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Insel Schütt


Sandstrand und Poolbar auf der Insel Schütt - hier klicken.

Die Insel Schütt, die größte der vier Pegnitzinseln innerhalb der Nürnberger Stadtmauern, wurde in den vergangenen Jahrhunderten auf vielfältige Weise genutzt. Neben den an ihren Ufern gelegenen Mühlen (Kleine Insel Schütt) für das Metallhandwerk, diente der Platz auch als Reit- und Militärgelände, sowie für Volksbelustigungen unterschiedlichster Art. Sogar der Christkindlesmarkt wurde zeitweise auf die Insel verbannt. Neben der heute im hinteren Teil ansässigen Grundschule befindet sich im vorderen, westlichen Abschnitt Teile des Heilig-Geist-Spitals. Der Mittelteil, unter dem sich eine Tiefgarage befindet, ist als Grünanlage mit Spiel- und Skateplatz angelegt. Einmal im Jahr wird die Insel Schütt besonders gerne aufgesucht, dann nämlich wenn im September das Nürnberger Altstadtfest zu einem Besuch einlädt. Das es bis 1958 zwei Inseln waren, die Kleine und die Große Insel Schütt, wissen wahrscheinlich nur noch ältere Mitbürger.


Seine Entstehung verdankt das Eiland vermutlich der Pegnitz, die dort nach und nach mitgeführten Sand ablagerte. Ebenso ist zu vermuten, dass der angeschwemmte Sand durch künstliche Aufschüttungen angereichert wurde. Daher auch der Name "Schütt" (aufschütten). Bereits im Mittelalter wurde der Platz als "Insula" bezeichnet. Der Nürnberger Chronist Nopitsch schrieb Anfang des 19. Jahrhunderts: "Sie hies schon 1376 Insula, und hat ohne Zweifel ihren Namen vom Schutt, der ehehin, da der Platz noch leer war, dahin gebracht und ausgeschüttet wurde, wie solches auch noch dermalen geschiehet." Die heutige Bezeichnung wurde 1809/10 amtlich anerkannt.

Im 14. Jh. wurde nicht nur der Hauptmarkt "trocken gelegt", sondern auch die Fläche der "Insula" vergrößert. Schon damals wurden auf der Insel Schütt nur das West- und Ostende bebaut. Die Freifläche muss wie ein kleiner Stadtpark angelegt gewesen sein, die Konrad Celtis im Jahr 1495 als "einen von Baumpflanzungen umgebenen hainähnlichen Platz" beschrieb. Schon in dieser Zeit hatte es auf der Pegnitzinsel allerlei Volksbelustigung gegeben. Der Platz schien bei Glücksspielern sehr beliebt gewesen zu sein, woraufhin der Rat der Stadt am 19. März 1562 jegliche Art von Karten- und Würfelspielen sowie Geldwetten unter hohe Geldstrafen stellte.

Als erste Nürnberger Kirchweih im Jahr war die "Schütter Kirchweih" sehr beliebt. Ein Spektakel war die Eröffnung mit dem Tanz des "blouti Moh" (blutiger Mann), eines Rotschmiedsdrechslers der mit roter Farbe übergossen war. Auch als Spielplatz war das Eiland zu dieser Zeit sehr populär.

Der Zugang zur Pegnitz ist heute innerhalb der Stadtmauern nur noch an wenigen Stellen möglich. Dies war früher einmal anders, sodass der Stadtfluss gerne zum Baden genützt wurde. Da es hierbei immer öfters zu Unfällen kam, erließ der Stadtrat 1795 ein Badeverbot, dass aber missachtet wurde. Es mussten Stadtdiener eingesetzt werden, die die Einhaltung überwachten. Bei einem Verstoß wurde dem Frevler die Kleidung weggenommen um sie als Beweismittel für die Bestrafung vorzulegen.

Bereits 1632 diente die Insel Schütt als Militärstandort. Während des Dreißigjährigen Krieges war dort auf einem kleinen Hügel der Schnellgalgen aufgestellt. Mit diesem Gerät wurden ungehorsame Soldaten nicht getötet, sondern geschnellt, dass heißt geschleudert. Neben Militärparaden fanden hier auch Kundgebungen und Demonstrationen statt. Auch die wohlhabendere Schicht begab sich im 17. Und 18. Jh. auf die Pegnitzinsel, weil dort Reitunterricht angeboten wurde.

Neben den Arbeitern in den Mühlen, waren "auf der Schütt" auch noch andere Handwerker tätig. Da das flache Ufer guten Zugang zum Wasser ermöglichte, gingen die Wäscherinnen dort ihrer Arbeit nach. Eine Verordnung aus dem Jahr 1542 regelte ihre Tätigkeit: "Es soll furbass kein weschin in den leutten umb lon wescht, auff keinen stain nitt waschen, wann das gewandt, das ine die leut empfehlen zu waschen, ser damit beschedigt wirt." Auch das "Waschpulver" war vorgeschrieben, so durfte "weder kalck, waidaschen noch keinerley geverlich ding" verwendet werden. Was soviel heißt, dass die Wäsche nicht auf Steinen sonder auf Tischen unter Zuhilfenahme nicht gefährliche Substanzen zu waschen war, und anschließend in der Pegnitz ausgespült werden musste. Auch für die Färber bot die Insel Schütt ideale Arbeitsbedingungen. Nachdem die Stoffbahnen durch einen Farbkessel gezogen wurden, konnten die Stoffe auf den Wiesen zum Trocknen ausgelegt werden.

Auf dem Platz der Volksschule auf der Hinteren Insel Schütt stand einstmals eine Badeanstalt: Das Wildbad. Dieses Badehaus diente über sechshundert Jahre nicht nur der Reinlichkeit, sondern war auch geselliger Treffpunkt der vornehmen Gesellschaft. Der gewählte Standort hing wahrscheinlich mit einer entdeckten, stark eisenhaltigen Mineralquelle auf der Insel Schütt zusammen. Dem Quellwasser wurden dann im 17. Jh. sogar heilsame Kräfte angedichtet. Auch das angebaute Fecht- bzw. Tagkomödienhaus, heute würde man sagen eine Art Multifunktions-Arena, hat eine interessante Geschichte. Das Fechthaus war ein quadratischer Bau mit steinernen Grundmauern, auf denen sich in drei Geschossen hölzernen Galerien für die Zuschauer befanden. Die Bühne bildete der nicht überdachte, ebenerdige Hof. Bei Bedarf konnte eine zusätzliche Bretterbühne aufgebaut werden (siehe weiterführende Links).

Dr. Friedrich Mayer schreibt in seinem 1849 erschienen Werk "Nürnberg und seine Merkwürdigkeiten" über die Insel Schütt: "Auf der Insel schütt finden jährlich drei Messen statt; am Sonntag nach Neujahr an Ostern und an Egydien. Diese Messen halten freilich keinen Vergleich mit den alle überragenden Leipziger Messen aus, allein sie sind doch immerhin nennenswerth und verschiedenen Bedürfnissen entsprechend, und daß sie jedes Mal wieder von fremden Handelsleuten bezogen werden, ist ein Beweis, daß Geschäfte darauf zu machen sind."

Wie bereits eingangs erwähnt, wurde der Christkindlesmarkt von 1898 bis 1917 auf der Insel Schütt abgehalten. Auch andere Märkte, heute als Oster- und Herbstmarkt bekannt, fanden auf der Pegnitzinsel statt. Auch der Großmarkt für Gemüse, im 19. Jh. traditionell auf dem Hauptmarkt ansässig, wurde von 1917 bis 1959 auf dem Eiland abgehalten, wurde aber aus verkehrtechnische Gründen im April 1959 an die Leyher Straße verlegt.

Die Kleine Insel Schütt, die durch Anlage eines Mühlenkanals im Mittelalter entstanden war, musste in der Nachkriegszeit der Hochwasserregulierung der Pegnitz weichen. Der Mühlkanal nördlich der Insel wurde einfach mit Trümmerschutt aufgefüllt und somit dem Festland der Sebalder Stadthälfte angegliedert. Unter der Überschrift "Die Kleine Insel Schütt wird Festland" war am 12. April 1958 in den Nürnberger Nachrichten zu lesen: "... Der alten Pegnitz wird ein Arm amputiert, denn in diesen Tagen wird der Teil des Flusslaufs zugeschüttet, der jahrelang die Kleine Insel Schütt bildete. ..."

Vielen Nürnbergern ist die Insel Schütt noch als Parkplatz in Erinnerung. Auch dieser Umstand hat geschichtliche Hintergründe. Bereits im 16. Jh., während des Zweiten Markgrafenkrieges, stellten in die Stadt flüchtende Bauern ihren Wagen auf diesem Platz ab. Vor der Sperrung am 15. Juli 1980 wurde die Insel als Großparkplatz für Autos und Busse genutzt. Mit dem Bau einer Tiefgarage in den 1980er Jahren musste aufgrund des Grundwasserspiegels, die Parkhausdecke um einen Meter höher angelegt werden. In den folgenden Jahren wurde die Oberfläche durch das Gartenbauamt neu gestaltet. Dieses Großprojekt war nach Fertigstellung nicht unumstritten. Da die Parkhausdecke aus statischen Gründen nur mit 25 Zentimetern Erde befüllt werden durfte, mussten erhöhte Pflanzeninseln angelegt werden. Einige sprechen heute noch von einer künstlich angelegten Mondlandschaft und meiden die Insel Schütt. Ausnahme bildet da nur das jährlich stattfindende Altstadtfest bei dem die aufgestellten Festhäuschen die Architektur "verdecken". Auch beim Bardentreffen dient die Insel Schütt als Spielort.

Nachtrag 04.07.2010

"Sommer in der City" auf der Insel Schütt, mit Sandstrand und Poolbar

In diesem Jahr hatte die sonst wenig charmante Insel Schütt im Sommer einen neuen Anziehungspunkt. Mitten in der Stadt ist war Sandstrand samt Pool, Palmen und Liegestühlen, sowie Meeresblick als Fototapete entstanden. Lorenz Kalb, Chef des Schaustellerverbandes, und seine Mitveranstalter hatten 250.000 Euro investiert um das Stranddorf zu realisieren.

Auf ca. 4.000 Quadratmetern haben die Initiatoren 600 Tonnen weißen Kaolinsand verteilt. Um Urlaubsatmosphäre aufkommen zu lassen, wurden 40 vier Meter hohe Palmen, über 200 Liegestühle und Strandkörbe aufgestellt. Der Pool, samt Bar in der Mitte, hatte einen Durchmesser von 20 Metern. Ferner waren Beduinenzelte, ein Massagezelt und Familienbereich vorhanden. Wer sich sportlich betätigen wollte, konnte dies auf den zwei Beachvolleyball-Feldern oder der Bocciabahn tun.

Laut Veranstalterangaben erwarteten den Besucher "kulinarische Köstlichkeiten sowie feinste Cocktails". Ein bisschen Sorge bereitete den Betreibern das Bardentreffen (30.07.-01.08.10). Weil die Insel Schütt als Spielort diente, musste der Stadtstrand abgebaut, zwischengelagert und wieder aufgebaut werden. Die Initiatoren hoffen darauf, auch für 2011 wieder eine Genehmigung für die Durchführung des Stadtstrands zu bekommen. Kalb gegenüber den Nürnberger Nachrichten: "Es ist klar, wenn die Veranstaltung nur ein Mal stattfindet dann haben wir – auch wenn es ein Riesenknaller wird – viel Geld in den Sand gesetzt."

Die Preise lagen etwas über denen der sonstigen Innenstadt-Gastronomie. Es wird auch betont dass es sich nicht um eine lärmende Party- oder Fressmeile handelt. Es ist "ein Strand mit Urlaubsidylle für Jung und Alt", so Kalb. (Die Spiele der derzeit laufenden Fußball-WM werden nicht übertragen, da keine Genehmigung fürs Public Viewing vorliegt.)

Öffnungszeiten:
02.07.-25.07.2010 und
05.08.-22.08.2010
täglich von 11.30 bis 22.00 Uhr geöffnet, freitags und samstags bis 23.30 Uhr
(Für die kostenlose Benutzung von Volleyball- oder Bocciafeld ist eine Reservierung erforderlich. Tel.: 0163-8674482)

"Sommer in der City" kommt auch 2013 wieder
Termin: 03.05.-21.07.2013
Der Stadtstrand auf der Insel Schütt öffnet in diesem Jahr bereits Anfang Mai. Auf 4.000 Quadratmetern stehen 400 Liegestühle unter 40 vier Meter hohen Palmen bereit. Auch die Poolbar mit einem Durchmesser von 20 Metern wird wieder aufgebaut.

Öffnungszeiten 2013:
Montag bis Donnerstag, sowie Sonntags: 11.00-22.00 Uhr
Freitag und Samstag 11.00-23.00 Uhr


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Text: mw
Fotos:
Verwendete Literatur: DIS, SLN

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