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Resi-Fabrik, Resi-Werke, Vereinigte-Margarine-Werke, vorm. Heinrich Lang & Söhne, vorm. Salb und Wohl

"Ob beim kochen, backen, braten, Resi-Schmelz lässt´s gut geraten." So lautete einst der Werbeslogan der "Vereinigten-Margarine-Werke" (VMW) in Nürnberg. Das für die Margarineherstellung in barocken Stil erbaute Firmengebäude befindet sich in der Klingenhofstraße und ist schlicht und einfach als "Resi" bekannt.


1873, also zwei Jahre nach Erfindung der Margarine, gründete Heinrich Lang die erste Margarinefabrik Nürnbergs. Nachdem sich 1883 zwei ehemalige Mitarbeiter Langs unter dem Namen "Salb & Wohl" ebenfalls in der Margarineherstellung selbständig gemacht hatten, schlossen sich die beiden Firmen 1911 zu den Vereinigten-Maragarine-Werken zusammen.

Als das neue Fabrikgebäude (Bauzeit 1911-13) in der Klingenhofstraße bezogen wurde, schrieb ein Journalist: "Man glaubt eher einen staatlichen Neubau als den einer Fabrik vor sich zu haben." Tatsächlich erinnert das im barocken Stil erbaute Gebäude mit seinem markanten Wasserturm eher an ein Amtsgebäude als an eine Fabrik. Auch die übrige, zur Einweihung geladene, Presse war von dem Anwesen begeistert.

Margarine hatte in dieser Zeit keinen sonderlich guten Ruf, aber die Margarineherstellung in den Vereinigten-Margarine-Werken galt als vorbildlich. Ein Reporter schrieb 1913 von "peinlicher Sauberkeit" und lobte die "Güte und Reinheit" des Produkts. Es wurde auch darauf hingewiesen "wie appetitlich in diesem Musterbetrieb hergestellt wird." Durch den 1924 eingeführten Markennamen "Resi-Schmelz" wurde das Erzeugnis zum Verkaufsschlager. Die eigens aufgelegten "Resi-Kochbüchlein" trugen unterstützend zum Erfolg bei. Die Resi-Werke wurde laufend modernisiert und der Produktionsprozess immer dem neuesten wissenschaftlichen Stand angepasst.

Die bekanntesten Produkte waren die "Frische Resi", die "Resi-Schmlez"-Margarine, das Pflanzenfett in Würfelform namens "Cocosblüte", "Palmarol" ein Cocosfett in Plattenform und die "Splitter"-Margarine für die Herstellung von Blätterteig.

Dr. Karl Sailer beschreibt den Produktionsprozess in seinem 1950 erschienen Buch "Das Wirtschaftsleben der Stadt Nürnberg von 1050-1950" so: "(...) Die Rohstoffe kommen größtenteils über den Ozean, werden in Ölmühlen und Raffinerien außerhalb Nürnbergs vorbereitet und treffen täglich in einem Tankwagen der VMW im Werk ein. Pumpwerke leiten die Rohstoffe in die mächtigen Tanks des vierten Stockwerkes; für den übrigen Transport innerhalb des Werks wird dann das natürliche Gefälle ausgenützt. Ein Röhrensystem führt die Rohstoffe zu den einzelnen Verarbeitungsabteilungen, wo sie in großen Behältern auf die jeweils für die Bearbeitung richtige Temperatur gebracht werden. Dann werden die Fette und Öle in großen "Kirnen", ähnlich wie beim Buttern im Butterfaß, gemischt, wobei für Tafelmargarine ein Teil des für die Streichfähigkeit der Margarine notwendigen Wassers eingearbeitet wird. Die so entstandene Emulsion wird in dünner Schicht auf eine Trommel gebracht, die von innen durch Ammoniak tiefgekühlt ist. Beim Abstreifen dieser Fettschicht von der Trommel entstehen helle, feste Flocken. Große Wagen, von denen jeder 2.000 Pfund fasst, bringen die Margarineflocken über den Beschicker auf die "Walzen", die sie zu dünnen Platten zusammenpressen. In der Mischmaschine erhält die Margarine dann ihre endgültige Zusammensetzung: 78% Fett, 2% Füllstoffe (Lezithin, Konservierungsmittel usw.) und den – wie bei Butter – gesetzlich vorgeschriebenen genauen Wassergehalt. (...)"

Wie bei anderen Firmen auch, mussten die jüdischen Mitinhaber 1939 unter den Nazis ihre Anteile an die nichtjüdischen Teilhaber abgeben. Ein Drittel der Anteile ging an die Nürnberger Nährmittelwerke und die Theodor Wolf GmbH, den "arischen" Gesellschaftern. Durch die Kriegsereignisse verlor das Unternehmen große Absatzmärkte, die sich die Firma nach Kriegsende erst zurückerobern musste. Bis 1972 wurde in der Resi-Fabrik Margarine herstellt – von da ab standen die Maschinen still. Der Margarinehersteller Homann und Lob aus Hannover übernahm 1974 die Vereinigten-Margarine-Werke.

Für die Resi-Fabrik bedeutete dies aber nicht das Aus – der unter Denkmalschutz stehende Bau wurde umgenutzt. Gewerbe, Gastronomie und Dienstleister richteten ihre Geschäftsräume in der "Resi" ein, die großen Produktionshallen blieben vorerst ungenutzt. Dies änderte sich erst als im Juni 1988 ein Betreiber die "Resi-Discothek und Konzerthalle" eröffnete – der Traditionsname blieb also im Ansatz erhalten. Mit einer Investition von zwei Millionen Mark war im ehemaligen Buttersaal eine riesige Tanzfläche mit Bayerns größter Lasershow samt einer 350.000 Watt Lichtanlage entstanden. Die "Resi" entwickelte sich zum Publikumsmagnet und zog immer am Freitag und Samstag jeweils 2.000 Vergnügungssüchtige an. Nachdem sich die Resi irgendwie "abgenützt" hatte, wechselten nicht nur der Name, sondern auch die Betreiber häufiger. Eine mit viel Werbeaufwand betriebene Reanimierung durch Münchener Gastronomen scheiterte ebenfalls. Nur zwei Monate hielt sich 1995 ihr Nürnberger Ableger der "Alabama"-Disko.

Die Neumarkter Lammsbräu als Besitzer der Resi, machte sich auf die Suche nach neuen Pächtern mit neuen Konzepten und wurde fündig. Nach einem vier Millionen Mark teuren Umbau, eröffnete am 2. Feb. 1996 die "Rockfabrik". Auf mehreren "Areas" wird Musik unterschiedlichsten Genres gespielt, vorwiegend Rock und Metal. Auch im ehemaligen Bürogebäude der Resi-Fabrik haben sich zwischenzeitlich Clubs für ein vornehmlich jüngeres Publikum etabliert. Neben einer Table-Dance-Bar im Osttrakt, ist weiterhin auch noch anderes Gewerbe auf dem großen Areal ansässig.



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Text: mw
Fotos:
Verwendete Literatur: DWN, NN02, SLN

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