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Die Nürnberger Königstraße

Der Nürnberg-Gast der per Bahn anreist und zu Fuß in die Altstadt geht, wird wahrscheinlich den Weg durch die Königstraße wählen. Den ungastlichen Bahnhofsplatz oder die Königstorpassage hinter sich, ist dieser Straßenzug meist der Erste den der Besucher zu Gesicht bekommt. Hier herrscht auf den ersten Metern ein Mix aus Gastronomie, Hotelerie, Fast-Foot-Ketten und Handel wie es im Bahnhofsbereich anderer Städte auch üblich ist. Mit Ausnahme des Handwerkerhofs könnte man sagen: Im ersten Drittel nicht gerade die Vorzeigestraße Nürnbergs. Das ändert sich aber im weiteren Verlauf. Sie führt vom Frauentorturm, über Lorenzkirche und Tugendbrunnen, bis hinunter an die Museumsbrücke.


Ihren Namen erhielt die Königstraße 1810 nach der "Bajuwarisierung" Nürnbergs, zu Ehren des ersten bayerischen Königs Max I. Joseph. Vorher wurden Teile der Straße nach geographischen Gegebenheiten benannt. "Beim Frauentor", "Beim Glockenstuhl" oder "Bei der Großen Waage" waren die Bezeichnungen. Da relativ "einfache" Leute in dieser Straße wohnten, schlug sich dies auch auf die ehemalige Bebauung nieder. Vorherrschend waren bescheidene, meist niedrige Wohn-, Geschäfts- und Wirtshäuser sowie Herbergen.

Einen Wink mit dem Zaunpfahl findet sich in "Nürnberg, wie es nicht ist, aber seyn sollte. Wohlmeinende Andeutungen für dessen Zukunft" von 1844. Darin heißt es anlässlich der Eröffnung der Bahnstrecke Nürnberg-Bamberg: "Nürnberg im Mittelpunkt von Deutschland und Europa wird eine Zahl von Fremden zuströmen sehen, die die bisherige weit übersteigt. Es ist daher vor allem nothwendig, die Besitzer von Gasthäusern, sowie die Vermiether von Wohnungen und Zimmern darauf aufmerksam zu machen, bei Zeiten die nöthigen Vorkehrungen zu treffen, dass die Fremden nach Wunsch und Bedürfniß beherbergt werden können (...) Zwar besitzt Nürnberg viele, mitunter schöne Gasthöfe, allein sie sind theils zu weit vom Bahnhof entfernt, theils auch nicht im Stande, einen großen Andrange von Fremden zu begegnen."

Genau so geschah es. Der Bau des Staatsbahnhofs der Bayerischen Nord-Süd-Staats-Bahn (1847-47, Vorgänger des heutigen Hauptbahnhofs) brachte die entscheidende Wende. Als Empfangsstraße auf der Lorenzer Stadtseite, wandelte sich die Königstraße zur Verkehrs- und Geschäftsader. Der Stadtwandel in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts brachte eine weitere Aufwertung. Es erfolgte ein Umbruch zum Boulevard mit gehobenen Hotel- und Gaststättengewerbe. Ein Chronist merkte 1862 an, dass in der Königstraße fast nur noch wohlhabende Leute wohnen.

Nürnbergs öffentlicher Nahverkehr hatte in der Königsstraße seinen Anfang. Ab 1881 verkehrte, in der zwischenzeitlich mondänen Straße, die erste Pferdebahn, die 1896 von der elektrischen Straßenbahn abgelöst wurde. Auch die Luitpoldstraße, die Verbindung zur Vorderen Sterngasse, trug als vornehme Geschäftsadresse zum positiven Renommee der Königstraße bei.

Im "Fränkischen Kurier" vom 26. 4. 1899 war zu lesen: "Mit Jahrzehnten hat sich das gesamte Geschäftsleben in Nürnberg nach der Lage des Bahnhofes entwickelt (...) Die Königstraße ist eine Gasthofstraße geworden, ... Was nicht zu Gasthöfen umgebaut wurde, ist in der Königstraße zu Geschäftshäusern eingerichtet ..."

Modernen Zeiten entsprechend, wurde 1901 das holprige Kopfsteinpflaster durch Asphaltbelag ersetzt. Ein weiterer Höhepunkt war 1910 die Eröffnung des Künstlerhauses.

Als beliebter Treffpunkt etablierte sich das, 1915 im Jugendstil errichtete, "Hotel Café Königshof" (Nr. 83-85) mit Tanzcafé. Es wurde anstelle der Traditionswirtschaften "Zum grünen Weinstock" (seit 1598) und "Zum goldenen Bären" (seit 1606) erbaut. Das Haus wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört, jedoch wieder aufgebaut. 1954 wurde das Gebäude in ein Kaufhaus umgewandelt und letztendlich 1982 abgerissen. Neben dem Königshof befanden sich noch weitere traditionsreiche Gaststätten und Hotelbetriebe in der Königstraße, die es heutzutage nicht mehr gibt.

Auch in unserer Zeit findet man hier noch Hotels und Wirtshäuser mit gutem Ruf. In Zeiten der Urbanisierung allerdings mit keinem so hohen Stellenwert wie in vergangen Tagen. Die Königstraße ist gegenwärtig, abgesehen von historischen Bauten, gutes Anschauungsbeispiel für die verschiedenen Baustile der Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg.


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Königstraße Nürnberg
Königstraße um 1930

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Text: mw
Foto: Ansichtskarte Kunstverlag Liebermann, Nürnberg
Verwendete Literatur: DNA, SLN

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