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Zur Wolfsschlucht – Intimes Theater


Zur Wolfsschlucht

Die Wolfsschlucht befand sich ehemals in der Johannesgasse 4. In dem in der zweiten Hälfte des 19. Jh. sehr beliebten Lokal wurden Varieté- und kleine Theaterprogramme angeboten. Der Wirtshausname ist Carl Maria von Webers "Freischütz" entliehen. Auch die Wolfsschlucht war im Mai 1866 vom Nürnberger Bierkrawall betroffen, bei dem es zu Ausschreitungen gegen eine Bierpreiserhöhung kam. Der Saal im ersten Stock wurde nach 1900 durch das Intime Theater bekannt.

Jakob Burckhardt äußerte sich in einem Brief von 1877 über die Wolfsschlucht so: "Vollends in die "Wolfsschlucht" hätten mich keine vier Pferde hineingebracht; es sass dort alles dick bis weit auf die Gasse, weil daselbst das einzige anständige Bier verzapft werden soll, während sonst in Nürnberg (laut Schimpfens in den Zeitungen) das Bierelend allgemein sein soll."



Intimes Theater

Am 22.12.1900 gründete Emil Meßthaler in der Wolfsschlucht sein "Intimes Theater". Überregionales Aufsehen erreichte die Varieté- und Theaterbühne durch skandalträchtige Aufführungen von Stücken Frank Wedekinds. Auch die Uraufführung des Stückes "Die Büchse der Pandora" fand am 01.02.1904 im Intimen Theater statt. Neben Karl Valentin der hier 1902 seinen ersten Auftritt außerhalb Münchens absolvierte, traten noch weitere prominente Schauspieler auf.

Nachdem Meßthaler das Varieté ab 1909 verpachten musste, wurde es von Hans Blum übernommen. Während der Weimarer Republik stand das Haus unter Leitung von Hanns Merck und Hanns Schindler die die Tradition Meßthalers fortführten. So fand die Nürnberger Uraufführung von Berthold Brechts "Dreigroschenoper" nicht etwa im städtischen Theater, sondern im Intimen Theater statt. Weitere Veranstaltungen wie Vorträge oder literarische Morgenfeiern wurden in Zusammenarbeit mit der städtischen Volkshochschule durchgeführt.

Die progressiv-avantgardistische Linie konnte aus wirtschaftlichen Gründen nicht beibehalten werden. Wegen der Wirtschaftskrise in den 1930er Jahren musste man das Programm auf publikumswirksamere Darbietungen umstellen, was aber wahrscheinlich keine Besserung brachte. Nach einem erneuten Besitzerwechsel im Oktober 1932, schloss das Intime Theater im April 1933.


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Text: mw
Fotos:
Verwendete Literatur: NZS, SLN

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