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Güter-, Bier- und Viehtransport auf der Ludwigseisenbahn

Der oft zitierte Biertransport, wie er auf Gemälden und Stichen historisierend dargestellt wird, fand nicht während der Eröffnungsfahrt statt. Und, die beiden Bierfässer waren auch nicht auf dem Tender des Adlers gelagert. Das Direktorium der "Königlich privilegierten Ludwigs-Eisenbahn-Gesellschaft" gestatte dem Bierbrauer Lederer zwei Fässer Bier per Bahn nach Fürth zu transportieren. Es mussten lediglich zwei Personenfahrkarten der 3. Klasse gelöst werden. Das erste Frachtgut auf einer deutschen Eisenbahnlinie wurde am 11. Juni 1836 auf die Reise geschickt. Allerdings erfolgte der Transport unspektakulär, in einem Personenwagen 3. Klasse mit einem pferdebespannten Zug. Direktor Scharrer schrieb hierzu an Bierbrauer Lederer:


"Dem Bierbrauer Herrn Lederer wird gestattet, mit dem ersten nach Fürth gehenden Wagen zwei Fässchen Bier an den Wirt zur Eisenbahn gegen Vergütung von sechs Kreuzern per Fässchen für Transportlohn zu senden, unter der Bedingung, daß solche jedes Mal von dem Wirt bei Ankunft des Wagens sogleich abgenommen werden. Der Herr Direktoralkommisär Dr. Löhner wird daher beauftragt, Sorge zu tragen, daß dieser kleine Anfang des Gütertransports in gehöriger Ordnung vor sich gehe, um solchen vielleicht späterhin ins Große ausdehnen zu können. Da der Personentransport nach Fürth ohnehin nicht zahlreich ist, so wird solches um so leichter auszuführen sein."

Zu einem "regulären" Güterverkehr kommt es vorerst nicht. Zwar nimmt die Ludwigseisenbahn in den Folgejahren einige Exemplare des "Korrespondenten von und für Deutschland" mit nach Fürth – gegen Überlassung von zwei Freiexemplaren – über planmäßigen Gütertransport diskutiert man erst im Oktober 1837 und Mai 1838. Als im August 1839 zwei Fürther Metzger vorstellig werden und um Viehtransporte ersuchen, erklärt man sich bereit diese durchzuführen. Hierzu wurden zwei ausrangierte Personenwagen umgebaut, die das Vieh zum Preis von vier Kreuzern pro Stück beförderten. Dies war der eigentliche Beginn der Warenexpedierung. Der Großteil der Gewinne wird aber weiterhin mit dem Personentransport erwirtschaftet.

Als sich im Jahr 1844 die Ludwig-Süd-Nord-Bahn mit der Ludwigseisenbahn an der sogenannten Fürther Kreuzung schienengleich kreuzt, wird einer der Viehtransport- zum Gepäckwagen umfunktioniert. Die Viehtransporte finden fortan nur an Donnerstagen statt. Die Gesellschaft übernimmt ferner den Zubringerdienst des Frachtguts, welches von Bamberg kommend für Fürth bestimmt ist. Auch wegen dem "überhandnehmenden Missbrauch des Mitnehmens zu großer Quantitäten Gepäcks" war ein solcher Wagen notwendig geworden. Doch der Güterverkehr erfüllte die Erwartungen nicht, weil er "gar nicht benützt wird, ungeachtet aller Vorbereitungen und öffentlichen Bekanntmachungen."

Lukrative Transporte führt die Ludwigseisenbahn erst ab 1851 durch, nachdem man mit dem benachbarten Gaswerk einen Vertrag über Kohleanlieferung abgeschlossen hatte. Hierfür legte man eigens eine Drehscheibe und ein 80 Meter langes Stichgleis ins Werksgelände an. Dadurch entfiel die umständliche Anlieferung mittels Fuhrwerken und die Ludwigsbahn hatte ein rentables, zweites Standbein. Nachdem das Werksgleis 1871 um 30 Meter verlängert worden war, hatte man gleichzeitig eine Gleiswaage mit eingebaut. 1880 wurden auf diesem Weg 10.000 Tonnen, acht Jahre später 20.000 und 1904 60.000 Tonnen Kohle umgeschlagen. Diese Ära endete, als das neue Gaswerk in Sandreuth, am 1. Oktober 1904 eröffnet wurde.


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Text: mw
Fotos:
Verwendete Literatur: 150JE, DAL, DEE, DLE, LUE, ZDZ

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