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Hotel Strauss (ehem. Goldenes Rad)

Bereits ab 1632 existierte in der Karolinenstraße eine bekannte Weinschenke unter dem Namen "Goldenes Rad", die bis 1811 immer wieder erwähnt wird. Danach stand an dieser Stelle der Gasthof mit Fremdenzimmern "Zum Strauss". Diese Wirtschaft (Am Fischbach, heute Karolinenstraße 43) musste 1875 dem ersten, großen Hotelneubau Nürnbergs weichen. Nach Plänen von Theodor Eyrich und Emil Hecht entstand hier eine Luxusherberge mit 150 Zimmern unter dem Namen "Zum Strauss".


Im Jahr 1899 wurde das vierstöckige Hotel mit seiner 52 Meter langen Neorenaissancefassade renoviert. In einer nicht näher bezeichneten Publikation war hierüber zu lesen: "Dieses jedem Reisenden und Einheimischen bekannte und früher schon renommierte Hotel in der Karolinenstraße gegenüber der königlichen Hauptpost, welches nach mannigfachen Wandelungen zu Anfang des Jahres 1899 seinen Besitzer wechselte, wurde alsbald nach Abschluß des Kaufes geschlossen, um im Inneren einer gründlichen Renovation und einem teilweisen Umbau unterzogen zu werden:"

Im Erdgeschoss waren verschiedene Geschäfte, sowie die Nürnberger Bank untergebracht. Neben der "American-Bar" verfügte das Haus noch über einen Wintergarten mit Springbrunnen, sowie einen Festsaal für 1.500 Personen. Die Gästezimmer waren elektrisch beleuchtet und per Aufzug erreichbar. Der Besitzer weist zur Neueröffnung seiner "neuzeitlich, großstädtischen Einrichtung" in dem Eröffnungsprospekt extra auf die amerikanische Bar hin, worin es heißt: "Nicht nur ladet der sehr hübsche kleine Raum durch seine Ausgestaltung und passende Abordnung zum Aufenthalt ein, sondern es ist auch durch die glückliche Wahl eines ächten amerikanischen Barkeepers für die vorzüglichste Zubereitung aller in einer Bar zum Ausschank kommenden Getränke die sicherste Gewähr geboten." In der Bar sollen nicht nur Hotelgäste, sondern auch die gehobeneren Schichten Nürnbergs verkehrt sein. Auch eine Haltestelle der neu gebauten, elektrischen Straßenbahn befand sich direkt vor dem Haupteingang.

1905 schließlich wurde das noble Hotel unter Architekt Hans Müller zum imposantesten Kaufhaus der Stadt umgebaut. In unmittelbarer Nachbarschaft lag ab 1908 auch das Noris-Theater, Nürnbergs erstes ortsfestes Kino. Ein zweites großes Warenhaus eröffnete 1913 nur wenige Meter entfernt – das Kaufhaus Weißer Turm. Ganz weltstädtisch, nannte man den Konsumtempel mit Prunkfassade "Grand Bazar zum Strauß". Es soll eine Warenvielfalt zu günstigen Preisen angeboten worden sein. Der Name "Grand Bazar" hat sich bis nach den Zweiten Weltkrieg gehalten. Seit den 1970er Jahren waren in dem Komplex Kinos (Atlantik-Palast), verschiedene Geschäfte, Spielotheken und Restaurants unter einem Dach vereint. Das ist auch heute noch so, allerdings gibt es das Atlantik-Kino nicht mehr. Auch die Passage als Durchgang zur Brunnengasse ist nach einem Komplettumbau verschwunden.


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Text: mw
Fotos:
Verwendete Literatur: ANG, SLN

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