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Die Schuttbahn der Firma Moll

Die Schuttbahn war eine zeitlich begrenzte "Lokalbahn" die weder Personen noch Güter beförderte. Nachdem ca. 90% der Gebäude in Nürnberg während des Zweiten Weltkriegs zerstört oder schwer beschädigt wurden, mussten nach Kriegsende Unmengen von Trümmerschutt beseitigt werden. In den Außenbezirken benutzte man hierzu Lastkraftwagen oder Loren die von Hand, oder mit Dampf- und Grubenloks verschoben wurden.


In der fast völlig eingeebneten Nürnberger Altstadt, galt der Einsatz von Lastwagen als problematisch. Deshalb beauftragte man 1947 die Münchener Firma Leonhard Moll mit der Beseitigung der Schuttberge. Zu diesem Zweck verlegte das Unternehmen innerhalb der Stadtmauern ein weit verzweigtes Schienennetz. Die Spurweite der Bahn betrug 900 mm, die Schienen waren lose verlegt. Teilweise waren die Gleise im teils zugeschütteten Flussbett der Pegnitz verlegt, wie es auf Fotografien von Ferdinand Vitzethum zu erkennen ist. Zum Einsatz kamen kleine Dampflokomotiven, die Loren mit großem Fassungsvermögen zogen. Die Beladung erfolgte per Hand bzw. mittels Dampfbagger.

Vom Herzen der zerbombten Altstadt, dem Hauptmarkt, führte eine eingleisige Hauptstrecke bis hinaus in den Vorort Fischbach. Dort hatte man ein Waldstück als Schuttabladeplatz ausgewiesen. Der Schienenstrang verließ die Stadtmauern am Kasemattentor, führte am Prinzregentenufer entlang, um am Wöhrder Talübergang die Pegnitz, auf einer eigens errichteten Eisenträgerbrücke, zu überqueren. Nach dem Dürrenhoftunnel bog die Linie links in die Regensburger Straße ein, wo sie wenig später die Zufahrtsgleise zum Straßenbahndepot St. Peter kreuzte. In Höhe der Breslauer Straße bog die Strecke Richtung Fischbach ab. Es gab an verschiedenen Stellen auch Ausweichgleise um Gegenzüge passieren zu lassen. Bei Steigungen, wie etwa am bereits erwähnten Tunnel, mussten manchmal zusätzliche Schiebeloks nachhelfen.

Der Trümmerschutt wurde am Abladeplatz gleichmäßig verteilt. Um dies zu gewährleisten änderte sich der Gleisplan häufig – durch das bereits angelieferte Material entstanden "Entladerampen. Die Schuttbahn verfügte auch über ein eigenes Bahnbetriebswerk auf dem heutigen FCN-Gelände. Etwa 18 Loks sollen es gewesen sein die dort gewartet und mit Wasser und Kohle versorgt wurden. Die Maschinen stammten von Henschel, Krauss und Maffei. Das Bw verfügte auch über Lokschuppen und Abstellgleise.

An einer schienengleichen Kreuzung am Dürrenhoftunnel ereignete sich am 26. Mai 1948 eine Kollision mit der Straßenbahn. An diesem Tag war um 9.00 Uhr ein Straßenbahnzug, besetzt mit Schülern, auf dem Weg zum Tiergarten. Ein eigens abgestellter Warnposten der Firma Moll sollte den Verkehr mit Flaggen und Armen an dieser Kreuzung regeln und entweder der Schutt- oder Straßenbahn die Vorfahrt gewähren. Zum Unfallzeitpunkt soll es keine "Zeichen für Gefahr" gegeben haben. Das Ergebnis: Der Schuttbahnzug konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen und touchierte die hinteren Trittbretter des zweiten Straßenbahnwaggons der daraufhin entgleiste. Die Fahrgäste wurden durcheinander gewirbelt, verletzt wurde niemand.

Nachdem 1950 die gröbsten Schuttberge beseitigt waren, stellte die Schuttbahn den Betrieb nach drei Verkehrsjahren ein.


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Text: mw
Fotos:
Verwendete Literatur: 150JE

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