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Die Sebalduskirche in Nürnberg (St. Sebald)

Die Sebalduskirche ist, neben St. Lorenz, eine der beiden großen Hauptkirchen Nürnbergs. Sie befindet sich, unweit des Hauptmarktes, in der nördlichen Hälfte der Altstadt. Das bedeutendste Kunstwerk in der Kirche ist das Sebaldusgrab – von Peter Vischer d. Ä. und zwei Söhnen in mehrjähriger Arbeit (ca. 1509-19) erschaffen. Neben Werken der großen Nürnberger Bildhauer Veit Stoss und Adam Kraft, findet man auch ausgeführte Entwürfe von Albrecht Dürer für "seine Pfarrkirche".


Die Gründung der Mutterkirche von St. Sebald durch den legendären Eremiten Sebaldus erfolgte wahrscheinlich in der Zeit um 1050/60. Es war die Peter und Paul-Kirche im heutigen Stadtteil Fürth-Poppenreuth. Der Heilige Sebaldus (Heiligsprechung am 26.03.1425 durch Papst Martin V.) starb um 1070. Einer der Überlieferungen nach blieb das Ochsengespann bei der Überführung seines Leichnams an der Stelle stehen wo heute die Türme der Sebalduskirche die Dächer der Sebalder Altstadt überragen. Deshalb errichtete man damals an dieser Stelle die Peterskapelle. Eine andere Theorie besagt, Sebaldus habe die Kapelle um 1050 selbst erbaut. Nach dem Tode des Sebaldus wurden ab dem Jahr 1070 von Wunderheilungen an seinem Grab berichtet. Die darauf einsetzenden Wallfahrten lösten die Umbenennung der Kirche in St. Sebald aus.

Die Peterskapelle wurde in den Jahren 1230-40 durch den Bau einer spätromanischen Pfeilerbasilika ersetzt. Die Weihe des Peterchors (09.09.1274) lässt auf eine Fertigstellung des Baus in den Jahren 1274/75 schliessen.

Die Erweiterung der Seitenschiffe und die Erhöhung der Türme im hochgotischem Stil erfolgte 1309-45, gefolgt vom Bau des spätgotischen Hallenchors in den Jahren 1358-79. Einbau der Emporen und eine Barockisierung der Ausstattung erfolgten Mitte des 17. Jh.

Nach dem Rückbau durch den Denkmalpfleger, Maler und Architekt Karl Alexander Heideloff erfolgte in den Jahren 1888-1906 eine umfangreiche Instandsetzung unter Leitung des Architekten Josef (Joseph?) Schmitz.

Der 1237 vollendete Bamberger Dom war wahrscheinlich Vorbild für die Doppelchörigkeit der Sebalduskirche.

Sämtliche Dächer, die Chorgewölbe und die Türme der Kirche wurden im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört. Der Wiederaufbau, unter Leitung des Architekten Wilhelm Schlegtendal, dauerte sehr lange, und dauert in Teilbereichen heute noch an. Die Hauptarbeiten im Außen- und Innenbereich wurden 1957 abgeschlossen, die Instandsetzung der Westempore mit dem Engelschor dauerte sogar noch bis über 30 Jahre nach Kriegsende (1976/77).

Fritz Nadler schreibt nach dem ersten Bombenangriff vom 03.10.1944 in sein Tagebuch (Ich sah wie Nürnberg unterging): "Nun stehe ich mitten im größten Chaos: Am Albrecht-Dürer-Platz. Der erzene Malerfürst mit geflicktem Mantel steht unversehrt auf marmornem Sockel. (...) Er schaut auf den Pfarrhof von Sankt Sebald, in dem er einst zusammen mit Pfinzing den "Theuerdank" illustrierte. Der Pfarrhof blieb unbeschädigt samt dem kostbaren Pfinzing-Chörlein. Nicht ein Stäbchen der edlen Reliefdarstellung aus Marias Leben ist im geringsten lädiert. Der Bombensog ist mit der Gottes-Mutter gnädig umgegangen."

Nach den schweren Luftangriffen vom 02. Januar 1945 beschreibt Fritz Nadler am darauf folgenden Tag das traurige Bild der Sebalduskirche: "Heute sieht das ehemals edel wirkende gewaltige Bauwerk elend aus. Es gleicht einem Skelett. Die wuchtige Dachkonstruktion ist größtenteils herabgestürzt. Aus den noch oben hängenden, zusammengesplitterten schweren Balken steigen hellgraue Rauchfähnchen. Ein Beweis, daß die Glut weiterschwelt. Tagtäglich kracht neues verkohltes Dachgebälk auf die metterhohen Schuttmassen, unter denen das Kirchengestühl, Altare und Kircheneinrichtungen zerschmettert und begraben sind. Aus den öden, spitzbogigen Fensterhöhlen quellen Rauch und Ruß. Wochenlang ...! Gottlob, daß ein Teil der wertvollen, bleigefaßten Glasmalereien rechtzeitig verlagert wurde. Es drängen sich bange Fragen auf: Was ist mit Heinrich Traxdorfs Orgelwerk aus 1444 geschehen? Hat Fischers Wunderwerk der deutschen Frührenaissance, das "Sebaldusgrab" unter dem dicken Betonmantel der zusammengestürzten Tausend-Tonnen-Last standgehalten? Anklagend ragen die stumpf gewordenen und ihres Geläuts beraubten Sebaldustürme in den aufklärenden Januarhimmel ...!"

In und an der Sebalduskirche findet man viele einzigartige Kunstwerke. Außen befindet sich z. B. das Schreyer-Landauer-Epitaph (entstanden 1490/92) von Adam Kraft und natürlich die mächtigen Portale – im Inneren, neben dem Sebaldusgrab, den Loeffelholzaltar, Werke von Veit Stoss und Adam Kraft. Die Glasmalereien gehen überwiegend auf Stiftungen des Nürnberger Patriziats zurück. Der Silberschrein des Sebaldusgrabes wurde sogar zweimal von Dieben aufgebrochen (1461 und 1506).
Schräg gegenüber von St. Sebald befindet sich das Sebalder Pfarrhaus mit dem Sebalder Chörlein und dem letzten erhaltenen, mittelalterlichen Innenhofs Nürnbergs.

Bis 1520 war der nördliche Platz der Kirche, der heutige Sebalder Platz, Teil des die Kirche umgebenden Friedhofs, dem "Sebalder Kirchhof". Die amtliche Benennung lautete "Hinter St. Sebald"


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Sebalduskirche Nürnberg
Sebalduskirche
Sebalduskirche
... von der Burg aus
Sebalduskirche Nürnberg
Ostchor
Sebalduskirche
Sebaldusgrab

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Text: mw
Fotos: Uli Kowatsch
Verwendete Literatur: INU, SLN

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