Logo - nuernberginfos.de

Fleischmann Modelleisenbahn – Geschichte der Firma Gebr. Fleischmann

"Fleischmann – die Modellbahn der Profis". Dieser Firmenslogan ziert seit 1982 die Werbepublikationen des Nürnberger Traditionsherstellers für Modelleisenbahnen. Im Jahr 2008, kurz nach der Spielwarenmesse, verkündete die Firmenleitung das Aus für den, seit Generationen inhabergeführten, Betrieb. Das Familienunternehmen wurde von der Modelleisenbahn Holding GmbH (Roco) übernommen.

Inhaltsübersicht:

Die Fleischmann-Blechspielzeug-Ära
Fleischmann Modelleisenbahn Spur 0
Fleischmann-Modelleisenbahnen Spur H0 und N – "Auto-Rallye"
Nachträge:
Fleischmann streicht Stellen
In der Fleischmann-Fabrik entstehen Lofts
"Fleischmann nimmt Fahrt auf"


Die Fleischmann-Blechspielzeug-Ära

Der Modelleur und Graveur Jean Fleischmann gründete 1887 in Nürnberg eine Gravieranstalt. Hergestellt wurden anfangs hauptsächlich kunsthandwerkliche Gegenstände. Bereits 1889 errichtete Fleischmann in der Bielingstraße 23 ein neues Fabrikgebäude, in dem er ab dieser Zeit für andere Spielwarenproduzenten auch Formen aus Wachs und Gips herstellte. Zu seinen Kunden zählten renommierte Betriebe wie Leonhardt Übelacker und Ernst Plank. Letzterer stellte auf der Bayer. Landes-Gewerbe-Industrie- und Kunstausstellung 1882 die erste elektrische Eisenbahn vor, welche großes Aufsehen erregte.

Die hauseigene Spielzeugproduktion der Firma Fleischmann begann 1898. Der 18-seitige Produktkatalog aus diesem Jahr umfasste vor allem Spielsachen wie Schiffe, Schwimm- und Lauftiere und Springbrunnen. Auch fertigte man Zulieferteile für andere namhafte Blechspielzeughersteller wie Bing und Günthermann. In der Anfangszeit beschränkte sich Jean Fleischmann beim Vertrieb auf die Nürnberger und Fürther Großhändler. Im Innentitel des Kataloges von 1908 werden als "Spezialität – Magnetisch-mechanische Spielwaren, Raddampfer, Kriegsschiffe und Handelsschiffe" genannt.

Die qualitativ hochwertige Ausführung der maritimen Spielwaren wurde 1910 auf der Weltausstellung in Brüssel mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Neben dem Modell des Überseedampfers "Kronprinzessin Cecilie" (M 1:100, Länge 215 cm) und anderen Schiffen wurden auch "magnetische Sortimente", Schwimmtiere und die später so beliebten "Schwanenteiche" ausgestellt. Durch die gestiegene Nachfrage konnte die Mitarbeiterzahl von 25 um 1900, bis 1910 auf 60 erhöht werden.

Die "magnetischen Sortimente" bildeten 1911 einen Schwerpunkt der Produktionspalette. Hierbei handelt es sich um kleine Schiffe und Wassertiere mit einer Länge zwischen 5 und 20 Zentimetern, in deren Bug oder Schnabel ein Stück Eisen eingelötet war. Mit Hilfe eines magnetischen Stabs konnte diese Artikel im Wasser bewegt bzw. aus selbigem gefischt werden. Abgerundet wurde das Sortiment durch einen ebenfalls selbst gefertigten Wasserbehälter der als Bassin diente – das größte Modell hatte einen Durchmesser von 50 Zentimetern. Hauptsächlich Kriegsschiffe wurden in den Packungen der Flottensortimente ausgeliefert, von denen einige auch U-Boote enthielten, die mittels eines im Inneren angebrachten, beweglichen Gewichtes auch auf- und abtauchen konnten.

Sehr beliebt waren auch die sogenannten Schwanenteiche die wahrscheinlich mehr zur Dekoration als zum Spielen genutzt wurden. Diese Blechbassins wurden in verschiedenen Ausführungen angeboten. Man hatte die Wahl zwischen Burgen-, Mühlen- oder Karussellaufbauten. Der besondere Clou war jedoch ein langsam laufendes Uhrwerk, dass die im Wasser schwimmenden Schwäne oder Schiffe bis zu 15 Stunden in Bewegung hielt. Ein Schmuckstück aus die dieser Reihe ist sicherlich die Schwanenburg, welche im Katalog von 1911 folgendermaßen beschrieben wird: " ... grossartiges, imposantes Schaustück, mit sehr solidem Uhrwerk, ca. 15 Stunden laufend, sehr feine Lackierung, und eignet sich der Ueberbau dekorativ zur Aufnahme von anderen Spielwaren; Durchmesser 61 cm, Höhe 40 cm".

Zu dieser Zeit hatte die Firma Fleischmann auch noch andere Uhrwerk angetriebene Artikel im Sortiment, wie den freundlich blickenden Walfisch über den es im Katalog heißt: "Walfisch mit vorzüglichem Uhrwerk, eine interessante Neuheit, welche schwimmend auch Wasser in die Höhe von 100-300 cm spritzt, wird mittels Schlüssel von links nach rechts aufgezogen und sobald der Wal ins Wasser gesetzt wird, beginnt er seine Tätigkeit von selbst."

Ein Verkaufsschlager waren auch die Blechschiffe mit Uhrwerk-Antrieb, die in Größen zwischen 15 cm und 300 cm Länge gefertigt wurden. Der Passagierdampfer "Type Bremen" wurde um 1924 sogar in einer Länge von 7,5 Metern gebaut. Meist handelte es sich um Passagier- und Kriegsschiffe oder Hausboote. Auch nicht funktionstüchtige Standmodelle für Reedereien verließen in Kleinserie die Bielingstraße. Im Katalog wurden diese Artikel gesondert angepriesen: "Diese Modelle sind so genau ausgeführt, daß sie an jeder Hochschule für Lehrzwecke verwandt werden können." Auch die "Arche Noah" hatte Fleischmann in verschiedenen Ausführungen im Programm. Im Katalog von 1911 sind 30 Schiffstypen mit zahlreichen Varianten gelistet.

Es wird vermutet das die Firma Fleischmann zu dieser Zeit auch Teile maritimen Spielzeugs (Schiffsrümpfe etc.) für andere Blechspielwarenhersteller produziert hat. Laut Dr. Broder-Heinrich Christiansen (s. u.) befindet sich im Städtischen Museum Schloß Salder ein Schwanenteich in einem Karton der Gebr. Bing, der eindeutig von Fleischmann hergestellt wurde.

Nach dem Tod des Firmengründers, 1917, führt Witwe Käthe Fleischmann gemeinsam mit Jeans Bruder Jobst den Betrieb fort. Eine Erweiterung der Produktpalette erfolgte 1928 durch die Übernahme der Firma Staudt, die neben Schiffs- auch Uhrwerk betriebene Landschaftsmodelle, sowie mechanische Figuren im Sortiment hatte. Gewisse Ähnlichkeiten der Schiffsrümpfe sind auch hier vorhanden.

Als der Firmenzweig Spielwaren der Gebr. Bing 1932 Konkurs anmelden musste, übernahm die Firma Fleischmann 1933 einen Teil der Mitarbeiter des ehemals größten Spielwarenherstellers. Auch das Material aus der Modellschifffertigung, was wahrscheinlich sowieso aus der Bielingstraße stammte, wurde angekauft. Da auch ein Großteil der Bing-Vertreter von der Firma Gebr. Fleischmann übernommen wurde, konnte man den Fachhandel ab Januar 1933 direkt bedienen.

In den 1930er Jahren fand man im Fleischmann-Sortiment auch Sandspielwaren und zwei Flugzeuge. Der Metallbaubasten "Phantasie" auf einer Katalogabbildung der 1930er Jahre, wurde wahrscheinlich nie in Serie hergestellt – jedenfalls ist bis heute kein existierendes Exemplar bekannt.

Eine weitere, wegweisende Übernahme seitens der Gebr. Fleischmann erfolgte im Jahr 1938. Im Zuge der Arisierung musste die namhafte Firma Doll & Co., mit der man eine freundschaftliche Beziehung pflegte, ihren Betrieb aufgeben. Diese Übernahme kann man als Weichenstellung zum reinen Modellbahnhersteller sehen. Bereits 1938/39 begann Fleischmann mit der Anfertigung von Handmustern für Lokomotiven und Personenwagen in Spurweite 0. Doch die Ereignisse des Zweiten Weltkriegs stoppten die Entwicklung der Modellbahn. Um überhaupt Material für die Spielzeugfertigung zu bekommen, fertigte man militärische Artikel wie Kriegsschiffe oder Spielzeug-MGs. Als später dann die Herstellung nicht kriegsrelevanter Güter verboten wurde, musste auf militärische Produkte wie Blechgeschirr, Gasmaskenbehälter oder Patronengurte umgestellt werden.

Nachdem Fleischmann 1944 einen Teil der Fertigung nach Dinkelsbühl verlegt hatte und die Nürnberger Fabrik nur teilweise zerstört war, konnte die Produktion schon im Juni 1945 wieder aufgenommen werden. Hergestellt wurden Spielwaren für den Export aus der Vorkriegsproduktion und Gebrauchsgegenstände wie Kartoffelschäler, Vorhangstangen oder Möbelschlösser. Die Instandsetzung des Fabrikgebäudes am Kirchenweg erfolgte im Juni 1948.


Fleischmann Modelleisenbahn Spur 0

Ein Meilenstein in der Geschichte der Firma Gebr. Fleischmann war die auf der Frankfurter Herbstmesse 1949 vorgestellte Spur-0-Eisenbahn. Als erstes Zweileiter-Gleichstrom-System liefen die Fahrzeuge bereits auf Metallschienen mit schwarzen Pappschwellen-Unterbau. Als erstes rollendes Material kamen die Tenderlok U/E 320, sowie die Schlepptenderlok U/E 325 zum Einsatz (U/E = Uhrwerk/elektrischer Antrieb). Komplettiert wurden die Garnituren mit Personenwagen nach Vorbild der "Donnerbüchsen", sowie Güter- und Tankwagen.

Das Modellbahn-Programm wurde in den folgenden Jahren kontinuierlich ausgebaut. Ebenso fertigte man in den 1950er Jahren auch Farb- und Lackierungsvarianten für ausländische Kunden. Bekannt sind grüne Personenwagen mit dem Emblem der Schweizer Bundesbahn. Uneins ist man sich bei der Existenz eines Kesselwagens mit der Aufschrift "Olex" (später BP) der ohne Abbildung in verschiedenen Katalogen aufgeführt ist. Dieser kam ab 1950 mit dem Aufdruck des neuen Firmennamens "BP" auf den Markt.

Fleischmann erkannte von Anfang an den Trend zur vorbilgetreuen Modelleisenbahn. Anfang der 1950er Jahre hatte das Unternehmen auch Bahngebäude im Programm, die von der Firma Kindler & Briel (kibri) aus Böblingen stammten. Ein kleines Manko hatte die Spur 0 Eisenbahn allerdings – den Platzbedarf. Bei einer Spurweite von 32 mm und einem ungefähren Maßstab der Fahrzeuge von 1:50, baute man vorwiegend zweiachsige Lokomotiven und kurze Personenwagen. Dies war nötig um ein Gleisoval mit engen Radien noch auf einem gängigen Wohnzimmer- oder Küchentisch aufbauen zu können. Zwar entwickelte man später auch mehrachsige Fahrzeuge, doch das Ende der Spur 0 Ära kündigte sich allmählich an. Auch die maritimen Spielwaren sowie die Dampfmaschinen waren nicht mehr Hauptumsatzträger des Unternehmens. Die Fertigung von Kriegsschiffen wurde nach Kriegsende nicht wieder aufgenommen, man verkaufte in erster Linie Lagerbestände ab, die vorwiegend nach USA exportiert wurden. Zwar wurden die beliebten Dampfmaschinen noch bis 1967/68 produziert, es bahnte sich aber bereits eine ganz andere Firmenausrichtung an – die Modelleisenbahn in Nenngröße H0 (halb-null).

Nachdem die Firma Gebr. Fleischmann bereits 1952 ihre H0-Bahn vorgestellt hatte, lief die Entwicklung der Spur 0 nur noch zögerlich weiter. Ein Handmuster der Baureihe 05 aus dem Jahr 1953/54 dürfte das letzte Modell in dieser Nenngröße sein. Serienmodelle brachte Fleischmann in dieser Zeit nicht mehr auf den Markt – die kleineren Spuren waren auf dem Vormarsch. Das Aus für die "große" Modellbahn im Haus des Nürnberger Traditionsunternehmens kam 1959. Heute sind diese Spur-0-Fahrzeuge begehrte Sammlerobjekte.


Fleischmann-Modelleisenbahnen Spur H0 und N – "Auto-Rallye"

Bei den heute angebotenen Fahrzeugen in H0 versuchen alle Hersteller den Maßstab von 1:87 gerecht zu werden. In der Anfangszeit (1952) dieser Spurweite war man im Hause Fleischmann der Meinung die Modellfahrzeuge aus optischen Gründen größer nachbilden zu müssen, was dann einem Maßstab von ca. 1:82 entsprach. Zu dieser Zeit wurden die Miniaturbahnen noch aus Zinkdruckguss und Feinblech gefertigt, doch der technische Fortschritt machte bald andere Fertigungstechniken möglich.

Dem seit Anfang/Mitte der 1960er Jahre international genormten Maßstab in H0 (1:87), näherte man sich bei Fleischmann ab 1965 mit einem Übergangsmaßstab in 1:85 an. Seit 1970 werden alle Fleischmann H0-Modelle in 1:87 gefertigt. Von Anfang an setzte der Modellbahnhersteller auf das von der Spur 0 bewährte Zweischienen-Zweileiter-Gleissystem, wie es heute weit verbreitet ist.

Der H0-Trend der 1950/60er Jahre ging eindeutig zum vorbildgetreuen Modell. Dennoch bot Fleischmann preiswertere, vereinfachte Fahrzeuge an, die eher als "Spielzeugeisenbahn" zu bezeichnen sind. Diese Modelle ermöglichten es auch weniger begüterten Familienvätern, ihrem Sprössling eine Eisenbahn zu schenken. Für den Einstieg bot man ferner eine "Start-Serie" oder "A-Serie" an, die zwischen 1955 und 1959 durch eine günstigere Batteriebahn ergänzt wurde.

Doch nicht nur der deutsche Markt wurde bedient. Die seit 1954 hergestellten Dampf- und Dieselloks nach amerikanischem Vorbild fanden in USA großen Anklang, sodass man sich entschloss dieses Segment weiter auszubauen. Zwar wurde auch der europäische Markt bedacht, mit Modellen von schwedischen, italienischen, französischen oder schweizerischen Bahngesellschaften, den Schwerpunkt bildete jedoch das amerikanische Sortiment. Erst Mitte der 60er Jahre wurde ein Großteil der amerikanischen Produkte aus dem Programm genommen.

Weitere kostengünstige Artikel kamen ebenfalls Anfang der 60er Jahre auf den Markt – Bausätze von Güterwagen. Hier spielte jedoch nicht nur der Preis eine Rolle, vielmehr war es dem Bastler möglich, seine Modelle nach eigenen Vorstellungen zu bauen bzw. zu verändern. Mit dem "Fleischmann-Kurier" brachte man 1961 eine Kundenzeitschrift in den Handel, in der interessante Modellbahnanlagen, Umbauten und andere wissenswerte Dinge vorgestellt wurden.

Überhaupt waren die 1960er Jahre für Fleischmann sehr erfolgreich. Um die gestiegene Nachfrage befriedigen zu können, kam 1964 zu den bestehenden Betrieben in Nürnberg und Dinkelsbühl ein weiteres Werk in Heilsbronn hinzu. Ab 1965 wurde die Firmenleitung durch Oskar Fleischmann erweitert – 1969 trat dann Horst Fleischmann, der Sohn Emils, in die Unternehmensspitze ein.

Der allgemeinen Nachfrage folgend, bot der Modellbahnhersteller ab 1967 auch eine Autorennbahn an. Unter dem Namen "Rallye Monte Carlo" bzw. "Auto-Rallye" legte man ein System auf das auch zu anderen Herstellern kompatibel war. Im Maßstab 1:24 bzw. 1:32 waren verschiedene Fahrzeuge im Angebot. Neben Rennwagen nach damaligem Vorbild (Ferrari, Ford Lotus, Porsche CAN-AM ...), waren auch Straßen-PKWs und Einsatzfahrzeuge der Polizei, sowie Go-Karts im Programm. Auch in diesem Segment legte Fleischmann Bausätze auf. Im Katalog 1967/68 heißt es: "Bausatz mit neuartigem, variablen Fahrgestell (verstellbarer Achsstand) zur Befestigung aller Karosserie-Arten und handelsüblichen Motore. Ausgerüstet mit Normal-Motor 3611 und vakuum-tiefgezogener Leicht-Karosserie."

Bei der Modelleisenbahn indes, wurde die Technik immer weiter verfeinert. 1966 verließ eine Schlepptenderlokomotive der Baureihe 55 das Werk, bei der der Antrieb im Tender verborgen war. Dies ermöglichte eine feinere Detaillierung am Lokgehäuse. Für Modellbahner die hoch hinaus wollten, brachte man 1968 eine zum Modellgleis passende Zahnstange heraus. Mit den Zahnradloks der Baureihe 80 oder E 69 können auf kurzer Strecke größere Höhen überwunden werden.

Eine weitere Erweiterung der Produktpalette erfolgte 1969. Fleischmann legte erstmals eine Modellbahn in Spurweite N auf (Maßstab 1:160, Spurweite 9,0 mm), die "piccolo 2000" benannt wurde. Einer der führenden Anbieter von N-Bahnen war seinerzeit der nicht weit entfernt gelegene Mitbewerber Arnold, der diese Spurweite bereits 1960 vorstellte. Die kleine Baugröße wurde anfangs von vielen Modellbahnern belächelt. Allerdings entwickelten sich die Winzlinge zu einem wichtigen Sektor der Modellbahn-Fertigung. War es doch nun möglich eine gleichwertige H0-Anlage auf nur einem Viertel der Fläche zu realisieren. Das aus der H0-Welt bekannte Flexgleis wurde bei Fleischmann in Spur N 1972 eingeführt. Ein Jahr später mussten auch N-Bahner nicht mehr auf eine Zahnradbahn verzichten.

Nach Einführung des Profi-Gleises, einem Kunststoff-Schotterbettgleis mit Neusilber-Vollprofilschienen, hielt das Wort "Profi" auch im Firmenslogan Einzug. Seit 1982 heißt es unter dem Firmenschriftzug: "Die Modellbahn der Profis". Die "Fleischmann-Profi-Kupplung", eine Kurzkupplung mit der man Puffer an Puffer fahren kann, wurde 1985 für H0 vorgestellt und zwei Jahre später auch ins "piccolo"-Programm eingeführt. Das FMZ-System (Fleischmann-Mehrzugsteuerung) erblickte 1986 das Licht der Welt. In diesem Jahr, einige Monate vor dem 100-jährigen Firmenjubiläum verstirbt Emil Fleischmann.

Der 1992 aufgelegte "Magic Train", eine Spielbahn für Kinder ab fünf Jahren in Spurweite 0e und Maßstab 1:45, welcher auf H0-Gleis gefahren werden kann, sollte den Nachwuchs wieder näher an das Thema Modellbahn heranführen. Kein leichtes Unterfangen in Zeiten von Gameboy, Computer & Co.

Herr Oskar Fleischmann geht 1996 in den wohlverdienten Ruhestand. Von nun an lenkt Horst Fleischmann alleine die Geschicke des Familienunternehmens. In Zeiten digitaler Zugsteuerung bringt der Hersteller 2000 das "Twin-Center" auf den Markt. Mit zwei Fahrtreglern und einem Keyboard, nebst Interface zum Computer, stehen dem technikbegeisterten Modellbahner alle erdenkbaren (Fern)Steuermöglichkeiten offen.

Nachdem bereits Arnold, Trix und LGB aufgeben mussten, bzw. von anderen Herstellern oder Investoren übernommen wurden, ereilte auch die alteingesessene Firma Fleischmann dieses Schicksal. Kurz nach der Spielwarenmesse 2008 wurde bekannt, dass der Traditionshersteller von der Modelleisenbahn Holding GmbH (Roco) übernommen wurde. Damit hat Nürnberg seinen letzten, familiengeführten Modellbahnhersteller verloren – das Ende einer langen, traditionsreichen Ära. Aus die Maus!

Tipp für Fleischmann-Liebhaber! Weitere Informationen finden Sie in dem reich bebilderten Buch: Fleischmann; Vom Blechspielzeug zur Modelleisenbahn 1887-2000, Band 3 der Reihe "Schuco, Bing & Co", Jürgen Franzke (Hrsg.), W. Tümmels Buchdruckerei und Verlag GmbH, Nürnberg, 2000, ISBN 3-921590-82-5


Tipp 2: Eine Zeitreise mit Fleischmann - Dauerausstellung zur Geschichte der Fa. Gebr. Fleischmann im Stadtmuseum Schwabach. Nach eigenen Angaben präsentiert das Museum "in Kooperation mit der Firma Gebr. Fleischmann die weltweit größte Spezialsammlung von Spielwaren und Modelleisenbahnen der Firma Fleischmann auf 800 qm ..." Ein Schmankerl nicht nur für Modellbahn-Fans. Weitere Informationen finden Sie unter: http://www.schwabach.de/stadtmuseum/19037.html

Nachtrag, 02.11.2009

Fleischmann streicht Stellen

Wie den "Nürnberger Nachrichten" vom 23.10.09 zu entnehmen war, werden bei Fleischmann im Stammwerk Heilsbronn massiv Stellen gestrichen. Weil Modellbahn-Chef Leopold Heher für 2009 mit einem Verlust ca. drei Millionen Euro rechnet, sei diese Maßnahme alternativlos. Von den verbliebenen 226 Stellen müssten 96 schnellstmöglich gestrichen werden. "Wenn wir jetzt nicht reagieren, wäre das das Aus für Fleischmann", so Heher gegenüber den NN. Eine Schließung des Heilsbronner Werks sei derzeit aber nicht geplant. Der Modellbahn-Chef zur Zeitung: "Wir haben uns dagegen entschieden, weil wir uns zu Fleischmann und dem hier vorhandenen Know-How bekennen." Den Mitarbeitern wäre zu wünschen das dies auch in Zukunft so bleibt.

Nachtrag, 08.11.2010

In der Fleischmann-Fabrik entstehen Lofts

Seit einigen Wochen wird auf dem Fleischmann-Areal zwischen Kirchenweg und Sandrartstraße wieder gearbeitet. Dort wo einst Modellbahnen hergestellt wurden, verrichten jetzt Bagger und Bauarbeiter ihren Dienst. In den Produktions- und Bürogebäuden sollen 63 Wohnungen und vier Büros entstehen. Die Lager und Nebenräume im Hof sind bereits abgerissen. Momentan wird das Objekt entkernt. Das Fürther Büro architektur & controlling beziffert das Investitionsvolumen auf 13 Millionen Euro. Drei Investoren sind, laut einem Artikel der Nürnberger Nachrichten, an dem Projekt beteiligt.

Architekt Sascha Dürr, dessen Vater 35 Jahre bei Fleischmann gearbeitet hat, würde gerne einige, noch vorhandene Fleischmann-Relikte während der Sanierung erhalten, wie etwa die Firmenschriftzüge in den Treppenaufgängen. Auch die übertünchten Fassaden-Ornamente werden wieder freigelegt. Der Innenhof wird zur Grünanlage mit privaten Gärten und Spielplätzen umgestaltet. Dachterrassen und Balkons sollen für urbanes Flair sorgen. Für Kraftfahrzeuge entsteht eine Tiefgarage mit 75 Stellplätzen unter den Gebäuden.

Nachtrag, 19.01.2011

"Fleischmann nimmt Fahrt auf"

So titelten die Nürnberger Nachrichten in ihrer Ausgabe vom 14.01.2011. Die fränkische Traditionsfirma hat unter dem Dach der Modelleisenbahn Holding im vergangen Jahr erstmals wieder schwarze Zahlen geschrieben. Fleischmann erwirtschaftete 2010 einen Umsatz von 18,4 Mio. Euro, bei dem unterm Strich ein Gewinn 1,9 Mio. Euro zu verbuchen sei. Allerdings beinhaltet der Ertrag auch den Erlös aus dem Verkauf des Grundstücks am Kirchenweg, dem ehemaligen Stammsitz des Unternehmens. Abzüglich dieser Transaktion lag der Gewinn, laut NN, bei 0,8 Mio. Euro. Die 190 Fleischmann-Mitarbeiter, davon 130 in Heilsbronn, sollen heuer wieder dem Tarifvertrag entsprechende Gehälter erhalten. Ein Unternehmenssprecher gegenüber der Zeitung: "Fleischmann ist über den Berg, die Sanierung ist abgeschlossen."


Ein Klick in das Vorschaubild öffnet ein neues Fenster mit einer größeren Darstellung.
Fleischmann Schriftzug
Schriftzug an der
Fleischmann-Fassade
Sanierung
Fleischmann-Fabrik
wird saniert
Fleischmann Klingelschild
Auch bald verschwunden


Weitere themenverwandte Seiten:
Text: mw
Fotos:
Verwendete Literatur: FBM, SLN
Nürnberger Stadtanzeiger: "St. Johannis heiß begehrt" v. Ute Möller

Seitenanfang