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Mühle am Sandbühl (Pulvermühle)

Der genaue Standort der Mühle am Sandbühl lässt sich nicht mehr genau bestimmen. Da die Pulvermühlen des Öfteren in die Luft flogen, ist anzunehmen das sie evtl. nicht exakt an selber Stelle wieder aufgebaut wurden. Man kann davon ausgehen, dass die oft erwähnte Pulvermühle in der Tullnau identisch mit dieser Anlage war. Ferner wurde sie noch als "Pulvermühl am Sandbühl vor dem Frauentor", als "Pulvermühl bei der Tullnau hinter den Vogels Garten", oder "Pulvermühle hinter Wöhrd" erwähnt.


Diese Mühle fiel in 130 Jahren fünfmal einer Explosion zum Opfer. Wann die Anlage errichtet wurde lässt sich nicht genau bestimmen, es wird wohl im 16. Jahrhundert gewesen sein. Nach einer Explosion im Jahr 1695 wurde berichtet, sie sei "in etlichen Tagen wieder aufgebaut worden, da sie nur von Holtz und Brättern gemacht war". Dies lässt auf eine Art Leichtbauweise schließen. Die Mühle besaß zwei unterschlächtige Wasserräder, von denen eines zeitweise auch als Walkrad genutzt wurde.

Nach einer erneuten Explosion 1707 stellte man die Pulverproduktion ein und baute das Mühlwerk nicht wieder auf. Erst 1723 stellte Christoph Friedrich Rheyer den Antrag, eine Glasschleif- und Poliermühle am Platz der ehemaligen Pulvermühle errichten zu dürfen. Dem Gesuch wurde stattgegeben – Rheyer konnte bereits 1729 einen Meister und zwölf Arbeiter beschäftigten. Zudem erhielt er 1732 von Kaiser Karl VI. ein Privilegium.

Anfang des 19. Jahrhunderts war der Betrieb in den Händen von Johann Zacharias Lotzbeck. Da es das Privileg zum Spiegelfolienschlagen nicht mehr gab, nahm Lotzbeck diesen Produktionszweig mit auf. Nach dem Wegfall des Privilegs stellten übrigens viele Spiegelglasfabriken ihre Folien selbst her, eine Arbeit die bis dato der Folienfabrik Herdegen in Wöhrd vorbehalten war. Nach dem Tod Lotzbecks ging die Mühle an seinen Schwager Johann Friedrich Meyer, dessen Söhne sie bis in die 1850er Jahre führten.

Ein Besitzerwechsel brachte eine erneute Umnutzung. Dr. Louis Raum wandelte den Betrieb zu einer Graphit- und Schmelztiegelfabrik um. Im Jahr 1895 wurden die beiden Wasserräder durch ein eisernes, unterschlächtiges Rad mit 3,7 Metern Breite ersetzt. Nach dem Tod des Besitzers (1924) wurde der Betrieb eingestellt und das Anwesen von Raums Witwe Lucie verpachtet.

Wie eingangs erwähnt lässt sich der ursprüngliche Standort der Pulvermühle nicht exakt bestimmen, die Graphit- und Schmelztiegelfabrik war nachweislich im Anwesen Flaschenhofstraße 43-45 ansässig. (Wahrscheinlich lag die Ursprungsmühle auf gleichem Areal.) Der neue Pächter betrieb dort eine Großgarage und vermietete die Wasserkraft ab 1930 an die Glasschleiferei Georg Handwerger. Dieser Betrieb schliff bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg (1943) Dickglas und Autoscheiben.

Das Gebäude wurde zwar zerstört, aber die einbetonierten Schleifmaschinen hätten noch repariert werden können. Somit stellte Handwerger nach Kriegsende ein Gesuch für einen Neubau an gleicher Stelle. Dieser Antrag wurde abgelehnt "mit Rücksicht auf die dringend notwendige Bereinigung des Pegnitztales". Er musste also aufgrund der geplanten Hochwasserregulierung der Pegnitz verzichten. An oben genannter Adresse findet man heute noch Reste von Grundmauern der ehemaligen Mühlenanlage.


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Text: mw
Fotos:
Verwendete Literatur: RIF, SLN

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