Logo - nuernberginfos.de

(Ehemalige) Kinos in Nürnberg

Heutzutage ist die Nürnberger Kinolandschaft einigermaßen überschaubar. Unübersehbar im Spielplan der Tageszeitungen ist das Multiplexkino "Cinecittà". Das vielfältige Filmangebot ist zwar unverändert, hat sich aber auf einige wenige Lichtspielhäuser verteilt. In vergangenen Jahrzehnten existierten in der Noris etliche größere und kleinere Kinopaläste, aber das ist längst Geschichte.


Nachdem in Nürnberg erstmals 1898 auf dem Volksfest bewegliche Bilder vorgeführt wurden und die hiesigen Kinopioniere Lindner und Rierl ab 1907 mit ihrem neuen, mobilen Kinematographen über die Jahrmärkte tingelten, hatte Heinrich Bayer bereits 1906 das erste ortsfeste Kino in der Frankenmetropole in Betrieb genommen. In der Karolinenstraße 53, im Varieté "Himmelsleiter", wurden unter dem Namen "Heinrich Bayers lebende Photographie" bewegte Bilder vorgeführt.

Zwei Jahre später übernahm Philipp Müller, genannt Nickel, die Himmelsleiter und baute es zum "
Noris-Theater" um. Nickel war nicht nur Kinobetreiber, er war eine Größe in der damaligen Filmwirtschaft und drehte auch eigene Filme die er zur "Noris-Schau" zusammenstellte.

Neben kleinen
Ladenkinos schossen überall im Stadtgebiet Lichtspieltheater aus dem Boden. Jeder Stadtteil hatte praktische mindestens ein Kino. 1909 eröffneten die "Bavaria-Lichtspiele" in der Findelwiesenstraße 7 und das "Central-Theater" (Wiesenstraße 67). Ein Jahr später bereicherten die "Humboldt-Lichspiele" (Humboldtstraße 108), das "Orpheum" (Johannisstraße 32a) oder der "Viktoria-Kinematograph" (Fürther Straße 28) die heimische Kinolandschaft. Die Aufzählung ließe sich für die nachfolgenden Jahre beliebig fortsetzen.

Eine neue Ära brach 1927 an. Der "
Phoebus-Palast" öffnete seine Pforten, eine Filmtheater mit 2.043 Plätzen – zu damaliger Zeit wahrscheinlich eines der größten Kinos Deutschlands. Ein weiterer Filmpalast ging im selben Jahr aus dem "Apollo-Theater" hervor, einem Varieté dessen Programm weithin bekannt war. Das Haus bot 1.700 Plätze und war mit einer Welte-Kino-Konzertorgel ausgestattet. Allerdings wurde der Kinobetrieb nur bis 1934 aufrechterhalten, da die Nazis das Apollo unter Zwangsverwaltung stellten und es an Hans Kohler verpachteten, der es wieder zum Varieté umwandelte.

Die Luftangriffe während des Zweiten Weltkriegs legten nicht nur 90% der Nürnberger Altstadt in Schutt und Asche, auch die umliegenden Stadtteile wurden schwer in Mitleidenschaft gezogen. So öffneten nach Kriegsende einige der Vorstadtkinos ihre Pforten nicht mehr. Geschlossen blieben beispielsweise die "Capitol-Lichtspiele" (Bayreuther Str. 30a), die "National-Lichtspiele" (Pillenreuther Str. 14), oder die "Gloria-Lichtspiele" (Tafelfeldstr.23).

Dafür gab es in der Nachkriegszeit einige Neueröffnungen wie etwa die "Bieberbau-Lichtspiele" (1950, Sulzbacher Str. 80), das "Atrium" (1950, Wölckernstr. 78), der "
Atlantik-Palast" (1951, Karolinenstr. 43), der "Rio-Palast" (1955, Fürther Str. 61), oder der "Delphi-Palast" (1956, Josephsplatz 14). Nachdem Heinrich Bayer (s. oben) seine "Himmelsleiter" an Phillip Nickel verkauft hatte, eröffnete er in der Königstraße 9 sein "Tonbild-Theater". Auf diesem Grundstück entstand 1957 der "Admiral-Palast", der nach Totalabriss und Neubau (2000/02), im Gegensatz zu anderen Lichtspielhäusern, heute noch präsent ist.

In den 1970/80er Jahren gab es Einschnitte in der Nürnberger Kinolandschaft. Die ehemaligen "Paläste" wurden "verschachtelt", also in mehrere kleine Säle aufgeteilt (z. B. Atlantik, Admiral). Häuser wie"Aki", "
Delphi" oder "Central" stellten ihr Programm komplett um und zeigten nur noch Pornofilme. Andere stellten ihren Betrieb ganz ein oder wurden zum Supermarkt umfunktioniert wie etwa das "Orpheum" in der Johannisstraße.

Ein Hauch von "American way of life" wehte über die Noris als Bayerns erstes Freiluftkino eröffnete: das
Autokino an der Marienbergstraße 90. Wegen seiner verkehrsgünstigen Lage war es ein Anziehungspunkt für Kinofans aus der ganzen Region. Aber auch das ist längst Geschichte. Im Mai 1969 eröffnet, musste der Spielbetrieb Ende 2002 eingestellt werden, weil der Pachtvertrag nicht verlängert wurde.

Wie eingangs erwähnt, ist die Nürnberger Kinolandschaft heutzutage überschaubar. Der Mitte der 1990er Jahre entstandene Kinokomplex "Cinecittà" ist das größte Haus. Mit seinen fast 5.000 Plätzen in 21 Kinosälen samt modernster Technik und vielfältigen Gastronomiebereichen, zählt es den größten Kinozentren Europas. Auch das bereits erwähnte "Admiral" ist technisch auf dem neuesten Stand und hat im Neubau ebenso gastronomisch nachgerüstet.

Daneben behaupten konnten sich noch die "Meisengeige" eher eine Institution, als nur ein Kino. Ebenso das "Casablanca" welches durch einen rührigen Verein mit viel Herzblut wieder zum Leben erweckt wurde. Desgleichen werden das "Metropolis" und der "Rio Palast" heute noch bespielt. Auch das "Roxy", ein reines Fremdsprachenkino, hat zurzeit seine treuen Fans. Allerdings ist dessen Zukunft momentan (Mai 2011) ungewiss. Betreiber Hermann Kiesel wird am Jahresende zusperren, hofft aber einen Nachfolger zu finden.

Hinweis: Wer sich näher mit der Nürnberger Kinogeschichte beschäftigen will, dem sei auch das Buch von Jürgen Wolff empfohlen: Vom Kinematographen zum Cinecitta, Geschichte und Geschichten der Kinos in Nürnberg, Fürth und Erlangen; Jürgen Wolff (Hrsg.), Koberger & Kompany Verlag, Nürnberg, 1995; (meist nur noch im Antiquariat erhältlich)


Momentan sind folgende Beiträge verfügbar:
Admiral-Palast
Adonia-Filmtheater
Aki (Aktualitätenkino)
Alhambra-Palast
Atlantik-Palast
Autokino
Central-Theater
City-Kino
Delphi-Palast
Ladenkinos in Nürnberg
Lorenzer Lichtspiele
Luitpold-Lichtspiele (Lu-Li)
Noris-Theater
Phoebus-Palast