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Die Krötenmühle

Die kleinste Mühle in Nürnberg lag zwar direkt am Pegnitzufer, wurde aber durch den Fischbach angetrieben. Die Krötenmühle verdankt ihren Namen wahrscheinlich der Tatsache, dass sie auf sumpfigem Areal errichtet wurde (heute Kaiserstraße 36).

Leider existiert über die Krötenmühle nicht viel Archivmaterial, sodass sich kein genaues Entstehungsjahr nennen lässt. Wahrscheinlich existierte der Betrieb schon 1340 oder früher, eine erste urkundliche Erwähnung fand erst 1480 statt
.


Aus den Annalen der Stadt geht hervor, dass Heinrich Graef, genannt "Teufelsheinz", 1608 einen Bauantrag einreichte, in dem von einem Knick in der Hausfassade die Rede ist, der durch die Stadtmauer verursacht worden sein soll. Das Gebäude musste abgerissen und neu errichtet werden. Man kann annehmen dass das Haus und die Stadtmauer auf der Lorenzer Stadtseite zu gleicher Zeit entstanden sind. Dies könnte zwischen 1250 und 1322 geschehen sein. Eventuell wurde die Stadtmauer sogar zum Schutz der Mühle errichtet. Es ist also durchaus möglich, dass die Krötenmühle schon zu dieser Zeit in Betrieb war. Wahrscheinlich hatte die Mühle drei Wasserräder die vier Mahlgänge antrieben.

Seit dem Neubau im Jahr 1608 blieb die Mühle bis Ende des 18. Jh. im Besitz der Familie Graef. Mit der nahe gelegenen Pfannenmühle geriet der "Teufelsheinz" in Streit weil er 1711 eine Gewürzstampfe in seinem Betrieb einrichtete. Das Privileg des Gewürzmahlens lag aber beim Pfannenmüller Georg Rupprecht, denn die Gewerbefreiheit gab es zu dieser Zeit noch nicht. Warum auch immer, die Gewürzstampfe durfte bestehen bleiben. Die Bestimmungen schienen also schon aufgeweicht gewesen zu sein.

Seit 1828 war Konrad Michael Eckart Müller in der Krötenmühle, der 1836 zusätzlich eine Farbholzmühle einrichtete. Wie die Stadtchronik berichtet brannte das Mühlenanwesen am 24. Oktober 1843 ab: "Abends 5 Uhr brach in der Mahl-, Gewürz- und Farbenholzmühle, des Müllermeisters Eckart (die Krötenmühle genannt) Feuer aus. (...) Das ganze 4 Stockwerk hohe Gebäude stürzte gegen 8 Uhr abends unter furchtbarem Gekrach zusammen".

Dieses Ereignis löste eine öffentliche Diskussion über die Nürnberger "Feuerlösch-Anstalten" und um die Sicherheit der Stadt bei mehreren Bränden gleichzeitig aus. In Hamburg wurden 1842 viertausend Häuser Raub der Flammen, eintausend Menschen starben. Das veranlasste die Stadt zur Anschaffung einer Saugspritze und die Aufstellung einer Reservekompanie aus Freiwilligen.

Die Mühle wurde wieder aufgebaut und von Eckart noch über zwanzig Jahre weiter betrieben. Genau wie die Almosenmühle war auch die kleine Krötenmühle von der "Gnade" der Firma Spaeth am Dutzendteich abhängig. Diese konnte durch Aufstauung die Wassermenge bestimmen, welche dem Fischbach bei seinem weiteren Verlauf zur Verfügung stand. Oft war es nur ein kleines Rinnsal welches in der Stadt ankam. Beide Müller gingen des Öfteren gegen die vorgelagerten Betriebe am Dutzendteich, in Gleißhammer und Tullnau vor. Der Rat der Stadt musste regulierend eingreifen.

Das Aus für den Mühlenbetrieb kam mit dem Tod Eckarts irgendwann zwischen 1870 und 1872. Erhard Eckehard, vermutlich der Bruder von Witwe Eckart, war nun Mitbesitzer des Anwesens. Beide waren keine Müller und konnten den Mahlbetrieb nicht aufrechterhalten. Es wäre auch nicht mehr länger möglich gewesen, weil der Fischbach seit 1871 nach und nach zur Durchspülung der städtischen Kanalisation umgenutzt wurde. Ab 1876 gab es keinen Eintrag der Eckartschen Farbenholzmühle im Nürnberger Adressbuch mehr.

Da sich das Haus in bester Wohnlage befand wurde es zum Mietshaus umgebaut. Wahrscheinlich die beste Entscheidung, weil die Mieteinnahmen mehr Profit versprachen als das was man je mit dem Mahlbetrieb hätte erwirtschaften können.

1906 bis 1907 wurde die Krötenmühle abermals umgebaut und erhielt dadurch ihre heutige Form. Die damaligen Besitzer, die Gebrüder Marx, errichteten an dieser Stelle ein "modernes" Kaufhaus, welches den Zweiten Weltkrieg relativ unbeschadet überstand. Heute nicht mehr erhalten ist die ehemalige, mit Kupfer und Gold verzierte, Eingangshalle. Ein kleines Relief an der Nordseite der Fassade erinnert noch an die Krötenmühle.



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Krötenmühle
Relief a. d. Nordseite
Krötenmühle
Ehem. Krötenmühle
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Text: mw
Fotos: mw
Verwendete Literatur: RIF, SLN

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