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Die Satzinger Mühle in Nürnberg

(Auch Mögeldorfer Mühle)

Die Satzinger Mühle in Mögeldorf war ursprünglich eine Getreidemühle aus dem Mittelalter. Im Jahr 1591 kaufte der Nürnberger Zinngießer Niklas Rumpler das verwahrloste und stark heruntergekommene Gebäude und baute, unter erheblichen Widerstand der Anlieger, das Anwesen in eine Papiermühle um.

Nicht nur Jobst Pecht von der Weidenmühle, der das Hadernprivileg inne hatte, fürchtete die Konkurrenz, nein, auch die Gemeinde Mögeldorf war von Rumplers Plänen wenig angetan. Umweltverschmutzung, ansteckende Krankheiten durch die zu verarbeitenden Lumpen aus Spitälern, Verseuchung der Viehtränke und Verunreinigung des Fischwassers wurden angeführt um das Vorhaben zu verhindern. Es half alles nichts. Nachdem der städtische Rat ein Gutachten erstellen ließ, erhielt Rumpler, unter einigen Auflagen (Abwasser in verborgenen Röhren bis unterhalb der Viehtränke zu leiten), die Betriebsgenehmigung.


In den folgenden Jahrzehnten änderte sich die Nutzung, nachdem Rumpler das Anwesen 1607 verkaufte, häufiger. Die Mühle wurde zur Walkmühle umgebaut und während des Dreißigjährigen Krieges als Mahlmühle betrieben. Im Jahr 1668 wurden alle Umbaumaßnahmen rückgängig gemacht und der Betrieb wieder auf Papier eingeschränkt.

Nach den Napoleonischen Kriegen war die Mühle ab 1843 der größte Mögeldorfer Gewerbebetrieb. Zwanzig Jahre später wandelte der Fabrikant Johann Ludwig Werder das Anwesen, mit Maschinen von Klett & Co. (später MAN), in eine Kunstmühle um.

Ihren (heutigen) Namen erhielt die Mühle im Jahr 1869, als Michael Satzinger das Anwesen kaufte und schon 1877 einen Anbau für ein Turbinenwerk errichten ließ das die Wasserräder ersetzte.

Der Bombenhagel im Zweiten Weltkrieg setzte auch der Satzinger Mühle schwer zu. Anders als die anderen Nürnberger Mühlen, die nach Kriegsende der Hochwasserregulierung der Pegnitz weichen mussten, wurde das Anwesen wieder aufgebaut. Die Familie Rötzer, die das Gelände 1952 kaufte, beauftrage den Architekten Fritz Mayer mit dem Wiederaufbau. Viel Lob erhielt das neu aufgebaute Gebäude, dass im 19. Jh. durch viele Anbauten verschandelt wurde, von der Fachzeitschrift "Baumeister". So war zu lesen: Der Architekt habe in meisterhafter Weise alte Sünden wett gemacht und in unübertrefflich vollkommener Form den neuen Industriebau dem fränkischen Dorfbild mit seinen Steildächern angegliedert, ohne dem praktischen Zweck Gewalt anzutun.

Erst im Jahr 1972 wurde der Betrieb als Kunstmühle stillgelegt und die Wasserkraft an die Stadt Nürnberg verkauft.

Die Neue Heimat kaufte schließlich die Satzinger Mühle und ein Fürther Immobilienmakler wollte das alte Anwesen in ein Nobelhotel mit Feinschmeckerlokal und Diskothek verwandeln. Diese Pläne scheiterten jedoch nicht nur mangels Kapital, auch die Anwohner legten lautstarken Protest ein. Es waren bereits einige Wohneinheiten – die dem Hotelbau eingegliedert werden sollten – fertiggestellt als die Firma in Konkurs ging.

Die Stadtsparkasse ersteigerte das denkmalgeschützte Ensemble und verkaufte die fertigen Wohneinheiten an private Interessenten. Die Bayern-Immobilien-Treuhand aus Erlangen erwarb 1985 den Rest des Anwesens und verpachtete die gastronomisch nutzbaren Räume weiter.

Noch heute erinnert ein, von der Stadt Nürnberg angebrachtes, Wasserschöpfrad an die frühere Nutzung. Wenn man heute bei schönem Wetter auf der Terrasse der "Satzinger" sitzt und das sanfte Plätschern des Mühlrades wahrnimmt, kann man es sich fast nicht vorstellen welch bewegte Geschichte dieses schöne Gebäude hinter sich hat. Es lässt sich nicht einmal erahnen welch mächtiges Getöse, welch unangenehmer Geruch und wie viel giftiger Staub hier einstmals vorherrschte.



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Satzinger Mühle
Satzinger Mühle
Satzinger Mühle
Rückansicht
Satzinger Mühle
Terrasse Satzinger Mühle
Wasserschöpfrad
Wasserschöpfrad
Wasserschöpfrad
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Text: mw
Fotos: mw
Verwendete Literatur: RIF, SLN

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