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Bayerische Landes-Gewerbe-, Industrie- und Kunstausstellung in Nürnberg – 1882, 1896, 1906

Die Bayerische Landes-Gewerbe-, Industrie- und Kunstausstellung wurde in Nürnberg dreimal ausgerichtet. Die Landesaustellungen demonstrierten den technischen Fortschritt in Industrie und Handwerk, außerdem hatte sich Nürnberg im 19. Jahrhundert zum industriellen Herzen Bayerns entwickelt. Führende Firmen aus Bleistift-, Elektro-, Spielzeug- und Zweiradindustrie waren (und sind) in der Frankenmetropole ansässig. Als "Überbleibsel" dieser Gewerbeschauen haben sich der Stadtpark, sowie der Luitpoldhain bis in unsere Zeit erhalten.


Die erste Bayerische Landes-Gewerbe-, Industrie- und Kunstausstellung in Nürnberg stand unter Federführung des Bayerischen Gewerbemuseums. Bereits 1879 hatte Karl von Stegmann ein Komitee zur Planung und Durchführung ins Leben gerufen. Als Platz für die 1882 stattfindende Leistungsschau hatte man das Maxfeld auserwählt, welches extra durch eine Straßenbahnlinie angebunden wurde. Unter der Schirmherrschaft König Ludwigs II., präsentierten 2.414 Aussteller ihre Erzeugnisse in den eigens errichteten Hallen auf dem Maxfeld, dem heutigen Stadtpark. Im Vorwort zum Katalog hieß es:

"Die Bayerische Landesausstellung verdankt ihre Entstehung dem Gedanken, einmal gemeinsam zu zeigen, was Bayerische Industrie- und Gewerbetätigkeit im Zusammenhang mit auf sie einwirkenden Faktoren, der Kunst und Wissenschaft, des Verkehrs und fachgewerblichen Bildungswesens zu leisten vermögen."

Auf 120.000 qm Ausstellungsfläche wurden Produkte aus Landwirtschaft, Industrie und Kunstgewerbe zur Schau gestellt. Um auch Kleinbetrieben die Teilnahme zu ermöglichen, wurde ein Unterstützungsfond in Höhe von 25.000 Mark aufgelegt. Das Areal wurde von Elektropionier Sigmund Schuckert elektrisch beleuchtet. Für die Stadt war die Veranstaltung ein riesiger Erfolg, man konnte 2 Millionen Besucher zählen.

Die zweite Bayerische Landes-Gewerbe-, Industrie- und Kunstausstellung in der Noris fand vom 14.05. bis 15.10.1896 statt. Der Ausstellungsbereich musste auf 200.000 qm ausgedehnt werden um den 3.300 Ausstellern genügend Fläche bieten zu können. Bei dieser Schau fuhr die Straßenbahn bereits elektrisch. Allerdings blieb das Interesse hinter den Erwartungen zurück. Nur 1,8 Millionen Besucher wurden gezählt. Für die ausstellenden Firmen war es ein Erfolg. Es wurden über 9.000 Abschlüsse mit einen Gesamtwert von zwei Millionen Mark getätigt. Weitere 9.000 Nachabschlüsse mit einem Volumen von 1,5 Millionen Mark kamen hinzu. Ein positiver Aspekt, die gärtnerischen Anlagen dieser Landesausstellung blieben den Nürnberger Bürgern als Stadtpark erhalten.

Anlässlich der 100-jährigen Zugehörigkeit Nürnbergs zu Bayern, wurde die Landesausstellung von 1906 abermals in der Frankenmetropole ausgerichtet. Diesmal fand die Leistungsschau auf dem eigens geschaffenen Luitpoldhain statt. Unter der Leitung von Theodor von Kramer, Direktor des Landesgewerbemuseums, entstand auf dem bis dahin ungenutzten Areal ein Ausstellungspark mit einer Fläche von 700.000 Quadratmetern. Im Gegensatz zu den vorangegangen Ausstellungen war alles viel größer und pompöser. Von Kramer schrieb 1902 in einem Artikel im Fränkischen Kurier:

"Schon der Anlaß der Ausstellung erheischt die Einbeziehung vieler Dinge, die bei früheren Ausstellungen nicht in Betracht kamen. Dahin gehört vor allem eine in einem eigenen Gebäude unterzubringende Ausstellung der Stadt Nürnberg selbst, die ihre verschiedenen auf Förderung des Gemeinwesens abzielenden Einrichtungen, wie Schulhausbauten, Kanalisation und Wasserleitung, Krankenhaus, Feuerwehr, Schlachthof, usw., sei es in Plänen oder Modellen vorzuführen hätte, um Kunde zu geben von ihrer mächtigen Entwicklung innerhalb des letzten Jahrhunderts. Einen weiteren besonderen Anziehungspunkt würde eine historische Abteilung bilden, die der Hundertjahrfeier entsprechend, vorwiegend ein Bild der Biedermeierzeit darstellen müßte. Auch das Bayerische Gewerbemuseum als wichtiger Faktor in der Entwicklung des vaterländischen Gewerbes, wird nicht fehlen dürfen, um den Besuchern der Ausstellung einen Einblick in seine vielgestaltige Organisation, in seine dem ganzen Lande gewidmete, gemeinnützige Tätigkeit zu gewähren. ..."

Georg von Schuh, damals Erster Bürgermeister der Stadt, würdigte 1906 die Bedeutung der Landesausstellung:

"Ausstellungen haben den Zweck, die Entwicklung und den Stand der wirtschaftlichen Tätigkeit zu zeigen, zu einem gesunden Wetteifer anzuspornen, durch Austausch der gegenseitigen Erfahrungen zu belehren, dadurch die Leistungsfähigkeit zu erhöhen, neue Geschäftsverbindungen und Absatzwege zu vermitteln, sowie das wirtschaftliche Leben im Allgemeinen zu heben und zu fördern."

Aber es gab auch kritische Stimmen, wie etwa ein lokalpatriotischer Artikel im "Nürnberger Anzeiger" von 1902, der die 100-jährige Zugehörigkeit zu Bayern als Schmach empfand:

"Eine Jubiläums-Ausstellung soll es sein! In der Stadt, in der Palm seine flammende Schrift "Deutschland in seiner tiefsten Erniedrigung" 1806 erschienen ließ, weil ein Wittelsbacher Fürst für unpatriotisches Verhalten, das er dem Feinde des deutschen Vaterlandes, dem Tyrannen Napoleon I., gegenüber bekundete, allergnädigst vom Kurfürsten zum König erhoben worden ist. Wir wollen hierbei ununtersucht lassen, ob es überhaupt ein Segen gewesen ist, daß große Teile Frankens und die freie Reichsstadt Nürnberg an das rückständige Altbayern angegliedert wurden. ..."

In zweijähriger Bauzeit wurden auf dem, bis an den Dutzendteich heranreichenden, Gelände zahlreiche Bauten erstellt, deren Fassaden vom Jugendstil beeinflusst waren. Inoffizielles Wahrzeichen stellte ein überdimensionaler Bleistift der Firma Schwanhäußer dar. Mit einer Höhe von 30 Metern und einem Umfang von etwa vier Metern, überragte das Bauwerk das gesamte Ausstellungsgelände. Umgeben wurde der Riesenstift von "kleineren" Schwanstiften mit einer Höhe von 12 Metern.

Eine weitere Attraktion war der am Südufer des Dutzendteichs erbaute Leuchtturm. Er war als Aussichtsturm konzipiert und imitierte die Scheinwerfersignale eines echten Leuchtturms. Die Besucher wurden mit einem elektrischen Aufzug im Turminneren auf die Aussichtsplattform gebracht. Das bei den Nürnbergern beliebte Bauwerk wurde im Oktober 1935 von den Nationalsozialisten gesprengt. Es stand dem Bau der Kongresshalle im Weg.

Die Jubiläumslandesausstellung vom 12.05. bis 15.10.1906 war für die Stadt, trotz der 2,5 Millionen Besucher, ein finanzieller Verlust. Allerdings stieg das Ansehen der Noris über die Grenzen Bayerns hinaus. Unzählige Ansichtskarten waren von dem Ereignis in Umlauf. Das Bayerische Gewerbemuseum hatte extra den Nürnberger Fotografen Ferdinand Schmidt beauftragt, den Aufbau, sowie die Ausstellung selbst, fotografisch zu dokumentieren. Allein aus seinem Archiv sind 262 großformatige Fotografien erhalten.

Im offiziellen Bericht (1907) über die Ausstellung zog Ministerpräsident Freiherr von Podewils Bilanz:

"Zehn Jahre nur trennen diese Landesausstellung von der letzt vorausgegangenen, und vielen mochte es als kühnes Wagnis erscheinen, nach so kurzer Zeit von neuem Heerschau zu halten über Bayerns Industrie, Gewerbe und Kunst. Doch schon die Eröffnungsstunde hat uns in der überwältigenden Fülle und den hervorragenden Eigenschaften des Gebotenen, wie in der künstlerisch reizenden Gestaltung des Ganzen erkennen lassen, welch mächtigen Fortschritt auf allen Gebieten des industriellen und gewerblichen Lebens zu bewundern wir berechtigt waren und wie befruchtend und verschönernd die Kunst mitgewirkt hat, ihrem altbewährten Rufe neue Lorbeeren hinzufügend. Mit Stolz und Befriedigung können wir heute feststellen, daß unsere Industrie nicht gerastet, daß sie auf der Höhe stehend, die Errungenschaften der Technik und Wissenschaft sich zu eigen gemacht hat, ja selbst auf vielen Gebieten führend und bahnbrechend vorangeschritten ist."

Wie oben erwähnt, blieb den Bürgern von der Jubiläumsausstellung 1906 der Luitpoldhain erhalten. Fast alle Ausstellungsbauten, sowie die Ringbahn die das 1,2 km lange Gelände erschloss, wurden wieder abgebaut. Einzig das später als Luitpoldhalle bezeichnete Gebäude ließ man stehen und nutzte es bis zur Zerstörung im Zweiten Weltkrieg für unterschiedlichste Veranstaltungen. Gegenüber der Halle lag einst (1912-39) Nürnbergs erster Tiergarten.


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Text: mw
Fotos:
Verwendete Literatur: IKN, NWM SLN, SSG

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