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Die Rotschmiedsdrechslermühle, Rotschmiede und Rotschmiedsdrechsler

(Auch: Rotschmiedsdrechsel und Rotschmieddrechselsmühle)

Rotschmiedsdrechslermühle in Nürnberg

Die Rotschmiedsdrechslermühle lag am Nordufer der, heute nicht mehr existierenden, Kleinen Insel Schütt gegenüber der Sandmühle. Sie wurde im 16. Jh. errichtet und betrieb, angetrieben von vier Wasserrädern, 21 Drehbänke. Im Jahr 1640 kamen im Zuge von Renovierungsarbeiten, unter Werk- und Zeugmeister Johann Carl, drei weitere Drehbänke hinzu.

Nach einem Grossbrand im Jahr 1849 änderte sich das äussere Erscheinungsbild der Mühle. Die kleinen, ziegelgedeckten Holzhäuser wurden durch einen, in massiver Bauweise ausgeführten, Neubau ersetzt. Ferner zogen weitere Werkstätten in das neue Gebäude ein (Optische Schleifwerke, Polierwerke, Bleiweiss- und Hanfmühlen).

Nürnberg war vor dem Dreißigjährigen Krieg eine der bedeutendsten Städte für Metallverarbeitung in Mitteleuropa. Bis in das frühe 20. Jh. waren in der Rotschmiedsdrechslermühle, neben anderen Zünften, Reisszeugpolierer, Metalldrücker, Metallschneider und -dreher ansässig.

Der Rotschmiedsdrechsel wurde, wie die meisten anderen Mühlen in Nürnberg auch, im Zweiten Weltkrieg weitgehend zerstört.

Aber nicht nur die Mühlen in der Nürnberger Altstadt mussten beim Wiederaufbau und der notwendigen Hochwasser-Regulierung der Pegnitz weichen. Auch für die Kleine Insel Schütt, die durch Anlage eines Mühlenkanals im Mittelalter entstanden war, bedeutete es das Aus. Der Mühlkanal nördlich der Insel wurde einfach mit Trümmerschutt aufgefüllt und somit das Eiland dem Festland der Sebalder Stadthälfte angegliedert. Unter der Überschrift "Die Kleine Insel Schütt wird Festland" war am 12. April 1958 in den Nürnberger Nachrichten zu lesen: "... Der alten Pegnitz wird ein Arm amputiert, denn in diesen Tagen wird der Teil des Flusslaufs zugeschüttet, der jahrelang die Kleine Insel Schütt bildete. ..."



Rotschmied und Rotschmiedsdrechsler

Das Rotschmiedehandwerk war die auf die Herstellung von Messingwaren spezialisiert. Ihre Produkte wurden gegossen, geformt, gedrechselt, poliert und bis in´s 17.Jh. europaweit vertrieben.

Nach Kompetenzrangeleien unter den Nürnberger Schmieden wurde in der Handwerksordnung von 1535 festgelegt, dass Rotschmiede nur gegossene Messingstücke herstellen und verkaufen dürfen. Diese dienten dann den Rotschmiedsdrechslern als Rohling für die Weiterverarbeitung. Durch schleifen, drechseln und polieren entstanden so Messingprodukte für den Alltag, die Kirche und das Handwerk.

Die Rotschmiedsdrechsler auf der Kleinen Insel Schütt waren es auch, die eine Vorrichtung erfanden mit der ein fertiges Werkstück bei laufendem Wasserrad, gegen einen neuen Rohling ausgetauscht werden konnte, ohne dass das Treibrad angehalten werden musste. Die Handwerksordnung aus jener Zeit drohte jedem "Verräter" mit Zuchthausstrafen. Die Rotschmiedsdrechsler durften, wie manch andere Handwerker auch, die Stadt nicht ohne vorherige Erlaubnis verlassen.

Umso verwunderlicher ist es, dass 1783 Friedrich Nicolai eine ziemlich genaue Beschreibung diese Handwerks liefern konnte.

"... Von den Nürnbergischen Handwerkern und anderen Arbeitern, die wir gesehen haben, will ich hier nur die sogenannte Rothschmiedmühle anführen, die man sonst sehr geheim hält, und die mir aus besonderer Freundschaft gezeigt ward. Es wird in solcher Mühle nicht etwan, wie man aus dem Namen vermuthen könnte, ein Schmiedwerk oder Hammer vom Wasser getrieben, sondern die Vorrichtung Ist zum Drechseln meßingnerund kupferner Sachen gemacht, es sey nun, dass man aus ganzen gegossenen Blöcken etwas drechseln will, oder dass man Sachen, die schon aus Groben gegossen sind, fein abdreht ...
... Der Arbeiter spannt das Stück das er abdrehen will, an eine vertikale Scheibe, woran mit verschiedenen Eisen gedreht wird. Die Vorrichtung ist so gemacht, und dieß halten sie für das eigentliche Geheimniß, daß man mit wenigen Umständen die Scheiben, nebst allem was dazu gehört, von der größten bis zur kleinsten erhöhen und erniedrigen kann, ohne das Wasserrad zu hindern. Es konnten daher sowohl ganz kleine Sachen, z. B. kleine Leuchter oder kleine Glocken, als auch Stücken von zwey oder drey Centnern darauf gedreht werden".



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Text: mw
Fotos:
Verwendete Literatur: DIS, NZS, RIF, SLN

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