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Die ehemalige St. Sebaldusklause

Die St. Sebaldusklause befand sich einst im Schulgässchen, dass nach der damaligen Sebalder Lateinschule benannt wurde. Das kleine, schmucke Fachwerkhaus (wahrscheinlich) aus dem 14. Jahrhundert an der Südseite der Sebalduskirche wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und nicht wieder aufgebaut.


Die Wirtschaft, benannt nach Nürnbergs Schutzpatron, dem heiligen Sebaldus, hatte einen lauschigen, laubumringten Vorbau. Das Lokal war Treffpunkt vieler Künstler und der Ritter des Ordens vom heiligen Sebaldus. Bei der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert waren die Besitzer der Sebaldusklause Hans und Adelgunde Helbig. Bereits deren Vorfahren übten an selber Stelle seit Jahrhunderten das Schankrecht aus. Unter den Helbigs erfuhr die Schankstube eine umfassende Renovierung, was in der Festschrift zum 31. Gastwirtstag des Deutschen Gastwirtsverbandes 1904 lobend erwähnt wird: "... (Herrn Helbig) und seinem Ehegesponst Adelgunde, deren Voreltern seit mehreren Jahrhunderten das Schankrecht darauf ausübten" haben das Lokal "in stilvoller Weise restauriert"

Auf alten Fotografien ist zu erkennen, dass der Gastraum mit einer Vielzahl von Gegenständen dekoriert war. Überall hingen alte Krüge, Kannen, Geweihe und mittelalterliche Waffen. Der Kachelofen und die Fenstersimse waren mit Zinntellern und Vasen geschmückt. Die teilweise holzgetäfelten Wände hatten die Helbigs reichlich mit Bildern verziert. Letzteres rührt auch daher, dass die Gaststätte beliebter Künstler-Treffpunkt war. Neben den Malern F. Trost, Chr. Bär, E. Schotte und K. Kehr verkehrte in der Sebaldusklaus auch Professor Louis Braun. Dieser schenkte dem Wirtspaar ein Gemälde das den Tod Gustav Adolfs in der Schlacht bei Lützen darstellte. Im Volksmund wurde das Lokal liebevoll auch "Gifthütte" genannt, wohl wegen des in Mengen fließenden "Labetrunks" aus Hopfen und Malz.

Ein Chronist schrieb 1904 anlässlich des Gastwirtstages über die urige Wirtschaft: "Wohl eine der ältesten Schankstuben Nürnbergs und heute sicher die originellste Bierkneipe in der Stadt." Auch in der Festschrift des Gastronomentreffens wird das Lokal gewürdigt: "... allwo während Nürnbergs Blütezeit berühmte Meister und Herren vom hohen Rat Einkehr hielten."

Auch bei den Treffen des Ordens der Ritter vom heiligen Sebaldus muss es hoch hergegangen sein. Die Kapitelsitzungen unter Vorsitz von Großmeister Kunibert der Entartete wurden humorvoll in mittelalterlicher Weise abgehalten, bei denen sicher auch das ein oder andere Glas Bier oder Met getrunken wurde. In der bereits erwähnten Festschrift wurde die Ordenstreffen als Attraktion angepriesen. So war zu lesen:

"... die frommen Brüder des Ordens der Ritter vom hl. Sebaldus ihre Kapitelsitzungen und humorvollen Gelage in altritterlicher Weise abhalten. Wer jemals einen fröhlichen Ritterabend daselbst verlebte, einen Ritterschlag etc. etc. beigewohnt oder gesehen hat, mit welch´ komischen Ernst der Großmeister Kunibert der Entartete das Schwert der Gewalt führt, dem wird dies, sowie die ganze Klause, gewiss stets in freudiger Erinnerung bleiben."

In den 1920/30er Jahren war Heiner Stuhlfauth Wirt in der Klause. Er war ein berühmter Weltklassetorhüter, was den Gästezahlen sicherlich zuträglich war. Stuhlfauth stand bei 606 Spielen des 1. FCN im Tor und bestritt als Nationaltorwart 21 Länderspiele. Gerne signierte er Ansichtskarten des Lokals mit seiner Unterschrift. Der legendäre Clubspieler betrieb die Sebaldusklause bis zu ihrem Untergang. Heutige Profifußballer könnten sich von Heiner Stuhlfauth mindestens zwei Scheiben abschneiden. Sein Motto war immer:

"Es ist eine Ehre für diese Stadt, diesen Verein und die Bewohner Nürnbergs zu spielen."

Genau wie das in unmittelbarer Nachbarschaft gelegene, berühmte Bratwurstglöcklein an der Moritzkapelle wurde auch die St. Sebaldusklause nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg nicht wieder aufgebaut.



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Text: mw
Fotos:
Verwendete Literatur: ANG, NWG, SLN

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