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Staedtler Mars – Schreib- und Zeichengeräte-Fabriken (ehem. Mars-Bleistift- und Füllhalterfabrik)

Die Firma Staedtler Mars GmbH & Co KG ist heute, eigenen Angaben zufolge, europaweit größter Hersteller von Blei- und Farbstiften und betreibt auf nahezu allen Kontinenten Niederlassungen bzw. Produktionsstätten. Das Herz des Unternehmens aber schlägt weiterhin in Nürnberg, der Heimatstadt von Johann Sebastian Staedtler, dem einstigen, "eigentlichen" Firmengründer.



Der "Bleyweißstefftmacher" Friedrich Staedtler

Bereits 1662 wird in den Annalen der Stadt ein "Bleyweißstefftmacher" namens Friedrich Staedtler (1636-1689) erwähnt. Die damaligen Bleistiftmacher kamen aus dem Schreinerhandwerk und legten zunächst bei der Bleistiftproduktion Graphitstäbchen lose in die Halter ein. Friedrich Staedtler entstammte aber einer Gold- und Silberdrahtzieherfamilie und war der Erste, der damit begann die Graphitstäbchen mit dem Holzmantel zu verleimen.

Über diesen Vorfahr des späteren Firmengründers, Johann Sebastian Staedtler, findet sich auch ein Eintrag in den Akten des städtischen Rugamtes vom 28. Februar 1662. Darin heißt es, das man "Friedrich Staedtler das Bleyweißstefftmachen und -führen als ein Pertinenz des Schreinerhandwerks abschlagen soll." Der Konkurrenz war Staedtler also ein Dorn im Auge. Der Beruf des Bleistiftmachers wurde erst ab 1708 eine eigene Fachrichtung des Schreinerhandwerks und seit 1731 als selbständiges "Geschworenes Handwerk" anerkannt. Nichts desto trotz wurde Friedrich Staedtler am 6. Juni 1662 bei der Taufe seines ersten Kindes im Taufbuch von St. Lorenz als "Bleyweißstefftmacher" bezeichnet. Er betrieb 1678 auch einen kleinen Krämerladen auf der ABC-Brücke, der heutigen Karlsbrücke.

Generationen nach Friedrich folgte Paulus Staedtler (1779-1852), der 1820 vom Bayerischen Staat als erster in Nürnberg die Fabrik-Konzession zur Herstellung von Bleistiften erhielt. Unter Paulus wurde auch das Contésche Tonmischungsverfahren eingeführt, wodurch es möglich war Bleistifte in verschiedenen Härtegraden anzufertigen.

Johann Sebastian Staedtler – J. S. Staedtler Bleistiftfabrik, Nürnberg

Johann Sebastian Staedtler (1800-1872), ein Sohn von Paulus, gründete am 3. Oktober 1835 im Nürnberger Herzgässchen 7 seine eigene Fabrik zur Herstellung von Bleistiften. Zwei Jahre später erfolgt der Umzug in ein neues Domizil in der Johannisgasse. Bereits am 26. Februar 1834 erscheint ein Inserat des Jungunternehmers im "Correspondent von und für Deutschland" worin J. S. Staedtler mitteilte, dass "es mir nach vielen Nachforschungen gelungen sei, Röthelstifte hervorzubringen, welche hinsichtlich ihrer Güte alle früheren Sorten weit übertreffen, sich gleich den Bleistiften aufs Feinste spitzen lassen, vortrefflich schreiben, die Farbe unverändert halten und stets von gleicher Härte bleiben."

J. S. Staedtler hatte, ursprünglich als Malwerkzeug für Künstler gedacht, den Farbstift (Ölkreidestifte) erfunden. Bereits 1840 produzierte die Staedtler-Bleistiftfabrik 63 verschiedene Bleistiftsorten. Johanns Sohn, Johann Georg Staedtler, führt den väterlichen Betrieb weiter, während zwei weitere Söhne 1856 die eigenständige Firma W. Staedtler & Co gründen, die erst 1912 mit dem Mutterunternehmen vereint wurde. Ab 1856 werden auch Zedernholzstifte hergestellt und bereits 1866 sind 54 Arbeiter bei J. S. Staedtler beschäftigt, die eine Jahresproduktion von über zwei Millionen Stiften herstellten.

Die Nürnberger Bleistiftfabrikanten exportierten 1870/71 Waren im Wert von 127.142 Dollar nach Nordamerika, von denen auch Staedtler einen erheblichen Anteil beisteuerte. Eine neue Ära brach an, als Ludwig Kreutzer das Unternehmen 1880 übernahm, es weiter ausbaute und schließlich 1898 in ein neues Firmengebäude am Kirchenweg umsiedelte. Im Jahr 1900 wird die Marke "Mars" beim kaiserlichen Patentamt in Berlin eingetragen, gefolgt von "Noris" ein Jahr später. 1905 trat Dr. Rudolf Kreutzer in die Firma ein und baute, durch seine Reisen nach Asien und Nordamerika, den Auslandsabsatz weiter aus. Alle bekannten Nürnberger Weltmarken in Sachen Schreibgeräte erreichten 1911 einen Exportrekord, mit Waren im Wert von 312.309 Dollar, trotz Konkurrenz aus Frankreich und England, sowie Imitaten und Billigfabrikaten. Bis zum Zweiten Weltkrieg wurde etwa die Hälfte der Nürnberger Bleistifterzeugnisse exportiert.

Die weitere Staedtler-Historie bis zum Zweiten Weltkrieg:
  • 1911: Einrichtung einer Lebensversicherung für Mitarbeiter
  • 1912: Übernahme (s. o.) der Firma W. Staedtler
  • 1916: Ludwig Kreutzer richtet eine Unterstützungskasse für in Not geratene Mitarbeiter ein
  • 1922: Gründung der Niederlassung in New York/USA
  • 1926: Gründung der Niederlassung in Osaka/Japan
  • 1929: Gründung der Niederlassung in London/UK
  • 1937: Umbenennung in Mars Bleistift- und Füllhalterfabrik
  • 1945: Zerstörung von 20% der Fabrikanlagen durch Luftangriffe

In der Nachkriegszeit schreibt Dr. Karl Seiler in seinem 1950 erschienenen Buch "Das Wirtschaftsleben der Stadt Nürnberg von 1050-1950" über das Unternehmen: "Das Produktionsprogramm der Firma J. S. Staedtler, das infolge des Krieges stark eingeschränkt war, erstreckt sich heute bereits wieder über ein sehr reichhaltiges Sortiment. Die Spitzensorte Mars umfaßt eine lange Reihe wertvoller Stifte für die verschiedensten Zwecke. Besonders erwähnenswert ist neben dem weltbekannten Mars-Kopierstift der Mars-Lumograph, ein Zeichenstift von erlesener Qualität in 19 absolut gleich bleibenden Härtegraden, dessen Mine durch einen patentierten Zusatz hervorragend lichtpausfähig ist. Farbstifte in über 60 leuchtenden Tönungen und für sämtliche Maltechniken geeignet, sind unentbehrliche Helfer für Technik, Kunst und Kunstunterricht. ..."

Nachdem 1954 die Marke "Lumocolor" angemeldet wurde, erhielt das Nürnberger Stammhaus 1960 einen Zweigbetrieb in Suggenheim. Die Übernahme der Firma Eberhard Faber in Neumarkt/Opf. erfolgte 1978. Seit 1988 ist die Firma Staedtler Mars GmbH auf einem 47.000 Quadratmeter großen Areal, in der Moosäckerstraße, in Nürnbergs Norden ansässig. Die Gründung einer Staedtler-Stiftung erfolgte 1997.

Mit einer Neupositionierung der Marke Staedtler wurde 2001 begonnen. Heute werden neben den traditionsreichen Bleistiften auch Schul- und Büroartiklel sowie technisches Zeichengerät hergestellt und vertrieben.



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Text: mw
Fotos:
Verwendete Literatur: BNN, DWN, SLN, NWM, Staedtler-Website

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