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Dürrenmühle

Die Dürrenmühle war eine der beiden Mühlen am ehemaligen "Neuen Bau", dem heutigen Maxplatz. Sie lag am Südufer der Pegnitz, direkt gegenüber der Nägeleinsmühle. Diese Mühlenanlage wurde gebaut, weil nach den Hussitenkriegen im Jahr 1430 klar wurde, dass die Mehlversorgung durch die anderen Nürnberger Mühlen nicht mehr ausreichend war.


Von der Stadt errichtet, wurde sie in Erblehen gegeben. Die Dürrenmühle bestand aus einer Getreidemühle, einem Schleifhaus und einigen Zinshäusern. Bereits kurz nach Inbetriebnahme brannte das Anwesen am 5. Januar 1438 ab. Weil die Mühle für die Stadt wichtig war, half der Rat dem Besitzer Thomas Müllner mit einem "Vorlehen" über 472 Gulden aus. Die 1439 neu aufgebaute Anlage hatte zwölf Wasserräder, die Mahlgänge, eine Tuchwalke, eine Schleife, eine Steinschneide- und eine Sägemühle antrieben. Das Sägerad hatte der reichsstädtische Baumeister gepachtet, wodurch sich auch seine Bezeichnung als "Herrensäge" ableitete.

Ihren Namen erhielt die Mühle 1515 durch Lorenz Dürr (oder Dürren) der das Anwesen erwarb. Dürr hatte sich bereits 1493 in die Nägeleinsmühle eingekauft, diese aber 1515 an das Tuchersche Handelshaus weiterverkauft. Im Jahr 1536 wurden zwei Wasserräder mit zwei Tuchwalken an das Färberhandwerk weiter verpachtet. Bis 1842 existierte diese Tuchwalkmühle im Haus der Unteren Kreuzgasse 8.

Ein erneuter Besitzerwechsel erfolgte ebenfalls 1842. Georg Friedrich Baum erwarb die Walke und wandelte sie 1845 in eine Papierstampfe zur Pappdeckelproduktion um, die bis 1880 im Nürnberger Adressbuch erwähnt ist.

Ab 1887 ist die Holzornamentefabrik und Holzschleiferei Wilhelm Rockstroh in dem Anwesen ansässig, die zwei Wasserräder mit einer Leistung von 12 PS betrieb. Nachdem um 1900 ein defektes Mühlrad ersetzt wurde, übernahm die Holzornamentefabrik Kaiser das Haus Nr. 8. Dieser Betrieb produzierte dort bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg.

Den größeren Trakt der Mühlenanlage bildeten die Häuser 10 und 12 in der Unteren Kreuzgasse. Hier betrieb man eine Getreide- und Sägemühle. Ein Anbau mit einer weiteren Säge wurde 1900 abgerissen. Bevor Bleistiftfabrikant Johann Faber das Haus Nr. 12 erwarb, war bis 1886 die Kunstmühle Johann Bauer dort ansässig.

Das Haus Nr. 10 beherbergte in den 1870er Jahren verschiedene Werkstätten, vorwiegend jedoch Holzdrechslereien. Nach einem erneuten Brand im Jahr 1888 planten die Besitzer Georg und Paul Bauer ihren Mahlbetrieb aufzugeben und die Wasserkraft an Gewerbetreibende zu vermieten. Die Baubehörde zögerte anfangs ein Gesuch zu befürworten. In einer Stellungnahme heißt es: "Größte Wahrscheinlichkeit besteht, vielfach wird es sogar behauptet, dass der Betrieb einer Holzdrechselwerkstätte die Veranlassung zum vorausgegangenen Brandunfall war. Die neuerliche Planvorlage lässt nun ersehen, dass im obersten Stockwerk nunmehr eine große Anzahl derartiger Werkstätten und Magazine eingerichtet werden sollen, dass ferner die Absicht besteht, dieselben nach Beseitigung des Mühlwerks noch zu vermehren". Die Gebrüder Bauer schienen die Genehmigung dennoch erhalten zu haben, da 1889 keine Getreidemühle mehr erwähnt ist, aber mehrere Industriewerkstätten ansässig waren.

Bleistiftfabrikant Johann Faber, der jüngere Bruder Johann Lothar Fabers, hatte bereits die gegenüberliegende Nägeleinsmühle gekauft. Da die dort gemahlene Graphitmenge längst nicht mehr ausreichte, erwarb er 1894 auch noch die Dürrenmühle. Faber ersetzte die sechs hölzernen Wasserräder durch zwei größere, leistungsfähigere Zuppinger-Räder*. Diese hatten eine Breite von 2,8 Metern und leisteten ca. 60 PS. Faber wollte die Anlage um 1900 von Grund auf erneuern, was ihm zwar genehmigt aber nie ausgeführt wurde. Der Betrieb in der Dürrenmühle wurde von Faber im Jahr 1905 eingestellt, da die Stadt eine Aufstellung von weiteren Maschinen im ersten Stock und im Obergeschoss untersagte. Dies hatte statische Gründe – das Gebäude hatte zu wenig Tragkraft.
*Das Zuppinger-Rad ist ein eisernes Wasserrad mit breiten und gekrümmten Schaufeln. Das unterschlächtige, also von unten angetriebene Rad, eignet sich für niedere Gefälle und hat einen Nutzungsgrad von 60 bis 70 Prozent. Nachteil: Bei Eisgang wirkt sich die gekrümmte, enge Schaufelstellung negativ aus.

In den folgenden Jahren beherbergte das Anwesen unterschiedlichste Werkstätten. 1907 wird die Buchdruckerei Hans Lotter im Erdgeschoss erwähnt. 1913 sind 21 vorwiegend metallverarbeitende Betriebe dort ansässig. Dies änderte sich auch nicht durch den Ersten Weltkrieg. Aus dem Jahr 1926 ist neben der Metallverarbeitung noch folgende Belegung bekannt: Eine Reißzeugproduktion, eine Federhalterfabrik, eine Patentstiftfabrik und eine mechanische Werkstätte im ersten Stock. Im zweiten Obergeschoss arbeiteten eine Poliererei, eine Beinwarendrechslerei, eine galvanoplastische Anstalt, eine Holzausschneiderei und eine Elfenbeinwarenfabrik. Wie lange die Werkstätten die Wasserkraft nutzten ist nicht bekannt.

Am 10. August 1943 fielen die Nägeleins- und die Dürrenmühle dem Bombenhagel zum Opfer. Wie bei allen anderen Nürnberger Mühlen auch, mussten Gebäudereste und Wasserbauten der Hochwasser-Regulierung der Pegnitz weichen.


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Nägeleinsmühle
Dürrenmühle (rechts)


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Text: mw
Fotos: Ansichtskarte, Verlag Louis Glaser, Leipzig
Verwendete Literatur: RIF, SLN

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