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Der Luitpoldhain

Der Luitpoldhain, benannt nach dem bayerischen Prinzregenten Luitpold (1886-1912), war vor der Namensgebung eine Brachfläche mit magerer Strauch- und Baumbewachsung. Im Volksmund wurde das Gelände als "Ludenwäldle" bezeichnet, hatte also einen eher zweideutigen Ruf. In unmittelbarere Nähe, am Fischbachausfluss, lag einst auch die bedeutende Maschinenbaufabrik Spaeth & Co. Heute ist der Luitpoldhain Teil des Freizeit- und Parkgeländes rund um den Dutzendteich und somit die wichtigste Grünzone der Nürnberger Südstadt.


Nachdem Nürnberg bereits 1882 und 1896 die Bayerische Landes-Gewerbe-, Industrie- und Kunstausstellung auf dem Maxfeld ausrichtete, und fest stand das die Jubiläumsschau, anlässlich der 100-jährigen Zugehörigkeit zu Bayern, erneut in der Noris stattfinden sollte, war man auf der Suche nach einem neuen Gelände. Zu diesem Jubiläum wollte sich Nürnberg, als blühende Industriestadt, natürlich entsprechend groß und modern präsentieren. Fündig wurde man bei dem brach liegende Areal zwischen Wodanplatz und Dutzendteich. Hier stand eine dreifach größere Ausstellungsfläche als am Maxfeld zur Verfügung.

Für die Industrieschau mit mehr als 2 Millionen Besuchern, wurden hauptsächlich vorübergehende Ausstellungsbauten erstellt. Einen Höhepunkt bildete hier der "Schwan-Bleistift", ein überdimensionaler, 30 Meter hoher Riesenstift mit einem Umfang von vier Metern, den die Schwan-Bleistift-Fabrik errichten ließ. Auf dem ca. 1,2 Kilometer langen Gelände standen ca. 700.000 qm Ausstellungsfläche zu Verfügung, welches durch eine Ringbahn für die Besucher erschlossen wurde. Die Gesamtbauleitung der Ausstellungsbauten lag in den Händen von Theodor von Kramer, die Gestaltung der Parkanlagen wurde von Stadtgartendirektor Franz Elpel durchgeführt.

Anders als die anderen Ausstellungsbauten, war die größte Halle für eine längerfristige Nutzung vorgesehen. Die verglaste, dreischiffige Stahlskeletthalle, hergestellt von der Firma MAN, diente ab 1912 dem neu eröffneten Tiergarten zeitweilig als Hauptrestaurant. Wie auf Fotografien von Ferdinand Schmidt zu erkennen ist, war es eine mächtige Konstruktion, mit einer vom Jugendstil beeinflussten Architektur. Das Bauwerk hatte eine Länge von 180 Metern, bei einer Breite von 49 Metern.

Nach Beendigung der Jubiläumsschau übernahm die Stadt Nürnberg das Gebäude, welches von nun an den Namen Luitpoldhalle trug. In den folgenden Jahren fanden im Luitpoldhain- bzw. halle noch weitere Großveranstaltungen statt. So hielt man hier 1910 das 8. Bayerische Arbeiter-Sängerbundesfest ab, gefolgt vom 8. Deutschen Sängerbundesfest 1912. Auch die Abschlusskundgebung des Vereinigungsparteitags der USPD und SPD fand am 24. September 1924 im Luitpoldhain statt. Im August 1929 versammelten sich Zehntausende von Teilnehmern auf dem Areal anlässlich der Kundgebung zum zehnten Jahrestag der Verabschiedung der Weimarer Verfassung.

Auch die Nationalsozialisten nutzten den Luitpoldhain bereits 1927 und 1929 für ihre Parteitage. Das Areal am Dutzendteich bot dem Naziregime genug Potential für Erweiterungen, sodass man sich entschloss das alljährliche Massenspektakel ab 1933 dauerhaft nach Nürnberg zu verlegen. Bereits am 20. Juli 1930 weihte Oberbürgermeister Dr. Luppe die Ehrenhalle, eine Gedenkstätte für die Gefallenen des Ersten Weltkriegs, ein, die die Nationalsozialisten in die 1934 fertig gestellte Luitpoldarena integrierten. Für die gegenüber liegende Kongresshalle, mit einem geplanten Fassungsvermögen von 50.000 Menschen, erfolgte die Grundsteinlegung erst 1935, sodass die Nazis vorerst noch mit dem Luitpoldhain samt Luitpoldhalle Vorlieb nehmen mussten.

Ein Dorn im Auge Hitlers war auch die nahe gelegene Maschinenbaufabrik Spaeth & Co. Den "Führer" störte vor allem der Schlot den er bei seinen Reden im Luitpoldhain immer vor Augen hatte. Dieser musste um sechs Meter gekürzt, sowie vor jedem Parteitag neu gestrichen werden – mit himmelblauer "Tarnfarbe". Die Maschinenbaufabrik hielt sich zwar an die Auflagen, dennoch wurden alle öffentlichen Aufträge ohne Nennung von Gründen storniert, gefolgt von weiteren Repressalien. Der "Zweckverband Reichsparteitag Nürnberg" kaufte das Areal schließlich 1935, zu einem diktierten Preis weit unter Wert, was einer Enteignung glich.

Die Bombenangriffe im Zweiten Weltkrieg verschonten auch den Luitpoldhain nicht. Die imposante Luitpoldhalle wurde 1943 dem Erdboden gleich gemacht, während die Luitpoldarena weitgehend erhalten blieb und später von den Amerikanern als KFZ-Abstellplatz genutzt wurde. Ende der 1950er Jahre wurde mit der Wiederherstellung des Luitpoldhains als Freizeit- und Parkgelände begonnen. Auch den Bau der Meistersingerhalle hatte man bereits in die Planungen einbezogen. Die Tribünenanlagen wurden 1959/60 gesprengt. Heute ist von der Arena nur noch das Halbrund der Ehrentribünen-Terrassen zu erkennen.

Zweimal im Jahr wird es voll im Luitpoldhain, immer dann wenn sich die Nürnberger Philharmoniker bzw. Nürnberger Symphoniker die Ehre geben. An zwei Abenden versammeln sich dann jeweils ca. 50.000 Menschen um bei einem Picknick im Park klassischer Musik zu lauschen. Das Klassik Open Air ist, genau wie das Bardentreffen, eine Umsonst-und-Draußen Veranstaltung, die nicht nur von Einheimischen gern besucht wird.


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Text: mw
Fotos:
Verwendete Literatur: RIF, SLN, SSG

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