwendete Literatur: BDF, SLN

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