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Die Mühlen am Dutzendteich

Am Dutzendteich, ein Gewässer das durch die Aufstauung des Langwasser-Grabens, des Fischbachs sowie anderer Bachläufe entstand, gab es ehemals zwei Mühlenanlagen – eine am Nordwest-, die andere am Ostufer. Im Industriezeitalter, war die am Fischbachausfluss gelegene Mühle von großer Bedeutung, während die Mühle am Ostufer bereits im 17. Jh. aufgegeben wurde.



Die Mühle am Ostufer

Der Reichsforstmeister Konrad Waldstromer erhielt 1337, den wahrscheinlich zur Fischzucht aufgestauten Weiher, als Lehen. König Karl IV. erlaubte ihm 1347 die Errichtung einer Mahlmühle, die fast 150 Jahre bestand.

Um die Nürnberger Handwerker besser mit Wasser zu versorgen erwarb die Stadt den Dutzendteich Ende des 15. Jahrhunderts. Zudem wurde zusätzlich der Fischbach in den Weiher geleitet. Vor dessen Einmündung am östlichen Ufer, befand sich seit 1496 ein Hammerwerk. Für dieses Werk erhielt der städtische Zeugmeister Hans Löhner 1594 die Erlaubnis ein zusätzliches Mühlwerk zum Schermesser- und Ahlenschleifen sowie zum Bleischlagen zu errichten. Löhner wandelte den Hammer später in eine Papiermühle um.

Ab 1614 war der Heftleinsmacher David Puchfelder Besitzer der Mühle, der den Betrieb in der Folgezeit wahrscheinlich aufgab. Vielmehr ist über diese Anlage leider nicht bekannt, außer das sich dort Anfang des 18. Jh. ein Landsitz, das spätere Hopfen- oder Brunnenschlösschen befunden hat.

Die Mühle am Nordwestufer (später: Maschinenfabrik Spaeth & Co.)

Das zweite Hammerwerk, welches ebenfalls Ende des 15. Jh. errichtet wurde, befand sich am Ausfluss des Fischbachs, am nordwestlichen Dutzendteichufer. Der Bachlauf wurde dafür an dieser Stelle durch einen Damm aufgestaut. Da die Mühlenanlage unterhalb dieses Damms errichtet wurde, konnte ein Wassergefälle von vier Metern Höhe ausgenutzt werden. Dies ermöglichte den Betrieb von oberschlächtigen Wasserrädern mit hohem Wirkungsgrad. Die Anlage mit Amboss und Dreizentner-Hammer wurde ab 1498 für jährlich 50 Gulden an das Plattnerhandwerk verpachtet. Nachdem das Anwesen 1508 abbrannte, wurde es 1523 vom Rat der Stadt als Kupferhammer wieder aufgebaut.

Der zweite Markgräfliche Krieg (1552) brachte für die Mühle einen erneuten Rückschlag. Albrecht Alcibiades ließ den Dutzendteich abgraben und das Hammerwerk abbrennen. Nachdem der Nürnberger Rat den zerstörten Damm reparieren ließ, stellte der Kugelschmied Wenzel Pühler das Gesuch die Anlage zu kaufen und den Hammer wieder aufzubauen zu dürfen. Das dieser Antrag 1555 abgelehnt wurde hatte verschiedene Gründe. Die Stadt wollte die Wasserrechte nicht in fremde Hände geben, da der Fischbach einerseits noch die innerstädtische Kröten- und Almosenmühle sowie das Blausternwerk antrieb, andererseits den Wäscherinnen, Färbern und Lederern in Tafelhof als Produktionswasser- und Abwasserkanal diente.

Die Stadt beschloss 1557 einen erneuten Aufbau des Kupferhammers der dann an Jörgen Keßler verpachtet wurde. Zusätzlich erhielt der Münzmeister Christoph Dietherr 1561 die Erlaubnis zur Errichtung einer Schmelz- und Saigerhütte unterhalb des Hammers. Keßler schien schlecht gewirtschaftet zu haben, sodass das Hammerwerk ebenfalls an Dietherr verpachtet wurde, da sich sonst niemand fand der den Hammer betreiben wollte. Der Pachtzins betrug für beide Anwesen 100 Gulden pro Jahr. Es ist anzunehmen das Dietherr auch noch eine Getreidemühle betrieb, weil sich die Stadtmüller über die Broteinfuhr beschwerten. In den Annalen heißt es das sie wegen "der zweien Mahlwerkh halben auf der Hadermuel und beim Dutschedei ..." nichts mehr zu mahlen hätten. Mit Erfolg. Dietherr durfte von nun an nur noch für den Eigenbedarf mahlen.

Nachdem die Stadt die gesamte Mühlenanlage schätzen ließ, beschloss man wegen des schlechten Allgemeinzustands 1588 den Verkauf. Nach Kündigung des Pachtvertrages mit Dietherr, ging das Anwesen für 1.300 Gulden an die Wöhrder Mühlenbesitzer Hanns Tramel und Hanns Flentz. Unter ihrer Leitung wurde das Hammerwerk um eine Stampfe zur Zerkleinerung von Zinkerde, einen Lahngoldhammer sowie eine Sandelstampfe ergänzt.

Der Fischbach bzw. seine Anlieger gaben immer wieder Anlass für Streitigkeiten. Da der Fischbach weit vor den Toren der Stadt aufgestaut werden konnte, blieb manchmal für die Kröten- und Almosenmühle wenig bis gar kein Wasser mehr übrig. Aber auch unter den Müllern am Dutzendteich gab es Zwist. Tramel und Flentz beschuldigten Löhner am Ostufer,s den Bachlauf zu seinen Gunsten zu stark aufzustauen. Immer wieder musste der Rat der Stadt regulierend eingreifen. Aber auch der Rat selbst war den Dutzendteichmüllern ein Dorn im Auge. Dieser ließ den Weiher alle zwei Jahre leer laufen um das Gewässer abzufischen und den Teich zu reinigen. Mühlbetrieb war in dieser Zeit natürlich nicht möglich. Nachdem der Dutzendteich 1604 wegen besonders gründlicher Reinigung zehn Monate komplett leer war, forderten Tramel und Flentz Schadenersatz in Höhe von 1.700 Gulden. Die Obrigkeit lehnte ab.

In den folgenden Jahrzehnten wechselte die Mühlenanlage häufiger den Besitzer. Die Erben von Tramel und Flentz mussten 1622 auf Anordnung der Stadt die Sandelstampfe aufgeben. Ab 1644 war Hans Philipp Kob auf der Mühle, der die Mahl- und Galmeimühle an einen Crailsheimer Müller verpachtete. Der Folgebesitzer, der Messinghändler Daniel von Lierd, ging in Konkurs nachdem er die Mühle 1692 erworben hatte. Inzwischen stark verfallen, kaufte Lierds Buchhalter 1737 die Gebäude aus der Konkursmasse und baute sie wieder auf. Nach weiteren Besitzerwechseln übernahm die Firma Förster & Günther das Areal und fertigte dort Messingfolien, das sogenannte Rauschgold. Ab 1803 wurde außerdem eine Gipsmühle betrieben.

Ruhiger wurde es um die Besitzverhältnisse im Jahr 1825, als Johann Wilhelm und Johann Michael Spaeth das Hammerwerk samt Getreidemühle kauften. Die Gipsmühle existierte zu dieser Zeit nicht mehr, weswegen Johann Michael eine neue errichtete. Sein Bruder Johann Wilhelm baute die Getreidemühle zu Nürnbergs erster Kunstmühle um, wofür er 1831 den bayerischen Staatspreis erhielt. Dies war der Beginn der wohl glanzvollsten Periode dieser Dutzendteich-Mühle. Nach und nach baute Johann Wilhelm Spaeth die Anlage in eine mechanische Werkstätte um, die sich später zur bedeutenden Maschinenfabrik mauserte. Neben Aufträgen für den Ludwig-Donau-Main-Kanal war das Unternehmen auch am Projekt Ludwigseisenbahn beteiligt und profitierte anschließend vom boomenden Eisenbahnbau. Die Spaethsche Maschinenfabrik befand sich bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg an der Stelle wo der Fischbach den Dutzendteich verlässt. Ein Wiederaufbau wurde nach Kriegsende nicht genehmigt – die Stadt plante dort eine moderne Wohnsiedlung. Einzig die Fabrikantenvilla (heute stark verfallen und vandalisiert) hat überlebt.

Johann Wilhelm Spaeth und seiner Maschinenfabrik, dem Dutzendteich, dem Fischbach, der Almosen- und Krötenmühle sowie dem Blausternwerk sind jeweils eigene Kapitel gewidmet.


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Text: mw
Fotos:
Verwendete Literatur: RIF, SLN

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