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Hotel Bayerischer Hof

Der ehemals in der Karlstraße gelegene Bayerische Hof galt im 19. Jahrhundert als eine der renommiertesten Herbergen Nürnbergs. Erstmals urkundlich erwähnt wurde das Hotel um 1500 unter dem Namen "Zum Bittterholz" – wahrscheinlich wegen seines Betreibers namens "Bitrold" oder "Bitterhold" wie er in Urkunden von 1500, 1519 und 1576 genannt wird.


Direkt an der Pegnitz gelegen, zwischen Unterer Karlsbrücke und Wasserturm, wird die Herberge ab 1642 als beständige Gastherberge I. Klasse bezeichnet. Das große Anwesen mit zwei Höfen, Nebengebäuden und Stallungen war auch beim Adel sehr beliebt. Die Wittelsbacher stiegen bei ihren Nürnberg-Aufenthalten stets im Bayerischen Hof ab.

Gastherbergen unterlagen in reichsstädtischer Zeit den Auflagen vom Rat der Stadt. So war es den Häusern untersagt Dirnen oder Bettler aufzunehmen. Auch die Preise für Übernachtung, Wein, Essen und Pferdefutter wurden von der Obrigkeit vorgegeben. Ferner durfte nur reiner, "geweister" (unverdünnter, nicht gepantschter) Wein ausgeschenkt werden, was durch den Aushang eines Schildes anzuzeigen war. Trinkgelage waren laut Polizeiordnung von 1548 verboten: "Er (der Rat) verbietet, dass Bürger eines Rates viel oder wenig mehr trinkt, als seine Notdurft erfordert. So oft er das tut, soll er zwei Tage auf einen Turm oder in ein versperrtes Gefängnis mit Wasser und Brot ..."

Auch die Ausgabezeiten für warme Speisen waren vorgegeben, man wollte ausgedehnte Schlemmerorgien vermeiden. In oben genannter Verordnung sind selbst Hochzeiten reglementiert: "... in einem Wirtshaus für sich selbst oder mit einem seiner Söhne einer seiner Töchter und Enkelin Hochzeit haben und halten will, dass derselbe zu solcher Hochzeit und zu beiden Mahlzeiten nicht mehr laden lasse denn 56 Personen, nämlich zum Frühmahl 32 und zum Nachtmahl 24 Personen. ..." So streng ging es in der mittelalterlichen Noris zu. Ob dies auch für die Edelherberge in der Karlstraße galt ist nicht bekannt.

Bis ins Jahr 1852 wurde der Bayerische Hof noch als erste Adresse Nürnbergs genannt. Doch der neu gebaute Bahnhof vor dem Frauentor veränderte das Gastgewerbe in der Sebalder Stadthälfte und zog eine Verlagerung des Hotelwesens in Bahnhofsnähe nach sich. Besonders die Königstraße profitierte von dieser Entwicklung. Wie die anderen Wirte in der nördlichen Altstadt, musste auch der Hotelbetrieb in der Karlstraße Abstriche machen. Im "Fränkischen Kurier" vom 26. 4. 1899 war zu lesen: "Mit Jahrzehnten hat sich das gesamte Geschäftsleben in Nürnberg nach der Lage des Bahnhofes entwickelt (...) Die Königstraße ist eine Gasthofstraße geworden, ... Was nicht zu Gasthöfen umgebaut wurde, ist in der Königstraße zu Geschäftshäusern eingerichtet ..."

Der Bayerische Hof wurde (wahrscheinlich) 1901 geschlossen und diente den Justizbehörden bis zur Fertigstellung (1916) des Justizpalasts als Gerichtsgebäude. Es ist anzunehmen, dass die Angeklagten der prächtigen Innenarchitektur des Gebäudes keine Achtung schenkten. Auch dort wo einst Kaiser Max nächtigte, im Kaiserzimmer mit einem Erker über der Pegnitz, wurde jetzt Recht gesprochen. Das Schöffengericht tagte in den ehemaligen Frühstücks- und Speiseräumen, im zweiten Stock hatte man das Vormundschafts- und Nachlassgericht untergebracht. Das Dachgeschoss beherbergte die Gerichtsvollzieher.

Peter Luginsland schreibt in seinem Buch "Das war´n halt noch Zeiten" über den Bayerischen Hof: "... die Strafabteilung des Amtsgerichts zog in das ehemalige Hotel Bayerischer Hof in der Karlstraße. Mit seinen graugestrichenen Mauern ließ es nicht mehr den Glanz erkennen, der einst in diesen Räumen residiert hatte. Kaiser und Könige und berühmte Leute hatten im Bayerischen Hof genächtigt und gegessen, der mit seinen beiden alten Höfen und Treppenhäusern viele Reize und Idylle in sich barg. Nun klirrten dort nicht mehr die Sektkelche, sondern in den ehemaligen Frühstücks- und Speisesälen tagten jetzt die Schöffengerichte ..."

Hätten die Bomben des Zweiten Weltkriegs das Gebäude nicht zerstört, wäre es von den Nationalsozialisten beseitigt worden. Die Nazis planten am Nordufer der Pegnitz eine zwölf Meter hohe Ufermauer, auf deren Krone eine breite Autostraße durch die gesamte Altstadt führen sollte. Unter der Trasse waren Parkplätze geplant. Der Bayerische Hof, Weinstadel und Wasserturm wären diesem abstrusen Plan zum Opfer gefallen.

Ein modernes Hotel gleichen Namens existiert heute in der Gleißbühlstraße.


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Text: mw
Fotos:
Verwendete Literatur: ANG, DWZ, NZS, SLN

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