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Die Rosenau – Rosenaupark

Die Rosenau im Nürnberger Stadtteil Kleinweidenmühle ist heute ein beschaulicher Park der der gesamten Bevölkerung offen steht. Dem war nicht immer so. Als kommerzieller Freizeitpark stand die Rosenau früher nur gehobeneren Schichten zu Verfügung. Es wurden pompöse Feste gefeiert, imposante Feuerwerke abgebrannt und die feine Gesellschaft lustwandelte in Kähnen auf dem Rosenauweiher. Der Park war ein Schauplatz großbürgerlicher Freizeitvergnügen mit rauschenden Sommerfesten sowie Konzert- und Tanzveranstaltungen.


Das ehemals sumpfige Gelände wurde 1218 erstmals erwähnt, und war im Besitz des Deutschen Ordens. In der Mitte des Geländes befand sich der Bleichersweiher, der seinen Namen von der auf einer Insel gelegenen Bleiche bekam. Dort wurde Rohleinwand unter Einsatz von Holzasche geweißt. Ferner wurde der Weiher zur Fischzucht genutzt, was unter den gegebenen Umständen nur schwer vorstellbar ist. Ein erstes Highlight fand 1649 auf dem Gelände statt – anlässlich der Beendigung des Dreißigjährigen Krieges brannte man dort ein prächtiges Feuerwerk ab. Nach Auflösung des Ordens (1806) ging das Areal an das Königreich Bayern und erfuhr zwischen 1815 und 1827 eine erste Umgestaltung durch den königlichen Stiftungsadministrator Wilhelm Bock, der dort ein Landhaus errichtete.

Die Witwe Bocks verkaufte 1827 den Besitz an Johann David Wiß, dem Assessor am Handelsappelationsgericht. Von hier an begann die steile Karriere der Rosenau. Wiß, Besitzer einer Kunstmühle und Nadelfabrik sowie türkischer Konsul, kaufte weitere angrenzende Grundstücke zu und vergrößerte seinen Besitz. Einen Teil des Areals reservierte sich der Vorindustrielle für private Zwecke, den Rest legte er nach und nach als Vergnügungspark an. Für sich und seine Gattin Rosina Alix Wiß baute er eine Villa mit Pavillon, sowie den Prachtbau "Alhambra" im indischen Stil des 18. Jahrhunderts. Wahrscheinlich leitete Wiß den Name Rosenau von seiner Gemahlin Rosina ab, möglicherweise aber auch von einem gleichnamigen Schlösschen in der Nähe von Coburg.

Wiß verwandelte den Bleichersweiher in einen idyllischen Waldweiher mit erlesener Bepflanzung, auf dem Enten, Schwäne und mietbare Kähne schwammen. Im Winter diente der zugefrorene Weiher als Eislaufbahn. Die Insel, die ehemalige Bleiche, wurde durch zwei romantische Brücken mit dem "Festland" verbunden. Die restlichen Freiflächen schmückte man mit Büschen und Blumenrabatten sowie zahlreichen Barockfiguren. Um die beträchtlichen Investitionen zu amortisieren, gründete der geschäftstüchtige Parkbesitzer 1834 die "Garten-Gesellschaft auf der Rosenau", bei der man ein Abonnement zeichnen konnte. Die gehobene Gesellschaft durfte somit an festgelegten Tagen Teile des Parks benutzen. In der "Einladung zur Subscription einer abonnirten Gesellschaft" heißt es:

"Der moderirte Abonnements-Preis ist für eine Familie auf 1 Fl. 12 Kr. und für jede einzelne Person auf 40 Kr. Festgesetzt, und ist ihnen dagegen der Besuch der bezeichneten Lokalitäten zugesichert; jedoch mit dem früheren Vorbehalt der gewöhnlichen Kirchweihtage und jenem der Benützung zweier Tage in jedem Monate, für das Gesammt-Publikum, oder für einen besonderen gesellschaftlichen Zweck.
Um die Rechte der abonirten Mitglieder zu wahren, soll möglichst streng darauf gesehen werden, dass nur Personen, welche wirklich zum Besuch berechtigt sind, die Gesellschafts-Lokalitäten besuchen; jedoch können Fremde, die nicht hier wohnen, zu jeder Zeit eingeführt werden.
Zur besseren Controlle werden die verehrlichen Abonnenten gebeten, die Abonnements-Karten anfangs vorzuzeigen.
Als Haupt-Gesellschaftstage sind, gleich dem vorigen Jahre, Sonntag, Dienstag und Freitag bestimmt, an welchen für gute Harmonie-Musik gesorgt wird.
Zur Befahrung des Weihers ist eine hinlängliche Anzahl Kähne vorhanden, jedoch ist, um Ordnung dabei erhalten zu können, und da der Unterzeichnete die Unterhaltskosten übernommen hat, für das Fahren eine Abgabe zu entrichten."


Somit kann angenommen werden, dass an bestimmten Tagen auch das "gemeine Volk" Zutritt zu der Parkanlage hatte. Ferner vermietete Wiß das Areal auch an exklusive Vereine, reiche Einzelpersonen sowie kommerzielle Veranstalter.

Der Architekt Karl Alexander Heideloff plante 1839/40 die bereits erwähnte "Alhambra", ein Prachtbau im orientalischen Stil, den Johann David Wiß auf der Insel errichten ließ. Lange Zeit war dieses Bauwerk die Hauptattraktion der Rosenau, bis es rund 40 Jahre später wegen Baufälligkeit abgerissen werden musste. In Anlehnung an das legendäre Gebäude wurde später noch ein Kino nach ihm benannt das sich aber nicht bis in unsere Zeit retten konnte. Friedrich Mayer beschreibt die Rosenau 1843 in "Nürnberg im neunzehnten Jahrhundert" recht anschaulich:

"... vor allen aber die Rosenau, welche aus der ehemaligen Wirtschaft zum Bleicher und aus dem Bock´schen Garten entstanden, dem Kaufmann Wiß gehört, der einen Theil davon in Pacht gegebe. Die in Nürnberg und dessen Burgfrieden Wohnenden können die Rosenau nur gegen einen jährlichen Abennementsbeitrag besuchen, Fremde dagegen jederzeit eingeführt werden. Es gehört zum Savoir vivre, die Rosenau zu besuchen, und wer sich einem lauten Menschengetriebe, in den Bewegungen der Freude, an der Jeder für ein mäßiges Abonnement Theil zu nehmen berechtigt ist, gefällt, der wähle getrost den lustigen Ort, an welchem mehreremale in der Woche Harmoniemusik, ausserdem zuweilen Feuerwerk, Beleuchtung, Ballonsteigen u. dgl. Lockungen für die Menge statt finden. Wahr bleibt es, daß in dieser Anlage die Kunst der Natur auf eine recht erfreuliche Weise beigesprungen ist. Ein niedliches Wirtschaftsgebäude (auch als Winterlokal für die Abonnenten zu gebrauchen), davor ein geräumiger Platz mit einem großen Pavillon für Tanz und Spiel, eine Menge Lauben und versteckte Plätzchen im schattigen Grün, das Ganze von einem Weiher* umgeben, in welchem ein kleines Inselchen mit einem Schwanenhäuschen, und über welchen eine hochgewölbte hölzerne Brücke zu einem Salon, in dessen Nähe ein guter Felsenkeller seine eigenen Unterhaltungen bietet, führt, rein gekarstete Wege, die sich am Ufer des Weihers hinschlängeln und in trauliche Boskete verlieren, das sind die sinnigen Zusammenstellungen, welche die Rosenau mit Recht zum Lieblingsplatz der Nürnberger geschaffen haben."

*Fußnote zum Weiher:
"Dieser Weiher dient während der schönen Jahreszeit zu Wasserfahrten, und mit den kleinen Kähnen wurden schon recht artige Mannövers aufgeführt, Miniaturbilder von Seeschlachten u. dgl.; im Winter bietet er Schlittschuhläufern eine angenehme Eisfläche, die stets als Bahn im Stand gehalten wird."


Die Pläne zur Umwandlung in Bauland führten 1885 zur Gründung der "Rosenau-Anlagen-Gesellschaft", kurz RAG, die den Park von den Wiß´schen Erben erwarb. Die Rosenau sollte also weiterhin kommerziell und gewinnbringend weitergeführt werden. Die Aktionäre, die teilweise ihre Villen an den Hängen rund um den Park hatten, betrauten fortan einen Pächter mit dem Betrieb des Freizeitparks. Vorstandsvorsitzender der RAG war Bleistiftfabrikant Johann Faber, der jüngere Bruder Lothar Fabers. Das von Wiß errichtete Restaurant ersetzte man durch einen großen Saalbau für Konzerte, Tanzbelustigungen und Gartenfeste. Der Betrieb schien sich zu rentieren, sodass 1887 ein Überschuss von 9477 Mark erwirtschaftet werden konnte. Für damalige Verhältnisse eine ansehnliche Summe.

Hochmut kommt vor dem Fall – so ging es in den folgenden Jahren abwärts mit dem noblen Parkbetrieb. Im Jahr 1891 wurde eine Null auf Null Abrechnung ausgewiesen und die Aktionäre mussten auf ihre Dividende verzichten. Die RAG hatte keine andere Wahl als umzudenken, um das nun unrentable Unternehmen am Leben zu erhalten. Die Rosenau wurde jetzt auch zu anderen Zeiten für das "gemeine Volk" geöffnet, die Veranstaltungen auf die neue Zielgruppe zugeschnitten. Der "Fränkische Kurier" kündigte am 27. September 1892 das Gastspiel einer Kleinkunstgruppe so an:

"Im Rosenautheater präsentieren heute abend die Colibris eine durchweg neue Galavorstellung. Prinz Colibri, der schneidige Komiker, der mit seinem Fiakerliede allabendlich das Publikum zu lebhaftem Beifall anregt, singt mit Prinz Dedal zwei neue Duette: "Balthasar" und "Die Gebote der Ehe". An neuen Tänzen nennt das Programm "Ungarischer Magnatentanz", "Steierischer Nationaltanz" und "Cancan Parisien". Prinzessin Dedal singt ein Originalcouplet "Mamsell Giger". Die Hauptnummer ist aber der französische Ringkampf zwischen den Prinzen Henri und Dedal, welcher nach allen Regeln der Kunst ausgeführt, gegen Ende der Vorstellung stattfinden soll. Bei der großen Beliebtheit, deren sich diese niedlichen, allerliebsten Liliputaner hier erfreuen, wollen wir nicht versäumen auf diese Vorstellung ausdrücklich hinzuweisen."

Man richtete sich nun also nach der Volksseele, was den Betrieb aber nicht retten konnte. Wegen permanenten finanziellen Engpässen musste die RAG die Rosenau 1893 an die Stadt verkaufen. Mit einem hohen Millionenbetrag erwarb Nürnberg das komplette Areal samt Inventar. Der Betrieb wurde aber keineswegs eingestellt, sondern noch "volksnaher" gestaltet. Die Rosenaugaststätte wurde 1894 wiedereröffnet und diente auch Vorstadtvereinen als Vereinslokal. Martin Daut, neuer Betreiber der Restauration, gab auf Plakaten bekannt:

"Der ergebenst Unterzeichnete, welcher den Betrieb der Rosenau Restauration am 25. März – Ostersonntag – beginnen wird, beehrt sich bekannt zu geben, dass er während der Monate April, Mai, Juni, Juli, August und September eine Reihe von Concerten durch hiesige Musikkapellen, insbesondere die Kapelle des kgl. Musikdirektors Herrn Carl und des kgl. Musikdirigenten Herrn Hüpfner, ferner durch auswärtige Kapellen und Künstler-Gesellschaften von hervorragendem Ruf ausführen lassen, desgl. Auch Garten-Feste veranstalten wird. Die Concerte finden in der Regel Sonntags, Mittwochs und Freitags statt. (...) Indem ich mein Unternehmen, für welches ich alle Kraft und Sorgfalt einsetzen will, damit die Rosenau wieder ein gernbesuchter Erholungs- und Vergnügungsplatz des geschätzten Publikums werde, zu freundlicher Förderung bestens empfehle, zeichne ich hochachtungsvoll Martin Daut, Restaurateur."

Auch Daut gab Abonnementskarten aus, die vermutlich jährlich, für Familien 10 Mark und für einzelne Personen 5 Mark kosteten. Nichtabonnementen zahlten für einzelne Konzerte sonntags 20 Pfg., an Wochentagen 30 Pfg.

Die Rosenau hatte sich also zum Volkspark entwickelt. Doch sie musste auch Tribut zollen. In Zeiten der Industrialisierung wurde der Weiher um die Hälfte verkleinert, sowie der natürlichen Quellzuflüsse beraubt. Um eine Versumpfung zu vermeiden, speiste man nun den Rosenauweiher durch die städtische Wasserleitung. Aber es gab auch Positives. Die Promenadenwege wurden erweitert und mit Bogenlampen ausgestattet, die Bepflanzungen mit erklärenden Schildern versehen. Wie schon in "exklusiven" Zeiten rückte der Bleichersweiher wieder in den Mittelpunkt der Aktivitäten. Im Winter gab es "Feste auf dem Eise" mit Regimentsmusik, bengalischer Beleuchtung und anderen pyrotechnischen Sensationen. Der tägliche Eislaufbetrieb war eine Attraktion den Peter Luginsland so beschrieb:

"Im Winter tobte sich die Eissportelite auf dem glitzernden Natureis des Rosenauweihers aus. Bretzenverkäufer (Vöir Stieck a Zehnerla, mein Herr) und Würstchenverkäufer (A Poar fufzeah Pfennieh) siedelten hartnäckig bis in die späte Nacht an den Rändern der Eisbahn und wer besonders vornehm sein und sich vor den Damen zeigen wollte, ließ sich die Schlittschuhe um 5 Pfennig anschnallen und wurde dafür als "Herr Doktor" angesprochen. Manche gute Ehe bahnte sich auf dem Eisparkett der seligen Rosenau an, denn dort kannte jeder jeden und jede jede."

In "Nürnberger Spaziergänge", ein um 1900 erschienener Wanderführer für Nürnberg und Umgebung, beschreibt die Rosenau rückblickend etwas wehmütig: "Und ein Stück Romantik lag in der alten Rosenau von ehemals, als sich noch nicht Fabrik-Kamine und Hopfenschlöte in seinen blauen Fluthen spiegelten, als noch nicht das tiefgrüne, dichte Buschwerk und die Stämme uralter Bäume mit ihrem Schatten spendenden Laube von der unbarmherzigen Axt niedergemacht wurden. Man schuf Bauplätze, auf denen Wohn- und Fabrikgebäude die Rosenau jetzt eng begrenzen. Wie ein Fremder, der fern vom Heimathland unter Fremden weilt, sieht das noch vorhandene orientalische Gebäude darein; das leichte, gefällige, malerische Bauwerk unter den massiven Häusern von schweren Quatersteinen."

Über die Jahrzehnte beliebt, um einen riesigen Bierkeller erweitert, blieb der Park Publikumsmagnet. Vielleicht wäre das auch heute noch so, wäre da nicht der unsägliche Zweite Weltkrieg gewesen. Die Wirtschaftsbauten und die Herrschaftsvillen am Rande wurden fast ausnahmslos zerstört. Die Reste des Bleichersweihers wurden nach Kriegsende zugeschüttet.

Durch die Beseitigung des Weihers hat die Rosenau viel von ihrem Flair verloren, dennoch ist es heute eine grüne Oase die Jung und Alt zum Verweilen einlädt. Der Autor erinnert sich noch an die "Milchbar" mit ihrem geschwungenem blauen Neon-Schriftzug in den 1960er Jahren, heute bekannt als Café "Kiosk". Auch die riesige Schaukel in der südwestlichen Ecke, ein hölzernes Krokodil auf dem acht Personen Platz hatten, ist noch bestens in Erinnerung. Die heutigen Spielplätze, Spiel- und Liegewiesen werden nach wie vor gerne genutzt.

P.S. Auch das Ernst Paul Lehmann Patentwerk (später unter dem Kürzel LGB bekannt) machte in der Rosenau, genauer gesagt in der Rosenaustraße 5, einen Neuanfang nachdem die Fabrik in Brandenburg an der Havel enteignet wurde.


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Text: mw
Fotos:
Verwendete Literatur: IKN, NWG, NZS, SLN

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