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Nürnberger Ei

Peter Henlein wird gerne mit dem Nürnberger Ei in Verbindung gebracht. Heute wissen wir, dass die Gravur ("Peter Henlein machte mich 1510") der ersten Dosenuhr im Germanischen Nationalmuseum erst nachträglich aufgebracht wurde. Das sogenannte Nürnberger Ei, also praktisch die erste Taschenuhr wurde erst ab Mitte des 16. Jahrhunderts hergestellt – Peter Henlein starb bereits 1542.


Trotzdem war dieser Tüftler und Erfinder indirekt an Entwicklung tragbarer Zeitmesser beteiligt – seine Miniaturisierung der Bauteile ermöglichten erst die Fertigung einer Taschenuhr.

Nürnberg hatte sich im 16. Jh. zum bedeutenden Zentrum der Feinmechanik entwickelt und war Standort des Uhrmacherhandwerks. Turm-, Schlag- und Sonnenuhren gab es bereits, aber eine tragbare, zuverlässige Taschenuhr musste erst noch erfunden werden. Die von Henlein hergestellten Tischuhren waren dosenförmig und hatten einen Durchmesser von ca. 6 Zentimetern. Einen wichtige Aussage über Henlein findet man in der "Kurzen Beschreibung Deutschlands" (Brevis Germaniae descriptio) des Humanisten und Theologen Johannes Cochlaeus. Dieser schrieb im Jahr 1512 folgendes: "Petrus Hele macht Uhren, die selbst die gelehrtesten Mathematiker bewundern. Er fertigt nämlich aus wenig Eisen Werke mit sehr vielen (Zahn)rädern, die immer wie man sie kehrt und wendet, ohne jedes Gewicht 40 Stunden lang (die Zeit) zeigen und schlagen, auch wenn man sie an der Brust oder in der Gürteltasche trägt."

Die kugel- bzw. eiförmigen Taschenuhren trug man seinerzeit um den Hals. Der Begriff "Nürnberger Ei" lässt sich im entfernten Sinn von dem lateinischen Wort "horologium" (Zeitmesser) ableiten. Aus Verballhornung dieses Wortes und durch Anhängung der typisch fränkischen Verkleinerungsform "lei/n" entstand der Begriff "orrlei/orlein" aus dem Mitte des 16. Jh. ein "eierlein" wurde.

Das Nürnberger Ei war keine Taschenuhr im heutigen Sinn, sondern eher ein Zeitmesser der um den Hals getragen wurde. Diese kleinen Wunderwerke der Technik liefen zuverlässig 48 Stunden lang und konnten schwerkraftunabhängig am Körper getragen werden. Das Peter Henlein allgemein als "Erfinder" des Nürnberger Eis gilt, begründet sich in Carl Spindlers Novelle "Der Nürnberger Sophokles", sowie Walter Harlans Tragödie "Das Nürnberger Ei", welche 1939 durch Veit Harlan verfilmt wurde.

Als Synonym für den Erfindungs- und Ideenreichtum der Nürnberger Kaufleute, Erfinder, Künstler und Handwerker, sowie deren innovatives Handeln, gilt seit dem späten Mittelalter der Begriff "Nürnberger Witz".

Apropos. Im Volksmund wird auch der Nürnberger Frenmeldeturm als Nürnberger Ei bezeichnet, weil die Form der Turmkanzel an die in Nürnberg ab Mitte des 16. Jh. gefertigten tragbaren Uhren in Eiform angelehnt ist.


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Text: mw
Fotos:
Verwendete Literatur: NGG, SLN

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